Wiedergeburt des FC Everton: James führt Inzaghis Jünger

Während die etablierten Spitzenteams in England straucheln, nutzen andere Mannschaften die Gunst der Stunde. Besonders der FC Everton zeigt sich in ungewohnter Position. Denn erstmals - und dieser Fakt ist wirklich fast unglaublich - seit Einführung der Premier League im Jahr 1992 führen die "Toffees" nach Beendigung eines Spieltags die Tabelle an. Man ist gekommen, um zu bleiben.

James Rodriguez

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Es war ein großer Tag für den AC Mailand, dieser 23. Mai des Jahres 2007.
Im Finale der Champions League im Athener Olympiastadion hatte die Mannschaft von Trainer Carlo Ancelotti gegen den FC Liverpool mit 2:1 gewonnen und sich den Titel der Königsklasse gesichert. Beide Tore erzielte Filippo Inzaghi.
Was das mit dem FC Everton zu tun hat? Nur auf den ersten Blick wenig. Doch dann schaut man genauer hin.
Denn der Karriereweg des großen Mister Ancelotti hat ihn inzwischen zum Reds-Stadtrivalen FC Everton verschlagen. Dort ist die Zielsetzung mitnichten der Henkelpott. Und auch die legendäre Nummer 9 hat seine Spielerkarriere längst beendet. Der Trainer bringt all diese Dinge dennoch zusammen.
"Ich habe mir den Sommer über jede Menge Youtube-Videos der Tore von Inzaghi angesehen, um von ihm zu lernen. Sein Stellungsspiel, sein direkter Abschluss, seine Art sich vor dem Tor zu bewegen. Ancelotti sagte mir, ich könne mir da etwas abschauen", erzählte Dominic Calvert-Lewin kürzlich.
Der Stürmer traf seither neun Mal in den ersten sechs Spielen für Everton und wurde in die englische Nationalmannschaft berufen. Der Trick des Trainers hat also ganz offensichtlich gewirkt. Es ist nicht die einzige Erfolgsgeschichte im Kader des englischen Tabellenführers. Ganz im Gegenteil.
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Ancelotti Inzaghi

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Ancelotti hat die Mannschaft stabilisiert und klug verstärkt

Schon in der Endphase der vergangenen Saison zeigte Ancelottis Arbeit, die er im Dezember 2019 an der Mersey antrat, erste Ergebnisse. Der Klub stabilisierte sich auf solidem Level und schloss die Saison schließlich auf Rang zwölf ab.
Das ist insofern als Erfolg zu werten, als dass man im Laufe der Spielzeit auch mit Abstiegssorgen zu kämpfen hatte. Im kurzen Corona-Sommer zündete man die nächste Entwicklungsstufe.
"Die Verpflichtungen von Allan, Abdoulayeu Doucouré und James Rodriguez waren besonders wichtig und zahlen sich schon in dieser frühen Phase aus", analysiert James Walker-Roberts. Der Premier-League-Experte von Eurosport in England ist besonders begeistert davon, wie schnell sich alle drei in der Mannschaft zurechtgefunden haben.
Auch ein Verdienst Ancelottis.
Alle drei verstärken das Mittelfeld der Toffees. Allan sorgt für Stabilität vor der Abwehr, erobert Bälle und strahlt Ruhe aus. "Seine bloße Anwesenheit verleiht den Außenverteidigern Seamus Coleman und Lucas Digne mehr Freiheiten im Spiel nach vorn", meint Walker-Roberts.
Der für 22 Millionen Euro vom Absteiger Watford gekommene Doucouré bringt Wucht und Dynamik ins Spiel. James ist gleichermaßen für Kreativität und Effizienz zuständig.
Attribute, die der ehemalige Bayern-Spieler - zuletzt wieder bei Real Madrid angestellt - nicht immer zeitgleich liefern konnte. Im blauen Everton-Shirt gelingt ihm das aber mehr als gut. Drei Tore und zwei Vorlagen in den ersten vier Premier-League-Spielen sprechen eine deutliche Sprache.
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James Rodriguez

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Spiele im Dezember geben Aufschluss

Für den Kolumbianer wird es nun darum gehen, wie lang er seine exorbitant gute Form konservieren kann. "Wenn James über einen langen Zeitraum performt, hat Everton die Chance, ein sehr interessantes und für die Konkurrenz gefährliches Team zu bleiben", schätzt Walker-Roberts ein.
Überbewerten sollte man den Saisonstart von James und seinen Jungs trotz aller Euphorie rund um den Verein aber nicht. Nach einem Auswärtssieg bei Tottenham am ersten Spieltag hießen die Gegner zuletzt West Brom, Crystal Palace und Brighton.
In den kommenden Wochen wird sich herausstellen, ob Everton wirklich gekommen ist, um zu bleiben.
Nach der Länderspielpause geht es zunächst im Merseyside-Derby gegen Jürgen Klopps FC Liverpool, wenig später im Dezember folgen in kurzer Folge Spiele gegen Chelsea, Leicester, Arsenal und Manchester City. Spätestens danach wird man sehen, aus welchem Holz Ancelotti und sein Team geschnitzt sind.
"Ich bin sehr zufrieden mit den Resultaten, das habe ich so nicht erwartet", sagte der Trainer nach dem ersten lupenreinen Saisonstart seit 27 Jahren zuletzt eher emotionslos. Der Mister weiß, es wartet viel Arbeit. Vielleicht muss er noch öfters in die Trickkiste greifen.
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Quelle: Perform

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