Inter Mailand: Simone Inzaghi vor Abschied trotz Champions-League-Finale? Trainer-Roulette bei Top-Klubs in Italien
Update 30/05/2025 um 18:01 GMT+2 Uhr
Inter Mailand steht mit einem möglichen Champions-League-Titel vor der Krönung der eindrucksvollen Entwicklung der vergangenen Jahre - und kämpft zeitgleich mit einem Paradox, das an José Mourinho erinnert. Erfolgstrainer Simone Inzaghi verzichtet am Höhepunkt seines Schaffens bei den Nerazzurri nämlich auf ein Bekenntnis zu seinem Verein. Damit ist der 49-Jährige jedoch nicht allein.
Antonio Conte und Simone Inzaghi
Fotocredit: Getty Images
Die Bremslichter leuchteten auf, José Mourinho stieg aus dem schwarzen Audi und bahnte sich seinen Weg zu Marco Materazzi. Der Coach umarmte seinen Schützling innig, flüsterte ihm etwas ins Ohr und verschwand unter Tränen in der madrilenischen Nacht.
Diese Bilder entstanden nur Stunden nach dem Triumph von Inter Mailand im Finale der Champions League gegen den FC Bayern (2:0), der in der Saison 2009/10 das historische Triple vollendete - und die sich am kommenden Samstag durchaus wiederholen könnten.
15 Jahre später steht Trainer Simone Inzaghi mit den Nerazzurri kurz vor der Eroberung der europäischen Krone, seine Zukunft ist jedoch alles andere als gewiss.
Inter ist mit dieser ungewöhnlichen Situation aber nicht alleine. In der Serie A vollzieht sich gerade ein waschechtes Trainer-Roulette. Und das ganz im Stile des Mourinho-Paradoxon.
Inzaghi lässt seine Zukunft offen
Es waren fünf Sätze, die den Inter-Fans den Atem stocken ließen.
"Am Tag nach dem Spiel werden wir darüber sprechen. Es gibt Anfragen aus Italien, dem Ausland und Arabien", erklärte Inzaghi jüngst auf einer Pressekonferenz in Appiano Gentile vor dem Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain am Samstag in München (ab 21:00 im Liveticker).
"Aber im Moment wäre es verrückt, darüber nachzudenken", so Inzaghi weiter. "Wir sprechen am Tag nach dem Spiel. Wenn die Bedingungen stimmen, werden wir weitermachen."
Ein Bekenntnis zu dem Verein, mit dem er in den vergangenen vier Jahren ungeahnte Höhen erreichte? Weit gefehlt! Das änderte sich auch vor dem Finale in München nicht: "Morgen findet das Champions-League-Endspiel statt, es muss heute um dieses Spiel gehen. Danach werden wir uns zusammensetzen", sagte Inzaghi am Freitagnachmittag bei der Presskonferenz.
Vor dem wichtigsten Spiel der Saison bereitet Inzaghi dem 20-maligen Meister Kopfzerbrechen - und das zu einem Zeitpunkt, an dem weit mehr als die Zukunft auf der Trainerbank auf dem Spiel steht.
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Wo geht die Reise hin für Simone Inzaghi?
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Inter-Umbruch am Höhepunkt
Lange Zeit hatte Inter am zweiten Triple der Vereinsgeschichte geschnuppert. In der Coppa Italia scheiterten der Klub jedoch im Halbfinale krachend an der Stadtrivalin AC Milan, in der Serie A unterlag man Napoli um nur einen Punkt.
Selbst mit dem Henkelpott in den Händen ist die sportliche Zukunft von Inter aber keineswegs auf Jahre hinaus abgesichert. Ganz im Gegenteil.
Die Verträge von Stefan de Vrij (33), Marko Arnautovic (36) und Joaquín Correa (30) laufen Ende Juni aus. Yann Sommer (36), Matteo Darmian (35), Henrikh Mkhitaryan (36) und Francesco Acerbi (37) gehen in das letzte Vertragsjahr. Wie vor 15 Jahren muss just nach dem Höhenflug ein Umbruch her, und zwar schleunigst. Doch mit wem an der Spitze?
Inzaghi wird vom saudischen Klub Al-Hilal mit einem Zwei-Jahres-Vertrag und insgesamt 50 Millionen Euro gelockt, bei Inter pocht er italienischen Medienberichten zufolge auf eine Gehaltserhöhung auf 6,5 Millionen Euro - und eine große Transfer-Offensive.
Der Ausgang dieser vereinsinternen Debatte ist noch unklar. Am anderen Ende des Stiefelstaats gibt es ein Pendant dazu.
Conte stürmt zum Titel - und bleibt
Mit zwei Traumtoren durch Scott McTominay und Romelu Lukaku stürmte die SSC Napoli am letzten Spieltag der Saison zum vierten Scudetto der Vereinsgeschichte.
Vor einem Jahr übernahm Trainer Antonio Conte die abgestürzten Partenopei auf Platz zehn, zwölf Monate später gewinnt er mit dem dritten italienischen Verein seinen fünften Scudetto. Und auch bei ihm herrschten lange Zweifel.
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Verabschiedet sich Antonio Conte nach dem Scudetto?
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Laut italienischen Medienberichten sei sein Verhältnis zu Klubpräsident Aurelio De Laurentiis angeknackst, zudem liebäugelte der ehemalige Nationaltrainer trotz der goldenen Perspektive in Süditalien mit einer Rückkehr zu Juventus.
Einem Bericht der "Gazzetta dello Sport" zufolge macht De Laurentiis seinem Trainer jedoch den Hof, stellt ihm ein Budget von knapp 150 Millionen Euro in Aussicht - mitsamt Wunschspieler Kevin De Bruyne.
Am späten Donnerstagabend dann bestätigte der Verein den Verbleib Contes in den sozialen Medien.
Milan grätscht dazwischen - Juventus auf der Suche
Womöglich gab der italienische Filmprozudent und Fußballmäzen nach, weil ihm die AC Milan den idealen Conte-Nachfolger vor der Nase weggeschnappt hat.
Massimiliano Allegri kehrt nach elf Jahren in die norditalienische Metropole zurück und unterschreibt laut der "Gazzetta" für drei Jahre bei den Rossoneri.
Allegris Ex-Klub Juventus muss hingegen die Nachfolge von Thiago Motta noch endgültig klären. Unter Interimstrainer Igor Tudor reichte es dank Platz vier in der Serie A doch noch für die Champions League, der kroatische Übungsleiter sollte bestenfalls aber von Conte abgelöst werden.
Durch dessen Verbleib in Neapel rückt nun Roberto Mancini, der Italien im Sommer 2021 zum EM-Titel verhalf und seit seinem Intermezzo als Nationaltrainer Saudi-Arabiens vereinslos ist, ins Rampenlicht bei den Bianchoneri.
Mit dem drohenden Wechsel von Gian Piero Gasperini von Atalanta zur AS Roma steht ganz nebenbei auch der vierte Top-Vier-Klub vor einer ungewissen Zukunft.
Inter, Napoli, Juventus, Atalanta - das Trainer-Roulette im Stiefelstaat könnte kaum brisanter sein. Und das trotz aller Höhenflüge.
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Traumhafte Entwicklung: Chelsea-Titel "kann Anfang sein"
Quelle: Eurosport
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