Premier League - FC Liverpool nach Niederlagen-Serie im Krisen-Modus: Viele Star-Köche verderben den Brei
Der FC Liverpool gab im Sommer als amtierender Meister knapp 500 Millionen Euro für neue Spieler aus, schnappte sich mit Florian Wirtz und Alexander Isak unter anderem zwei der begehrtesten Ausnahmekönner der Welt. Doch die große Euphorie scheint schnell zu verpuffen. Aktuell stehen erstmals seit der Prä-Klopp-Ära vier Niederlagen in Serie zu Buche. Haben die Reds ein Real-Madrid-Problem?
Slot über Mac Allister-Verletzung: "Wir gehen nie zu Boden"
Quelle: Perform
"Geld schießt keine Tore."
Ein prägender Satz von Fußball-Philosoph und Trainer-Legende Otto Rehagel, der bereits häufig widerlegt wurde, 30 Jahre nach Verlautbarung aber doch immer wieder nachhallt, bemüht wird, wenn es eben gerade passt. Und gerade passt es mal wieder.
Knapp 500 Millionen Euro machte die Klubführung des FC Liverpool im Sommer locker, um neue Spieler an die Mersey zu locken. Leverkusens Künstler Florian Wirtz war den Reds 125 Millionen Euro wert (Summe kann auf 140 Millionen ansteigen), Hugo Ekitiké von Eintracht Frankfurt kostete knapp 100 und für Alexander Isak ließ man sogar satte 145 Millionen Euro springen.
Große Spendierhosen, zumal "nur" 220 Millionen aus Verkäufen generierte Euros ihren Weg nach Liverpool fanden. Macht nach Adam Riese ein Transfer-Minus von rund 265 Millionen Euro. Allerdings: Der LFC hatte in den Jahren zuvor nur verhältnismäßig wenig Geld in Neuzugänge investiert, das Festgeldkonto war dank der Sparsamkeit (im Vergleich zur Premier-League-Konkurrenz) also entsprechend gefüllt.
FC Liverpool: Vierte Niederlage in Serie
Nur: Bislang schießt das investierte Geld eben keine Tore. Ganz im Gegenteil. Die jüngste Heimniederlage gegen Manchester United (1:2) war nicht bloß das erste verlorene Duell mit dem Erzrivalen an der Anfield Road seit 2016, sie war gleichzeitig auch die vierte Pflichtspielpleite hintereinander. Nach fünf – teils sehr glücklichen – Auftaktsiegen und der damit verbundenen Tabellenführung, steht nun lediglich Rang vier zu Buche.
Bemerkenswert, da Liverpool weit zurückblicken muss, um auf eine ähnliche Schwächephase zu stoßen. Im November 2014 setzte es unter Coach Brendan Rodgers zuletzt wettbewerbsübergreifend vier Niederlagen in Folge, Jürgen Klopp blieb also während seiner neun Jahre andauernden Ära von einer derartigen Negativserie verschont.
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Florian Wirtz und der FC Liverpool kassieren die vierte Pflichtspielniederlage in Folge
Fotocredit: Getty Images
Doch woran hakt es im Moment beim FC Liverpool, der eine ohnehin schon funktionierende Meistermannschaft nominell noch einmal mächtig aufgerüstet hat? Warum zünden insbesondere die teuren Neuankömmlinge Wirtz (noch ohne Torbeteiligung) und Isak (eine Vorlage) noch nicht wie gewünscht? Verderben zu viele Star-Köche den sprichwörtlichen Brei?
"Liverpool erinnert mich an Real Madrid"
Klub-Ikone Jamie Carragher sieht jedenfalls Trainer Arne Slot in der Pflicht, die etlichen Superstars in Einklang zu bringen. "Wenn man so viel Geld ausgibt, muss man Lösungen finden und die Spieler integrieren", forderte der 47-Jährige bei "Sky Sports". Darüber hinaus zog der ehemalige englische Nationalspieler Parallelen zu Real Madrid, dem womöglich größten Star-Magneten der Branche.
"Es erinnert mich an Real Madrid. Es war ein Sommer wie bei Real (wegen der vielen namhaften Neuzugänge, Anm. d. Red.), nicht wie bei Liverpool", so Carragher: "Liverpool hat – anders als früher unter Klopp - diesmal einfach die besten Spieler auf dem Markt geholt. Isak war wohl der beste verfügbare Stürmer, Wirtz der beste Spielmacher."
Carraghers Forderung an Klopp-Nachfolger Slot: "Jetzt muss Arne Slot wie ein Real-Trainer agieren – wie einst Del Bosque oder Ancelotti: Er bekommt eine Top-Mannschaft und muss sie zum Funktionieren bringen." Dafür müsse Slot laut Carragher auch sein vormals erfolgreiches System sprengen: "Es geht nicht darum, dass die Spieler in sein System passen. Er muss das Team so aufstellen, dass es funktioniert und das Beste aus ihnen herausholt."
Wirtz nur auf der Bank: "Das ist Unsinn"
Auch der Umstand, dass Wirtz zuletzt zweimal auf die Bank verbannt wurde, sorgte bei Carragher für Unmut. "Dass Florian Wirtz nicht in der Startelf steht, ist Unsinn. Wenn man 140 Millionen Euro für ihn bezahlt, muss er spielen. Der Trainer muss einen Weg finden, dass es funktioniert." Vor nicht einmal einen Monat hatte ebenjener Carragher übrigens noch vehement gefordert, Wirtz aus der Mannschaft zu nehmen, "damit Liverpool zu dem zurückkommen kann, was es in der letzten Saison war." Erfolgreich.
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Gegen United wieder nur auf der Bank: Florian Wirtz (r.)
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Aber: Liverpool findet auch ohne Wirtz, der gegen United nach Einwechslung immerhin den zwischenzeitlichen Ausgleich eingeleitet hatte, nicht in die Spur. Der gebürtige Rheinländer dient allerhöchstens als Sinnbild, bei Weitem aber nicht als Hauptgrund für die handfeste Krise.
Liverpool plötzlich anfällig für Gegentore
Vielmehr lohnt sich neben der berechtigten Kritik an der Kreativabteilung auch ein Blick auf die anfällige Defensive. Hier liege nämlich gemäß der renommierten englischen Zeitung "The Guardian" das "wahre Problem". Elf Gegentore hagelte es in acht Ligaspielen bereits, Spitzenreiter Arsenal fing sich gerade einmal drei. Zum Vergleich: In der Vorsaison stand Liverpool nach acht Ligaspielen ebenfalls bei drei Gegentreffern.
Vor allem bei Standardsituationen ist das Team um Abwehrchef Virgil van Dijk unsortiert, Harry Maguires Siegtor für die Red Devils (84.) am Sonntag war schon das fünfte Gegentor nach ruhendem Ball in der laufenden Spielzeit.
Darüber hinaus kämpft auch in Liverpools Hintermannschaft ein kostspieliger Neuzugang noch merklich mit Anpassungsproblemen. Linksverteidiger Milos Kerkez, im Sommer für 50 Millionen Euro von Bournemouth verpflichtet, gilt als Unsicherheitsfaktor, steckt mitunter gar seinen normalerweise so abgeklärten Nebenmann van Dijk an.
Kritik an van Dijk
Für das einstige United-Raubein Roy Keane Grund genug, den Kapitän in der momentanen Form infrage zu stellen. "Wenn du Innenverteidiger bist und deine Mannschaft plötzlich jede Menge Gegentore kassiert und neue Spieler kommen, musst du dich selbst kritisch hinterfragen: 'Helfe ich diesen Jungs wirklich, habe ich meine Leute im Griff?'"
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Virgil van Dijk ist aktuell nicht sattelfest
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Van Dijk selbst gibt zumindest neben dem Platz indes den Ruhepol. "Wir müssen bescheiden bleiben, weiterarbeiten und versuchen, das Selbstvertrauen so hoch wie möglich halten", gab der Niederländer bei "Sky Sports" zu Protokoll und forderte: "Das ist jetzt eine interessante Phase. Wir müssen zusammenhalten."
Übungsleiter Slot bleibt ebenfalls vorerst gelassen. Natürlich sei er nach vier Niederlagen "besorgt". Aber: "Wenn man bei den drei Spielen, die wir in der Premier League verloren haben, alle Höhepunkte nebeneinanderstellt, würde man sagen, dass es kaum möglich ist, zu verlieren", sagte er. Slot ergänzte: "Wenn wir also weiterhin so spielen wie bisher und ein paar Dinge ein wenig verbessern, gibt es allen Grund zu der Annahme, dass wir wieder Fußballspiele gewinnen werden."
Ein Satz, der nach Durchhalteparole klingt, für einen Trainer von Slots Format gar banal. Er dürfte wissen, dass ein "Weiter so" keine Option sein kann, dass wie auch immer geartete Umstellungen und Anpassungen in seinem Star-Ensemble obligatorisch sind.
Am Mittwochabend (21:00 Uhr im Liveticker) gastiert Liverpool in der Champions League in Frankfurt. Bei der ebenfalls wankelmütigen Eintracht soll jedenfalls Wiedergutmachung betrieben werden – und Geld, vielleicht sogar ausgerechnet das Geld, das im Sommer in den Frankfurter Ekitiké investiert wurde, endlich Tore schießen.
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Amorim mit "Medienschelte": "Ihr macht genauso weiter"
Quelle: Perform
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