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SSC Napoli: Zwist mit Victor Osimhen, Rudi Garcia unter Druck - doch Khvicha Kvaratskhelia steht bereit

Christoph Niederkofler

Update 29/09/2023 um 08:18 GMT+2 Uhr

Nach zwei Siegen zum Auftakt war die Luft bei der SSC Napoli plötzlich raus. Drei Spiele in Folge ohne Sieg sorgten beim amtierenden Meister für ordentlich Missmut, der Zwist zwischen Superstar Victor Osimhen und dem Verein setzte bei den Partenopei zusätzliche Störgeräusche frei. Maradonas Erben ist das Meister-Gen abhandengekommen - doch mit Khvicha Kvaratskhelia steht ein Heilsbringer bereit.

Victor Osimhen und Napoli sind auf der Suche nach ihrem Meister-Gen

Fotocredit: SID

"Von Bologna aus starten wir neu. Gute Arbeit alle miteinander!" Der Tweet von Präsident Aurelio De Laurentiis am Sonntagabend versprühte einen Hauch von kryptischer Symbolik. Kurz zuvor hatte nämlich seine SSC Neapel beim FC Bologna einen weiteren enttäuschenden Auftritt hingelegt.
Das 0:0-Remis gegen den Mittelfeldklub aus der Emilia-Romagna war alles andere als befriedigend, der amtierende Meister blieb zum dritten Mal in Folge ohne Sieg. Die Fans sahen im Titelkampf bereits nach dem 5. Spieltag ihre Felle davonschwimmen, der anschließende TikTok-Zoff mit Superstar Victor Osimhen sorgte für zusätzlichen Zündstoff.
Der 4:1-Sieg über Udinese Calcio am Mittwoch glättete zumindest etwas die Wogen und ließ De Laurentiis Recht behalten: Bologna wurde womöglich wirklich zum Neustart für Napoli. Doch der Triumph im Stadio Diego Armando Maradona kaschiert lediglich schwelende Konflikte im Inneren des Vereins und die diesjährige Achterbahnfahrt der Partenopei.
Maradonas Erben ist unter Rudi Garcia, der auf Meistertrainer Luciano Spalletti gefolgt ist, nämlich das Meister-Gen abhanden gekommen. Napolis Inkonstanz bereitet Kopfschmerzen - und gleicht einem Auf und Ab zwischen Himmel und Hölle.

Frust, Zoff, Abhängigkeit: Reißt Osimhen das Ruder rum?

No Osimhen, no Party - so konnte man Napolis Performance in der vergangenen Saison zusammenfassen. In neun von vierzehn Partien, in welchen der nigerianische Stürmer nicht netzte, ließ Napoli Punkte liegen. In sechs davon blieb der süditalienische Traditionsverein sogar gänzlich ohne Tor.
Während sich dieser Umstand 2022/23 aufgrund der Verlässlichkeit Osimhens (26 Tore in 32 Spielen) nicht allzu oft in etwaigen Schwächephasen ausdrückte, entwickelte sich dieses Muster in der aktuellen Spielzeit bereits früh zum Problem. Sowohl gegen Lazio (1:2) als auch gegen Genoa (2:2) und Bologna (0:0) blieb Osimhen ohne Treffer, Napoli holte nur zwei mickrige Punkte und fiel auf Platz sieben zurück.
Doch abseits der sportlichen Abhängigkeit vom 24-Jährigen tat sich in den vergangenen Tagen ein großer Riss zwischen der SSC und ihrem letztjährigen Torgaranten auf.
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Victor Osimhen

Fotocredit: Getty Images

Ein TikTok-Video auf dem Account des Vereins stellte Osimhen bei dessen verschossenem Elfmeter gegen Bologna in ein unrühmliches Licht. Roberto Calenda, der Berater des Capocannoniere 2022/23, drohte dem Verein sogar mit einer Anklage. Darüber hinaus nahm Osimhen Trainer Garcia seine anschließende Auswechslung in aller Öffentlichkeit übel - das Verhältnis galt als deutlich angekratzt.
Und seine Reaktion? Nach turbulenten Tagen, in welchen auch ein vorzeitiger Wechsel im Winter zum FC Chelsea oder nach Saudi-Arabien zu Al-Hilal thematisiert wurde, trug sich Osimhen gegen Udinese wieder in die Torschützenliste ein. Im Umkehrschluss: Napoli konnte plötzlich wieder siegen. Die Umarmung mit Garcia bei seiner Auswechslung wurde als kleines Friedenssignal gewertet.
Allzu euphorisch zeigte sich Garcia jedoch nicht. "Haben wir die Kirche wieder zurück ins Dorf gestellt? Nein. Sagen wir mal so... Napolis Uhr wurde auf die richtige Zeit zurückgestellt", bastelte er sich eine neue Metapher zusammen. "Victor gibt alles für das Trikot und tut es auch dieses Jahr wieder."

Die Uhr tickt: Garcia spürt Galtiers Atem

Ein möglicher Grund für Garcias eigenartige Uhr-Symbolik: Die Zeit läuft nicht für ihn. Die Leichtigkeit und Dominanz, welche Napoli in der vergangenen Saison noch ausgezeichnet hatte, wurde am Fuße des Vesuvs in den ersten Wochen der Saison herzlichst vermisst. Berichte über fehlenden Rückhalt in der Kabine verschärfen Garcias Situation zusätzlich.
"Garcia löscht Spalletti", titelte die "Gazzetta dello Sport" zuletzt. Napoli sei zu einer Mannschaft mutiert, "die nicht mehr die eine ist. Die verloren hat und nicht einmal mehr ein entferneter Verwandter derjenigen ist, die mit sechzehn Punkten Vorsprung zum Scudetto gestürmt ist."
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Rudi Garcia steht bei Napoli unter Druck

Fotocredit: Getty Images

Napoli sind die Automatismen und grundlegenden Tugenden der Spalletti-Lehre abhandengekommen - und Garcia muss diese unbedingt wieder ausgraben und seinen Spielern einflößen.
In seinem Nacken befindet sich nämlich bereits der ehemalige PSG-Coach Christophe Galtier, der als möglicher Nachfolger für den Franzosen gehandelt wird. Sollte es Napoli gegen Aufsteiger US Lecce und die AC Fiorentina nicht gelingen, die Form zu bestätigen, könnte es das für Garcia bereits gewesen sein. Ein starker Heim-Auftritt in der Champions League gegen Real Madrid (3. Oktober) würde dem 59-Jährigen ebenso nicht schaden.

Wie Phönix aus der Asche: Kvaradona zaubert wieder

Während es in Neapel in der einen oder anderen Ecke brodelt, stellt ein vertrautes Gesicht den Lichtblick für die kommenden Wochen dar. Khvicha Kvaratskhelia, die georgische Wunderentdeckung der vergangenen Saison, fand nach schwierigen Wochen zu alter Form zurück - und zog das Stadio Diego Armando Maradona wieder in seinen Bann.
"Willkommen zurück, Kvaradona", pries die "Gazzetta dello Sport" die Performance des 22-Jährigen gegen Udinese. Ein Tor und zwei Vorlagen steuerte Maradonas Nachfolger im Geiste gegen den friulischen Kontrahenten bei.
Beim 3:0 bewies Kvaratskhelia zudem nicht nur seine Pressing-Qualitäten, sondern ließ Keeper Marco Silvestri völlig alt aussehen und streichelte das Leder mit einem leichten Touch über den Torhüter ins Tor. Pure Perfektion und eine Leichtigkeit, welche Erinnerungen an seine traumhafte Debüt-Saison in der Serie A weckte (12 Tore, 13 Vorlagen).
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Khvicha Kvaratskhelia

Fotocredit: Imago

Kvaratskhelias bombastische "Rückkehr" nach sechs Monaten ohne Tor sollte Napoli als Leitfaden für die kommenden Wochen dienen: Mit den Füßen am Boden und den Augen zu den Sternen gerichtet. Trotz des Hypes um den Georgier blieb dieser in den letzten vierzehn Monaten stets am Boden - und hätte auf dem Rasen kaum in höhere Gefilde vorstoßen können. Ein Credo, an welches sich auch Napoli halten sollte.
"Uns war klar, dass wir wieder gewinnen müssen", erklärte Kvaratskhelia nach seiner Gala am Mittwoch. "Wir haben mit dem Trainer darüber gesprochen, wir wussten, dass wir den Ball halten und heute Abend einfach gewinnen mussten", verwies er auf einen äußerst simplen Ansatz für die Partie.
Zum Abschluss beschwörte er den Geist der letzten Saison. "Am Ende ist es egal, wer das Tor schießt. Wir haben eine gute Mannschaft und wollen das Beste erreichen. Das ist, was zählt."
Dieser Glaube konnte in Neapel schon einmal Berge versetzen - und ließ Kvaratskhelia und Co. zu Maradonas Erben aufsteigen.
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