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Trainer-Ikone Hans Meyer feiert 80. Geburtstag: "Glücksschwein" begeisterte Fans in Ost und West

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VonEurosport

Publiziert 01/11/2022 um 11:54 GMT+1 Uhr

Der Sekt bleibt im Kühlschrank, stattdessen feiert Hans Meyer mit Apfelschorle und Kakao. "Schließlich habe ich zehn Enkelkinder", sagt der stets eigenwillige Fußball-Trainer, der am Donnerstag 80 Jahre alt wird. "Ganz ruhig, ganz privat", werde es daheim in Nürnberg zugehen, verriet Meyer in der Stadionzeitung seines Herzensklubs Borussia Mönchengladbach, "mit rund 40 Personen, alles Familie".

Hans Meyer

Fotocredit: Getty Images

Würde Meyer auch seine Fußball-Bekanntschaften einladen, müsste er wohl mehrere Festsäle anmieten. Denn der "Mann mit dem Allerweltsnamen" (Meyer über Meyer) hat in allen Himmelsrichtungen Spuren hinterlassen. Mit Carl Zeiss Jena stand er 1981 im Finale um den Europapokal der Pokalsieger. Mit Gladbach stieg er 1999 in die Bundesliga auf, heute ist er dort Präsidiumsmitglied. Hertha BSC bewahrte er 2004 vor dem Abstieg, den 1. FC Nürnberg führte er 2007 zum DFB-Pokal.
"Ich bin mit meinem Leben verdammt zufrieden. Ich habe viel Glück gehabt, beruflich und im Großen und Ganzen auch privat", sagt Meyer, der mit seiner Lebensgefährtin Maren in Nürnberg wohnt. Eine lebenslange Karriere im Fußball sei für ihn nie selbstverständlich gewesen. "Ich habe Glück gehabt, denn sonst wäre ich Dorfschullehrer in Vorpommern geworden", sagt Meyer.
Es kam anders. Schon zu DDR-Zeiten sammelte Meyer Erfolge, holte mit Jena 1972, 1974 und 1980 den Pokal. Und doch ereilte ihn nach der Wende das Schicksal vieler Trainer-Kollegen, für die sich im Westen niemand interessierte. Erst über den Umweg Twente Enschede wurde Gladbach 1999 auf ihn aufmerksam. Zwei Jahre später stieg er auf, 2007 holte er dann mit Nürnberg den Pokal. Damit ist er der einzige Trainer, der in Ost und West den Cup gewann.
Meyers Kunststück: Als Mischung aus Heinz Erhardt und Udo Lattek hat er es geschafft, bei all seinen Klubs bis heute ein gern gesehener Gast zu sein. Vor allem von den Fans wurde und wird Meyer für seine kauzige und selbstironische Art geliebt. Im Buch "111 Gründe, Borussia Mönchengladbach zu lieben", ist ihm und seinen Sprüchen ein eigenes Kapitel gewidmet. Auch wenn manche Aussagen "so nie gefallen sind", wie Meyer gerne betont.
Heute pendelt Meyer zwischen Nürnberg und Gladbach, in den Pausen erholt er sich von einer Operation im Halswirbelbereich. Zeit für einen Rückblick ist also da. "Die Tage, an denen ich nicht gerne zur Arbeit gegangen bin, sind an zwei Händen abzuzählen", sagt Meyer: "Ich hatte Fußball, mein Ein und Alles, als Beruf. Glücksschwein."

Die besten Sprüche von Hans Meyer:

"Wir mussten das Training eine halbe Stunde unterbrechen, weil die Spieler sich so gefreut haben. Einige haben sogar geweint." (nach seiner Vertragsverlängerung in Mönchengladbach)
"Der Butterkuchen hier ist wirklich ausgezeichnet. Den hat bestimmt Frau Demuth gebacken." (auf einer Pressekonferenz auf St. Pauli, Trainer der Hamburger war Dietmar Demuth)
"Er lernt jetzt auch schon seit zwei Jahren die deutsche Sprache und kann schon guten Tag sagen." (über seinen ghanaischen Stürmer Lawrence Aidoo)
"Das kann ich jetzt nicht sagen. Sonst bekomme ich Probleme, wenn meine Frau an Heiligabend mit dem Päckchen mit der Feinripp-Unterwäsche ankommt." (auf die Frage, ob das Remis bei den Bayern das schönste Weihnachtsgeschenk sei)
"Wenn ich eine ganze Flasche Rotkäppchen getrunken habe, wurde meine Frau danach regelmäßig schwanger."
"Bemerkenswert finde ich die Tatsache, dass 3000 unserer Fans in St. Pauli waren. Und davon waren höchstens 2000 wegen der Reeperbahn da." (nach seinem ersten Auswärtsspiel als Borussia-Trainer)
"Ich bin nun als Pokalsieger in der DDR und im Westen in die Geschichte eingegangen. Wurde auch Zeit, so viele gibt's nicht mehr von uns."
"Sie werden sich noch schwarz ärgern, wenn wir wirklich aufsteigen. Dann guckt nämlich keine Sau mehr ihre Sendung." (zu Gladbacher Zweitliga-Zeiten zu einem DSF-Reporter)
"Ab nächsten April werde ich nicht mehr in den Urlaub fahren, mich täglich duschen, weiterbilden und auf den entscheidenden Anruf warten. Denn, das hat die Saison gezeigt, der Trend geht zum Eintagstrainer."
"Hören Sie, ich bin von Haus aus Kommunist, das heißt, ich bin von Haus aus arm." (bei seinem Dienstantritt in Mönchengladbach)
"Bei solch klarem Votum hatte ich nicht die Möglichkeit, die Wahl zu manipulieren. Wenn es jedoch diametral zu meinen Vorstellungen ausgegangen wäre, hätte ich behauptet, dass es nur eine Probewahl war." (zur Wahl Tomas Galaseks zum FCN-Kapitän) (SID)
"Der Fußball hat bei uns einen Stellenwert, der gar nicht statthaft ist - für das bisschen Arschwackeln."
"Natürlich sind da welche richtig sauer auf mich. Denken Sie, der zwölfte Mann oder die, die auf die Tribüne müssen, kommen jeden Tag zu mir und bringen mir ein Körbchen Eier und wir treffen uns und küssen uns?" (auf die Frage nach der Stimmung in der Mannschaft)
"Ich musste lesen, dass sich der Meyer für klassische Musik interessiert. Da lachen sich ja alle, die mich kennen, halbkrank! Fürs Kulturelle ist eher meine Frau zuständig."
"Von 25 Journalisten in Gladbach haben vielleicht zwei den Wert von Tomas Galasek erkannt. Der schießt zwar kaum Tore und ist auch kein Marko Marin, der auf drei Quadratmetern vier Mann ausspielt, worauf die Fans zu Recht vor Freude zu onanieren beginnen. Aber er verfügt über die Qualität, seine Mitspieler glänzen zu lassen."
"Meine Frau hat mich nicht mehr in den Garten gelassen, weil ich die Rosen nicht vom Blumenkohl unterscheiden konnte." (über seine Rückkehr in die Bundesliga)
"Ihr wisst ja, beim Geschlechtsverkehr dürft Ihr mich immer stören, aber bei der Fresserei ist es einfach scheiße!" (zu Nürnberger Fans)
"Torwart Jörg Stiel sagte mal, ich wäre sein bester Trainer gewesen. Später erfuhr ich, dass er nur zwei hatte."
"In der ehemaligen DDR hatte ich einen Namen wie im Westen Udo Lattek. Dann kam die Wende uns es hieß: Wer bitte, Meyer? Das ist kein Name, sondern ein Sammelbegriff."
"In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche." (Fußballspruch des Jahres 2007)
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(SID)
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