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Inter Mailand krönt sich mit Ex-Münchner Yann Sommer zum Meister: Beim FC Bayern verzwergt, in Italien geliebt

Dennis Melzer

Publiziert 23/04/2024 um 18:34 GMT+2 Uhr

Torhüter Yann Sommer überzeugt seit seinem Wechsel vom FC Bayern zu Inter Mailand. Am Montagabend krönte er gemeinsam mit seinen Teamkollegen eine außergewöhnliche Saison und feierte ausgerechnet gegen den unliebsamen Stadtrivalen Milan die vorzeitige Meisterschaft. Nun winkt dem Schweizer sogar ein Buffon-Rekord. Schon jetzt steht aber fest: Sommer hat eine Debatte aus Bayern-Tagen beendet.

Tifosi außer Rand und Band: Inter-Fans feiern Meisterschaft

Der Plot-Vorschlag: Meister werden, ausgerechnet im Duell mit dem Stadt- und Erzrivalen. Als Nebenstrang, ebenjenen Widersacher zusätzlich demütigen, indem man als erster Klub in Mailand künftig den zweiten Stern für 20 gewonnene Serie-A-Titel über dem Wappen tragen darf.
Womöglich hätte selbst ein abgehalfterter Autor für schmalzige Groschenromane aufgrund des übermäßigen Kitsches abgewunken. Inter Mailand hingegen entschied sich dazu, die Geschichte niederzuschreiben.
2:1 gewannen die Nerazzurri dank der Tore von Francesco Acerbi (18.) und Marcus Thuram (49.) im altehrwürdigen San Siro, das an diesem Abend qua Heimrecht in Milan-Hand war. Mit nun 86 Punkten ist Inter bei noch fünf ausstehenden Spielen nicht mehr von der Spitze zu verdrängen, die zweitplatzierten Rossoneri schauen mit 69 Zählern in die Röhre.
Entsprechend groß fiel der Jubel aus, als Schiedsrichter Andrea Colombo, der in den Schlussminuten noch drei Rote Karten (Theo Hernández und Davide Calabria - beide Milan sowie Denzel Dumfries - Inter) zückte, abpfiff. Besondere Genugtuung dürfte bei den anschließenden Feierlichkeiten ein Mann empfunden haben, der erst im August vom FC Bayern in die Modestadt gewechselt war: Yann Sommer.

Sommer bei Bayern in der kritik

Viele Experten und Fans hatten dem Schweizer nämlich mitnichten zugetraut, in die Fußstapfen des zu Manchester United abgewanderten André Onana zu treten.
Die Skepsis gegenüber Sommer rührte von dessen halbjährigem Kurz-Intermezzo in München, wo er als Vertreter für den verletzten Manuel Neuer regelmäßig im Zentrum der Kritik stand.
Der Tenor: Sommer sei mit 1,83 Metern deutlich zu klein, immer wieder wurde bei den vermeintlich "Haltbaren" das Maßband zurate gezogen, ständig schwang mit, dass der zehn Zentimeter größere Neuer den einen oder anderen Gegentreffer wohl verhindert hätte.
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Yann Sommer stand beim FC Bayern häufig in der Kritik

Fotocredit: Getty Images

Ein Umstand, der Sommer offensichtlich zusetzte. "Ich habe gelernt, wie es bei Bayern läuft, man sucht sich ein, zwei Spieler raus, dann wird medial geschossen", kritisierte der 35-Jährige einige Monate nach seinem Wechsel gegenüber Schweizer Pressevertretern. Er ergänzte: "Und dann sucht man sich zwei Neue aus. Und da war halt auch ich an der Reihe. Aber ich hatte keine Lust, mich öffentlich zu wehren."
Die Berichterstattung sei "nicht spurlos" an ihm vorbeigegangen, gab Sommer zu: "Das Wichtigste war, dass ich versucht habe, meine Leistung zu bringen und der Mannschaft zu helfen, erfolgreich zu sein. Das ist zum Schluss zum Glück auch gelungen." Tatsächlich feierte Sommer am Ende der vergangenen Saison mit den Münchnern den Meistertitel. Für eine langfristige Zusammenarbeit kam es aber dennoch nicht.

Sommer für Inter ein Glücksgriff

Zum Glück für Sommer und Inter, wie sich schnell herausstellen sollte. Der 88-malige Nationalspieler, für den die Italiener gerade einmal 6,5 Millionen Euro locker machen mussten, fasste bei seinem neuen Arbeitgeber sofort Fuß und strafte die zahlreichen Nörgler mit teils herausragenden Paraden Lügen. In den ersten neun Ligapartien blieb Sommer sechsmal ohne Gegentreffer - neuer Rekord in Italiens Beletage.
Auch in der Folge nahmen die beeindruckenden Statistiken nicht ab. Mittlerweile stehen 17 Weiße Westen nach 33 Begegnungen zu Buche, kein anderer Torhüter aus den europäischen Top-Fünf-Ligen wartet mit derartigen Zahlen auf.
Sollte Sommer in vier der letzten fünf Spiele erneut die Null halten, würde er mit Italiens Rekordhalter und Ikone Gianluigi Buffon gleichziehen, der mit Juventus in den Spielzeiten 2011/12 und 2015/16 jeweils 21 Mal ohne Gegentor blieb.

Sommer der "Hauptarchitekt des Erfolgs"

Die traditionell kritischen italienischen Medien hat Sommer nicht bloß besänftigt, sondern zu echten Elogen animiert. "Sky Italia" bezeichnete den Keeper nach dem Titel-Triumph als "Hauptarchitekten des Erfolgs", die "Gazzetta dello Sport" attestierte ihm "eine außergewöhnliche Konstanz und hervorragende Präsenz im Spiel mit den Füßen" und der "Corriere dello Sport" schrieb: "Einige befürchteten, dass der Abgang von Onana nur Nachteile bringen würde. Eine Fehlprognose: Der Schweizer war einer der enscheidenden Spieler im Meisterrennen."
Die Tageszeitung "Il Foglio" revidierte zudem den anfänglichen Argwohn gegenüber Sommer: "259 Tage später ist das Misstrauen gegenüber Yann Sommer verschwunden", hieß es. Und weiter: "Er war nicht nur wegen seiner Paraden einer der Protagonisten des Titels. Er hat es geschafft, was seinen Vorgängern unter Inzaghi nie gelang: Den Mitspielern Vertrauen und Ruhe zu geben."
Lobeshymnen, die Sommer während seiner Bayern-Zeit nicht vergönnt waren, keine Debatte mehr um mutmaßlich fehlende Zentimeter. Und so blickt er, der in München oft Verzwergte, auf eine richtige Entscheidung zurück. Auf eine Entscheidung, die am Montagabend im San Siro auf kitschige Art und Weise Früchte trug. Die Geschichte eines Sommers.
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