Ein Hauch von Leicester City 2016: Das Geheimnis hinter West Ham Uniteds Erfolg in der Premier League
West Ham United mischt die Premier League auf! Die Hammers fügten nicht nur dem FC Liverpool die erste Saisonpleite zu, sondern erinnern auf Rang drei stehend auch an das Leicester-Märchen von 2016. Durch geschickte Transferpolitik und einen Trainer, den viele schon abgeschrieben hatten, mausern sich die Londoner langsam aber sicher zur zweiten Kraft der Hauptstadt. Was ist jetzt möglich?
Fornals esulta per il gol del vantaggio in West Ham-Liverpool - Premier League 2021/2022
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Wir schreiben das Jahr 2016. Leicester City trifft am 1. Mai, einem Sonntag, als Tabellenführer am 36. Spieltag der Premier League im Old Trafford auf den Tabellensechsten Manchester United.
Sieben Punkte beträgt vor Anpfiff der Vorsprung auf den ärgsten Verfolger Tottenham Hotspur. Ein Sieg bei den Red Devils würde den Foxes also zum Titel und damit zu einer der größten Sensationen der jüngeren Fußballgeschichte reichen.
Am Ende muss Leicester nicht einmal gewinnen. Weil Tottenham an der Stamford Bridge eine 2:0-Führung gegen den FC Chelsea aus der Hand gibt und am Ende nur 2:2 spielt, reicht dem Team von Claudio Ranieri auch ein 1:1 gegen ManUtd für einen der denkwürdigsten Titel der Premier-League-Geschichte.
"Ein Triumph, den keiner zu glauben wagte", titelte der "Guardian", "Das Wunder des Jahrhunderts", hieß es in der spanischen "AS". Doch mit Superlativen, das ist bekannt, ist man besser vorsichtig. Schließlich können sich Geschichten, so spektakulär und märchenhaft sie auch sein mögen, immer wiederholen.
Aktuell jedenfalls tummelt sich wieder ein vermeintlicher Underdog unter den häufig übermächtig erscheinenden Topklubs der Insel: West Ham United.
West Ham mischt die Premier League auf
Im Grunde akzeptiert in England jeder, dass Leicesters Coup von 2016 in seiner Form und Entstehung ein "einmaliges" Erlebnis war. Die Foxes gingen schließlich als krasser Außenseiter in die Saison 2015/16, viele zählten den Tabellen-14. der Vorsaison sogar zum erweiterten Kreis der Abstiegskandidaten.
Die Hammers jedoch klopften in der vergangenen Saison schon einmal vorsichtig oben an, landeten in der Endabrechnung immerhin vor den Stadtrivalen Tottenham Hotspur und FC Arsenal auf Rang sechs. Nur ein Hauptstadtklub, Chelsea, war besser (Rang vier).
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Michail Antonio von West Ham United feiert mit seinem Kollegen
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Aktuell, nach elf Spieltagen der laufenden Saison, rangiert West Ham punktgleich mit Manchester City und drei Punkte hinter Tabellenführer FC Chelsea sogar auf Platz drei.
Zuletzt gewannen die Londoner vier Ligaspiele in Serie und das nicht gegen irgendwen: in Everton (1:0), gegen Tottenham (1:0), bei Aston Villa (4:1) und schließlich in beeindruckender Manier zuhause gegen den FC Liverpool (3:2), der bis dato noch ungeschlagen war.
Der Sieg gegen die Reds sorgte für jede Menge Schlagzeilen auf der Insel und machte zudem deutlich: dieses West Ham muss man im Kampf um die vorderen Plätze durchaus ernst nehmen.
Das neue West Ham: Wo haben sich die Hammers verbessert?
So gut West Ham in der vergangenen Saison auch agierte, den größten Sprung im haben die Hammers in der Defensive gemacht.
Die Verpflichtung von Kurt Zouma, der für 30 Millionen Euro vom FC Chelsea kam, hat gesessen. Zouma ist bereits jetzt Abwehrchef, dirigiert aus der Innenverteidigung heraus und fördert so die Kompaktheit der gesamten Mannschaft im Spiel gegen den Ball.
Zudem entwickelte sich Declan Rice zu einem der besten Mittelfeldspieler in der Premier League und Michail Antonios Form ist seit Saisonbeginn in Topform, liegt in der Torjägerliste mit sechs Treffern hinter Leicesters Jamie Vardy (7) und Liverpools Mohamed Salah (10) auf Rang drei.
Doch auch wenn man Zouma als defensiven Organisator, sowie Rice und Antonio rausheben kann, steht bei West Ham das Team im Vordergrund - und diese lebt von Kontinuität, wie Premier-League-Experte Ibrahim Mustapha von Eurosport UK in London verrät: "Moyes hat im Sommer nicht allzu viel am Kader verändert, sodass die Spieler Zeit hatten, sich einzuspielen. Sie kennen sich besser als das in anderen Teams der Fall ist."
David Moyes: Endlich Zeit
Auch auf der Trainerposition hat sich besagte Kontinuität eingestellt. Seit 29. Dezember 2019 hat Moyes das Sagen bei West Ham. Als er von Manuel Pellegrini übernahm, standen die Hammers auf Platz 16, nur vier Punkte vor dem ersten Abstiegsrang - und so wirklich aus dem Dreck ziehen, konnte der Schotte den Karren nicht, auch wenn er seinen Amtsantritt mit einem 4:0-Heimsieg über Bournemouth feierte.
Denn auch am Saisonende hieß es Rang 16, immerhin der Vorsprung auf die Abstiegszone war um einen Punkt auf fünf Zähler angestiegen. Dass man trotz der ergebnistechnisch enttäuschenden Rückrunde dennoch nicht nervös wurde und Moyes weiterhin das Vertrauen aussprach, zahlt sich nun aus.
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Seit Dezember 2019 Trainer bei West Ham United: David Moyes
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Für den 58-Jährigen dürfte die aktuelle Phase eine Genugtuung sein.Seit ihn Manchester United anno 2013 vom FC Everton loseiste, ging es stetig bergab. Nach erfolglosen Engagements bei den Red Devils (Juli 2013 - April 2014), Real Sociedad (November 2014 - November 2015), dem AFC Sunderland (Juli 2016 - Mai 2017) und einem ersten Versuch bei West Ham (November 2017 - Mai 2018) musste Moyes jede Menge Kritik einstecken.
Für einige Experten galt der Schotte als ausrangiert. Nun aber habe er seinen Kritikern gezeigt, dass er "im richtigen Umfeld ein sehr guter Trainer sein kann", sagt Mustapha, der in der englischen Medienwelt spürbaren Respekt für Moyes merkt.
Moyes hat Zeit bekommen, sein Team punktuell zu verstärken und auf seine Art und Weise des Spiels einzustellen. Zeit, die er seit seiner Zeit in Everton (2002 - 2013) nicht mehr bekam.
Spielt West Ham jetzt um den Titel?
Es passt also einiges zusammen bei den Hammers, was die Frage eröffnet: Was ist denn jetzt drin in dieser Saison?
"Es ist lustig, dass wir seit Leicester immer wieder verzweifelt zu versuchen, einen neuen Underdog zu finden, der Ähnliches vollbringen kann", sagt Mustapha und ordnet nachfolgend ein.
"Das West Ham um die Meisterschaft kämpfen kann, bleibt unrealistisch, auch wenn der Sieg gegen Liverpool ein großer Moment war. Der Triumph von Leicester kam zu einer Zeit, als sich alle großen Klubs zufällig zur gleichen Zeit in unterschiedlichen Zuständen des Chaos befanden."
West Ham wird dieses Glück womöglich nicht haben. Aber das muss es auch nicht, um wie schon in der vergangenen Saison wieder zweite Kraft in London zu werden und damit um einen der vier Champions-League-Plätze zu spielen.
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Quelle: Perform
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