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FC Liverpool - Thiago in Top-Form: Warum der Ex-Münchner endlich in England angekommen ist

Dennis Melzer

Update 01/12/2021 um 10:05 GMT+1 Uhr

Viele Fans des FC Bayern trauerten ihrem langjährigen Mittelfeld-Künstler hinterher, als er vor mehr als einem Jahr zum FC Liverpool wechselte. Auf der Insel hatte der Spanier allerdings zunächst mit Problemen zu kämpfen, fand lange Zeit nicht in die Spur. Mittlerweile ist er offensichtlich bei den Reds angekommen - und sorgt nun endlich auch bei den Anhängern an der Anfield Road für Verzückung.

Thiago sorgt derzeit bei Liverpool für Furore

Fotocredit: Getty Images

Nach rund einer Stunde erhoben sich die Zuschauer an der Anfield Road, um einem ihrer besten Spieler dieses Samstagnachmittags zu huldigen. Standing Ovations für den strahlenden Thiago, wenige Augenblicke später schloss Jürgen Klopp den Mittelfeldmann in die Arme.
Der Grund für die herzlichen Reaktionen bei seiner Auswechslung: Thiago hatte im Rahmen des 4:0 über den FC Southampton auf dem Feld Thiago-Dinge getan, jene Qualitäten aufblitzen lassen, die bei Fußball-Ästheten, die es mit dem FC Bayern halten, viele Jahre für Verzückung sorgten.
Thiago spielte kluge Pässe, zeigte sich stets anspielbereit, löste brenzlige Situationen mit Leichtigkeit und erzielte in technisch anspruchsvoller Manier sein erstes Premier-League-Tor in dieser Saison. Eine Leistung, die sinnbildlich für die derzeitige Form des kleinen Künstlers stand.
Schon im vorletzten Ligaspiel gegen den FC Arsenal (4:0) und insbesondere unter der Woche hatte Thiago begeistert, im Champions-League-Gruppenspiel gegen den FC Porto (2:0) mit einem herausragenden Treffer aus 25 Metern ein Statement gesetzt. Die "Sun" deklarierte den Vollspann-Dropkick als "Wundertor", der "Guardian" verwendete das Adjektiv "atemberaubend".

Klopp voll des Lobes, Thiago bleibt bescheiden

Im Anschluss zeigte sich auch Klopp begeistert: "Wer auch immer Thiago im Training sieht, weiß, dass er die Technik besitzt, um so etwas zu tun", erklärte der Trainer, ehe sich der Gelobte selbst in Bescheidenheit übte und den mannschaftlichen Erfolg in den Vordergrund stellte. Es sei natürlich "immer schön", ein Tor zu erzielen, in erster Linie ginge es ihm aber darum "dem Team zu helfen."
Standing Ovations, Presse-Lobeshymnen, dem Team helfen - all das ist seit seinem Wechsel von München an die Mersey vor etwas mehr als einem Jahr einigermaßen neu für Thiago. In seiner ersten Spielzeit vermochte es der 30-Jährige nämlich nicht, dem Liverpooler Spiel seinen Stempel aufzudrücken.

Thiagos Vorschusslorbeeren verwelkten

Kurz nach seiner Ankunft fing sich Thiago Corona ein, gleich in der ersten Partie nach überstandener Infektion wurde er von Evertons Richarlison im Derby rüde am Knie getroffen, was eine Ausfallzeit von mehr als zwei Monaten zur Folge hatte. Der Transfer schien unter keinem allzu guten Stern zu stehen, auch nach seiner Verletzung blieb Thiago vieles schuldig, die zahlreichen Vorschusslorbeeren verwelkten rasch.
Regelmäßig sah sich Thiago mit Kritik konfrontiert, vor allem bei Journalisten und Experten hatte er zwischenzeitlich keinen leichten Stand. Der Vorwurf: Thiago passe einfach nicht zum dynamischen Spiel der Mannschaft, Sportjournalist Adrian Durham erklärte beispielsweise Anfang Januar bei "talksport": "Seit Thiago da ist, hat sich das Team von Heavy Metal zu Fahrstuhlmusik entwickelt."
Der Regisseur sei zwar ein talentierter Fußballer, aber "der absolut falsche Mann für Liverpool." Am Ende der Saison standen 30 Einsätze und lediglich ein Tor in den Büchern.

Thiago dementiert Barcelona-Gerüchte

Kaum verwunderlich, dass sich beharrlich Gerüchte um den Spanier rankten, zuletzt soll Barcelonas Neu-Coach Xavi die Fühler nach Thiago ausgestreckt haben. Spanische und englische Medien berichteten, dass der Vereinslegende nach Dani Alves in Thiago einen weiteren ehemaligen Mannschaftskollegen zurück nach Katalonien locken wolle. Hinzu käme, dass dieser sich in Liverpool ohnehin nicht sonderlich wohlfühle.
Thiago dementierte die Meldungen jüngst und bekannte sich im Vorfeld des Duells mit Porto zu Liverpool. "Ich spiele Fußball und kümmere mich nicht um solche Spekulationen. Ich konzentriere mich komplett auf meine Aufgaben und meine Vertragslaufzeit hier." Der Schritt auf die Insel sei indes "zu 100 Prozent die richtige Entscheidung" gewesen. Pläne, sein bis 2024 gültiges Arbeitsverhältnis vorzeitig zu beenden, gebe es nicht. Vielmehr wolle er "alle möglichen Trophäen" mit dem LFC gewinnen.
Aussagen, die den Fans gefallen dürften. Mit Verspätung könnte Thiago zu dem Schlüsselspieler avancieren, den man sich bei seiner Verpflichtung erhofft hatte. Er macht das Spiel variabler, schwieriger auszurechnen. Entgegen der ehemals herrschenden Meinung, Thiago passe nicht zu Liverpool, verfügt er eigentlich sehr wohl über das Klopp’sche Anforderungsprofil.

Thiago glänzt als Balleroberer

Neben seinen Stärken im Spiel nach vorne, glänzt er dank seiner Antizipationsfähigkeiten auch als Balleroberer. Kein Spieler verbuchte beispielsweise gegen Arsenal mehr Balleroberungen als Thiago (acht), gegen Southampton waren es nach 60 Minuten ebenfalls derer acht und gegen Porto zählten die Statistiker sieben, nur Alex Oxlade-Chamberlain kam auf mehr (elf).
Mitte September zog Jürgen Klopp Bilanz: "Der Start war nicht perfekt, denn Thiago kam hierher und bekam Covid und verletzte sich früh. Das macht alles schwieriger. Aber er hat gezeigt, was er für ein Spieler für uns sein kann." Der ehemalige Dortmunder prophezeite: "Es wird also noch viel mehr kommen."
Er dürfte Recht behalten.
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