Sasa Kalajdzic exklusiv - Ex-Stuttgart-Star spricht über seine Zeit in Schwaben: "Der VfB gehört für mich ganz nach oben"

Sasa Kalajdzic zählte zu den besten Angreifern der Bundesliga, war bei Spitzenklubs heiß begehrt. 2022 wechselte er zu den Wolverhampton Wanderers. Seitdem sah sich der Österreicher mit zwei schwerwiegenden Verletzungen konfrontiert. Nach anderthalb Jahren Zwangspause kämpft er sich aktuell zurück. Im Eurosport-Interview spricht er über seine Comeback-Pläne und seine Liebe zu seinem Ex-Klub.

Sasa Kalajdzic im Trikot der Wolverhampton Wanderers 2025

Fotocredit: Getty Images

Sasa Kalajdzic sorgte vor wenigen Jahren beim VfB Stuttgart für Furore, war einer der treffsichersten Stürmer der Bundesliga und weckte europaweit Begehrlichkeiten.
2022 wechselte er für 18 Millionen Euro zu den Wolverhampton Wanderers in die Premier League. Gleich in seinem ersten Liga-Spiel zog er sich seinen zweiten Kreuzbandriss im linken Bein zu.
Nachdem sich der österreichische Nationalspieler zurückgekämpft hatte, führte ihn sein Weg auf Leihbasis zu Eintracht aus Frankfurt, wo er sich im Februar 2024 nach wenigen Wochen mit einem Riss im rechten Kreuzband konfrontiert sah. Anderthalb Jahre später will Kalajdzic wieder angreifen.
Im exklusiven Interview mit Eurosport spricht der 28-Jährige über die schwierige Zeit im Wartestand, das Leben in Wolverhampton und seine Liebe zum Schwabenland.
Herr Kalajdzic, zum Start eine Frage, die banal wirkt, aufgrund Ihrer Verletzungshistorie aber durchaus bedeutend ist - wie geht es Ihnen aktuell?
Sasa Kalajdzic: Mir geht es sehr gut. Privat bin ich sehr glücklich, mein Sohn wird immer älter und größer. Auch aus sportlicher Sicht geht es für mich wieder bergauf, es läuft viel besser als in der Vergangenheit. Allerdings kann es auch nicht viel schlimmer laufen als in den vergangenen Jahren. Ich bereite mich mit Wolverhampton auf die neue Saison vor, habe kein Training verpasst und in jedem Testspiel mitgewirkt. Ich bin sehr zufrieden.
Vor knapp anderthalb Jahren haben Sie sich zum dritten Mal in Ihrer Karriere (damals in Leihdiensten der Frankfurter Eintracht) das Kreuzband gerissen. Seitdem arbeiten Sie an Ihrer Rückkehr auf den Platz. Wie verlief die Reha?
Kalajdzic: Insgesamt war es der dritte Kreuzbandriss, allerdings der erste im rechten Bein. Die Reha ist insgesamt gut verlaufen. Wegen der Verletzungshistorie haben wir penibel darauf geachtet, dass wir alles richtig machen, wir wollten nichts überstürzen und auf Nummer sicher gehen. Ich wollte in der bestmöglichen Verfassung auf den Platz zurückkehren. Ich habe in der Reha nicht nur mit Spezialisten aus dem Verein gearbeitet, sondern mir auch Hilfe von außerhalb geholt. Mittlerweile fühle ich mich stabil und wieder bereit für Profifußball.
Was ging in Ihnen vor, als Sie die abermals schwerwiegende Verletzung realisiert haben?
Kalajdzic: Ich habe die ganze Zeit "Nein!" gerufen, als ich auf dem Platz lag. Ich konnte es einfach nicht glauben. Natürlich hatte ich noch ein bisschen Resthoffnung, dass es nicht ganz so schlimm ist - aber ich war mir eigentlich zu 99 Prozent sicher, dass es wieder das Kreuzband ist. Das ist ein blödes, ein richtig blödes Gefühl.
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Sasa Kalajdzic zog sich im Februar 2024 seinen dritten Kreuzbandriss zu

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Man könnte annehmen, dass eine derartige Verletzungsgeschichte psychisch sehr belastend ist. Kamen bei Ihnen Gedanken auf, die Schuhe an den Nagel zu hängen?
Kalajdzic: Ich habe nie mit dem Gedanken gespielt, meine Karriere zu beenden. Obwohl es vor allem aus mentaler Sicht richtig hart war. An manchen Tagen war es schwierig, die nötige Motivation aufzubringen. Ganz besonders in der "Mittelphase", also der Zeit, in der nicht so viele Fortschritte erkennbar sind. Man ist die meiste Zeit im Fitnessstudio und macht Woche für Woche dasselbe. Gefühlt geht nichts voran, aber es ist eben ein langer Prozess.
Wie ist es Ihnen gelungen, dennoch zuversichtlich zu bleiben?
Kalajdzic: Meine Frau und mein Sohn waren dafür ganz entscheidend. Ich habe aus ihrer Unterstützung sehr viel Energie und Motivation gezogen. Selbst, wenn ich ans Aufhören gedacht hätte - meine Frau hätte das niemals zugelassen. Ich habe nämlich noch so viel vor. Ich will noch so viele Spiele machen, ich will viele Tore schießen, einfach wieder Spaß haben am Kicken und wieder im Nationalteam spielen. Am Ende hat sich die Arbeit gelohnt: Es konnte alles im Knie repariert werden.
Sie haben kürzlich in einem Interview mit der "Sport Bild" verraten, dass während Ihrer Zeit beim VfB Stuttgart auch die Bayern Interesse an Ihnen signalisiert hatten. Wie oft haben Sie sich die Frage gestellt, wo Sie nun stehen würden, wären Sie nach München gegangen?
Kalajdzic: Für mich zählt nur das, was ich damals entschieden habe und wo ich jetzt bin. Deshalb bringt es auch nichts, darüber nachzudenken.
Insel statt Isar hieß es schließlich – wie sieht Ihr Alltag in Wolverhampton aus, wenn Sie nicht auf dem Trainingsplatz stehen?
Kalajdzic: Es ist sehr ruhig hier, ich mache viel mit meiner Familie. Wir versuchen, so viel wie möglich draußen zu unternehmen und mit dem Kleinen auf dem Spielplatz zu sein, wo er sich austoben kann. Aber das Wetter ist unvorhersehbar, das macht das Rausgehen nicht so einfach (lacht).
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Sasa Kalajdzic arbeitet derzeit an seinem Pflichtspiel-Comeback für Wolverhampton

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Sie betreiben gemeinsam mit Ihrer Frau hat das Restaurant "Fjaka" in Tettenhall – etwas außerhalb von Wolverhampton. Wie lässt sich das mit dem Leben als Profifußballer vereinbaren?
Kalajdzic: Meine Frau führt das Restaurant, ich habe sie nur dabei unterstützt, das Business hochzuziehen. Trotzdem bin ich recht häufig da und sehe, wie viel Arbeit es macht. Gleichzeitig Profifußball zu spielen und ein Restaurant zu führen, ist nahezu unmöglich. Aber wenn mal Dinge anfallen, bei denen ich helfen kann, unterstütze ich sie so gut es geht.
Inwiefern hilft es, dem Trubel der großen Premier League zu entfliehen?
Kalajdzic: Es ist ein schönes, kleines Lokal mit 30 Plätzen und einem kleinen Außenbereich und Blick ins Grüne. Es unterscheidet sich im Vergleich mit den Einkehrmöglichkeiten in Wolverhampton, wo vor allem Pubs das Stadtbild prägen. Für mich ist es der perfekte Ort, um mal ein bisschen abzuschalten.
Sie haben Ihre Mannschaftskollegen schon einmal ins Restaurant eingeladen. Wie war das Feedback der Jungs?
Kalajdzic: Der Großteil der Mannschaft war da und alle waren sehr, sehr zufrieden. Es hat ihnen super geschmeckt. Einige Spieler kommen regelmäßig vorbei, um etwas zu essen oder zu trinken.
Wolverhampton ist Ihre Wahlheimat, geboren wurden Sie in Wien. Zuletzt haben Sie einem Jugendklub im Wiener Umland Trikots gespendet, auf deren Brust das Logo Ihres Restaurants aufgedruckt ist. Eine Verbindung der neuen mit der alten Heimat quasi. Wie wichtig ist Ihnen der Bezug zu Ihren Wurzeln?
Kalajdzic: Sehr wichtig. Der Großteil meiner Familie lebt noch immer dort, deshalb ist die Verbindung entsprechend groß. Der Trikotsatz war für die Jugend des SV Mitterndorf. Dort spielt der Sohn meines Cousins. Ich dachte mir, dass es cool für die Kids ist, wenn wir das Sponsoring übernehmen. Vorne war das Logo des Restaurants und auf dem Rücken stand der Name des jeweiligen Kindes über der Rückennummer. Den Kindern bedeutet es sehr viel, das ist das Wichtigste.
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Sasa Kalajdzic und seine Frau stellten der Jugendmannschaft des SV Mitterndorf einen Trikotsatz zur Verfügung

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Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Kindheit in Wien?
Kalajdzic: Mit fünf Jahren hat mein Vater mich zum Verein in der Nachbarschaft, dem SV Donau Wien, geschickt, weil ich als Kind so unglaublich viel Energie hatte (lacht). Ich hatte sofort extrem viel Spaß am Fußball und war fast jeden Tag im Training. Meine Eltern unterstützen den Verein noch immer, mein Vater ist regelmäßig vor Ort. Wir sind sehr gut befreundet mit den Verantwortlichen des Klubs, die für die Umgebung und die Kinder viel Gutes tun. Mir gefällt, dass beim SV Donau (dritte österreichische Liga, d. Red.) viel auf die eigene Jugend gesetzt wird. Ich denke unheimlich gerne an die Zeit in Wien zurück, an meine Freunde, die Schulzeit und meine ersten Gehversuche im Fußball. Ich liebe diese wunderschöne Stadt einfach.
Mittlerweile wohnen Sie seit vielen Jahren im Ausland. Gibt es etwas, dass Sie an Österreich bzw. Wien besonders vermissen?
Kalajdzic: Meine Eltern, meinen Bruder und meine Schwester. Aber neben der Familie vermisse ich auch das Wiener Essen sehr. Österreich hat eine wunderbare Esskultur und eine tolle, traditionelle Küche. Hier (in Wolverhampton, d. Red.) ist es anders, was nicht heißt, dass es schlechter ist.
Eine Ihrer Zwischenstationen war in Stuttgart. Es ist kein Geheimnis, dass Sie sich dort ganz besonders wohlgefühlt haben. Woran denken Sie gerne zurück?
Kalajdzic: In erster Linie an den VfB. Grundsätzlich habe ich mich in Stuttgart wohlgefühlt. Ich kam wegen des Fußballs nach Stuttgart, aber am Ende wurde es viel mehr als das. Die Schwaben sind superliebe Menschen, auch das Essen war top. Ich war viel im Killesberg Park oder im Funfo’s, einem Restaurant in Bad Cannstatt, unterwegs. Wenn ich in Stuttgart bin, findet man mich noch immer häufig dort. Außerdem war Stuttgart prägend, weil meine Frau und ich dort erstmals zusammengewohnt haben. Sie hat sich ebenfalls wohlgefühlt und dort Deutsch gelernt. Selbst wenn ich wollte, könnte ich über Stuttgart nichts Schlechtes sagen, ich habe an diese Stadt nur gute Erinnerungen – bis auf den Verkehr und die Blitzer (lacht).
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Traf in 60 Pflichtspielen 24 Mal für den VfB Stuttgart: Sasa Kalajdzic

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Wie bewerten Sie die Entwicklungen beim VfB seit Ihrem Abgang?
Kalajdzic: Ich verfolge so viele Spiele, wie ich kann. Ich freue mich sehr und hoffe, dass es weiter in diese Richtung geht. Das hat sich der Verein verdient, der VfB gehört für mich ganz nach oben.
Gibt es Pläne, eines Tages zurückzukehren?
Kalajdzic: Ausschließen würde ich das nicht. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, irgendwann noch einmal für den VfB zu spielen. Aber man weiß im Fußball nie, was passiert. Das kann man nicht immer kontrollieren.
Wie sehen Ihre Wünsche für die Zukunft grundsätzlich aus?
Kalajdzic: Mein größtes Ziel aus sportlicher Sicht ist es, gesund zu bleiben. Dafür tue ich alles, ich versuche, gut auf mich aufzupassen. Ich möchte einfach wieder Spaß am Fußball haben, meinen Beruf genießen. Das konnte ich in den vergangenen Jahren leider aus offensichtlichen Gründen nicht. Was über dem Fußball steht, ist aber natürlich die Familie. Dass mein Sohn und meine Frau glücklich sind, hat für mich allerhöchste Priorität.
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Quelle: Perform


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