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Frankreich - Deutschland | 3 Dinge, die auffielen: Kein Deutscher trifft wie Griezmann

Fabian Kunze

Update 17/10/2018 um 07:13 GMT+2 Uhr

Wieder kein Sieg - das ist wohl das, was vom 1:2 (1:0) der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich hängenbleiben wird. Dabei hatte das Spiel durchaus mehr zu bieten, als neue Angriffsfläche für Spott und Häme: Das DFB-Team zeigte sich flexibel in der Grundordnung, offenbarte weiter Schwächen im Abschluss und kann sich nicht mehr auf sein Spielglück verlassen. Drei Dinge, die uns auffielen.

Frust bei den deutschen Nationalmannschaft nach der Niederlage in Paris

Fotocredit: Imago

Erfolgreiche Systemänderung

Joachim Löw hatte Veränderungen angekündigt. Dass die Umsetzung dann jedoch so drastisch ausfiel, hatten wohl die wenigsten vor der Partie erwartet. Fünf Neue fanden sich im Gegensatz zum verheerenden 0:3 in Amsterdam in der Startelf wieder. Doch wichtiger als das neue Personal, war das geänderte System.
"Es geht mir alles zu langsam, es ist zu berechenbar. Es passiert viel zu wenig", hatte Julian Draxler, auch gegen Frankreich zunächst nur Zuschauer, die behäbige Spielweise der deutschen Mannschaft zuletzt moniert. Der Bundestrainer reagierte in Draxlers Sinne, machte die Startelf in neuer Grundordnung jünger und schneller.
"Jogi und das Trainerteam hatten einen klaren Plan und der ist auch aufgegangen", erklärte Manuel Neuer später trotz der sechsten Niederlage der DFB-Elf im Jahr 2018.
Statt im gewohnten 4-2-3-1 schickte Löw sein Team im 3-4-3 in die Partie, wobei besonders die vorderste Reihe mit Timo Werner, Serge Gnabry und Leroy Sané nur so vor Spielfreude sprudelte. Antrittsschnell über die Außen, flexibel in der Aufteilung - Sané und Werner wechselten häufig die Seiten - und immer mit dem Zug zum Tor, stellten sie die französische Abwehr vor allem im ersten Durchgang mehr als einmal vor Probleme.
Nico Schulz und Thilo Kehrer - beide neu auf die Außen gekommen - hielten ihre Positionen, machten das Spiel breit und schafften damit auch Raum für die Ballverteiler Joshua Kimmich und Toni Kroos in der deutschen Schaltzentrale.
Das sorgte in der ersten Halbzeit für 61 Prozent Ballbesitz und 330:224 Ballaktionen zugunsten des DFB-Teams. "Die Franzosen kamen lange Zeit mit unserer veränderten Grundordnung nicht zurecht", resümierte Löw nach der Partie.
Die "lange Zeit" endete nach exakt 62 Minuten und dem Ausgleich von Antoine Griezmann - ein "Tor, das passieren kann", wie DFB-Präsident Reinhard Grindel der jungen deutschen Mannschaft zugestand und versöhnlich hinzufügte:
Ich finde, dass wir ein Stück Umbruch gesehen haben, das Mut und Zuversicht schafft für die Zukunft. Entscheidend ist die Entwicklung der Mannschaft.
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Joachim Löw (Frankreich vs. Deutschland)

Fotocredit: Getty Images

Mangelnde Chancenverwertung

Zu dieser Entwicklung gehört aber auch das Erzielen von Toren. "Wir spielen uns gute Situationen heraus, verpassen es aber, uns dafür auch mal zu belohnen", hatte Mats Hummels nach dem Spiel gegen die Niederlande geklagt und das Problem der Mannschaft in einem Satz auf den Punkt gebracht.
In St. Denis änderte sich daran nichts. Sané (9./34./55.), Werner (19./30.), Gnabry (7.) oder die komplette deutsche Dreierkette mit Hummels, Niklas Süle und Matthias Ginter nach einem Eckball (24.) - die Chancen auf das eine oder andere Tor aus dem Spiel heraus waren vorhanden, wurden aber entweder leichtfertig vergeben, wie beim ungenauen Pass von Sané auf Werner, oder vom guten französischen Torhüter Hugo Lloris zunichte gemacht.
Egal, ob herausgespielt, per schnellem Konter oder Standardsituation - es fehlte die Genauigkeit im Zuspiel von außen, die Präzision im Abschluss und in einigen Situationen auch ein echter Strafraumstürmer, der die zahlreichen Hereingaben besser zu nutzen weiß, als Werner oder Gnabry, die mit dem Ball am Fuß gefährlicher sind.
Wie man solche Hereingaben nutzt, machte dagegen Griezmann beim 1:1 eindrucksvoll vor.
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Antoine Griezmann

Fotocredit: Getty Images

"Wenn wir die Konter besser ausspielen, können wir sogar 2:0 in Führung gehen - von daher sollte die Stimmung nicht allzu schlimm sein", munterte Gnabry sich und seine Kollegen auf:
Wir waren nicht schlechter als Frankreich.
DFB-Team: Ist Joachim Löw noch der richtige Trainer?

Fehlendes Spielglück

Vielleicht nicht schlechter, aber auf jeden Fall weniger glücklich.
"Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände", analysierte Thomas Hitzlsperger in der "ARD" das 1:1 der Franzosen durch Griezmanns Kopfball (62.), bei dem erst Hummels das Risiko des direkten Steilpasses in die Spitze als Bumerang zurückbekam, Kehrer nicht dicht genug bei Lucas Hernández und Kroos nicht dicht genug an Griezmann stand.
Neuer, der zuletzt das fehlende Spielglück beklagt hatte, war bei der Bogenlampe chancenlos.
"Das Ergebnis spiegelt das Spiel wieder nicht wider", fand Neuer, der aber auch zugab: "Es ist enttäuschend. Es fühlt sich immer schlecht an, wenn man verliert."
Dass es dazu kam, lag zum einen am deutschen Team, das dem kräftezehrenden Spielstil der ersten Halbzeit Tribut zollen musste und sich nur noch selten aus der französischen Umklammerung lösen konnte, aber auch an ebendiesem fehlenden Spielglück.
Den Elfmeter, den Griezmann mit weltmeisterlicher Selbstverständlichkeit unten rechts versenkte (80.), hätte es nach dem Geschmack des Bundestrainers gar nicht geben dürfen:
Matuidi steigt Mats auf den Fuß – von daher ist das klar kein Elfmeter.
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Antoine Griezmann (Frankreich) beim Elfmeter gegen Manuel Neuer (Deutschland)

Fotocredit: Getty Images

Pech gehabt also - einmal mehr. Doch eines lässt sich aus dem Frankreich-Spiel mitnehmen: Das System Löw ist nicht so eingerostet, wie es viele beschrien haben, findet auch DFB-Boss Grindel:
Auf das, was diese junge Mannschaft gezeigt hat, darauf lässt sich aufbauen.
Oder wie es Löw selbst formuliert:
Die Leistung heute macht Mut.
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