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Nationalmannschaft: So füllt Löw die Özil-Lücke - Reus, Draxler oder doch Doppel-Acht?

Luca Baier

Update 06/09/2018 um 15:11 GMT+2 Uhr

Vor dem Auftakt der Nations League gegen Frankreich (Donnerstag, 20:30 Uhr im Liveticker) stellen sich rund um die deutsche Nationalmannschaft einige taktische und personelle Fragen. Gibt es einen spielerischen Umbruch? Wie schwer wiegt der Rücktritt von Mesut Özil? Eurosport.de blickt im Taktik-Check auf die Möglichkeiten, wie Bundestrainer Joachim Löw die Kreativzentrale neu besetzen könnte.

Joachim Löw

Fotocredit: Eurosport

Beim ersten Spiel nach der WM-Blamage steht Joachim Löw besonders im Fokus. Welche Veränderungen gibt es im Spiel der Nationalmannschaft?
Dabei stellt sich insbesondere die Frage nach der Nachfolge des zurückgetretenen Mesut Özil - unter Löw stets Lieblings- und Schlüsselspieler. Kann einer der nominierten den kreativen Zehner ersetzen? Oder fängt Löw den Abgang mit einer neuen taktischen Ausrichtung auf?
Bei seiner öffentlichen WM-Analyse vorige Woche bezeichnete Löw seinen ehemaligen Lieblingsschüler als einen "herausragender Fußballer, der mit seiner technischen Klasse und Spielintelligenz ein Spiel unheimlich beeinflussen konnte", Özil sei einer der besten deutschen Spieler der letzten 20 bis 30 Jahre.

Wenig Kandidaten für die Nachfolge

Özils Nummer 10 bekommt nun erst einmal Julian Brandt - der Leverkusener ist aber Flügelspieler. Realistischere Kandidaten für die Nachfolge auf der Zehnerposition sind aktuell Marco Reus, Julian Draxler und mit Abstrichen Ilkay Gündogan.
Letzterer dürfte nach der Nichtnominierung von Sami Khedira allerdings eher als Sechser bzw. Achter eingeplant sein.
Bleiben Reus und Draxler. Reus ist weder Flügelstürmer, Mittelstürmer noch Zehner – am wohlsten fühlt er sich in den Halbpositionen, von wo aus er diagonal zum Tor ziehen kann. Der Dortmunder bewegt sich geschickt zwischen den Linien und hat ein gutes Timing beim Besetzen der Schnittstellen, um anspielbar zu werden. Seine technischen Fähigkeiten mit beiden Füßen und sein ständiges Umblicken sorgen dafür, dass er den Ball nahezu immer schnell und sauber in die richtige Richtung mitnimmt und so Dynamik entwickelt. Beim letzten Pass ist Reus nicht auf einem Level mit Özil – doch wer außer Lionel Messi oder Kevin De Bruyne ist das schon? Dafür bietet Reus mehr direkte Torgefahr, sein Abschluss ist mit beiden Füßen stark.
Draxler hingegen wäre ein anderer Spielertyp. Früher sah er sich klar als Zehner, musste dann aber doch immer auf dem Flügel spielen – hier kam sein Tempo besser zur Geltung. Draxler zieht zwar immer wieder ins Zentrum, fühlt sich dort aber nicht besonders wohl. Unter Druck verliert er schnell die Orientierung, zudem positioniert er sich lieber so, dass er das Spiel vor sich hat.
Draxler würde also nicht im typischen Zehnerraum auf Bälle warten, um die finalen Aktionen starten zu können, sondern wohl eher als Ballschlepper aus der Tiefe agieren.
Schon beim Confed Cup zeigte er sich in einer ähnlichen Rolle sehr engagiert, fiel weit zurück und trieb den Ball nach vorne. Möglicherweise könnte dies gegen die meist tiefstehenden Gegner der Deutschen aber überflüssig sein.

Verzichtet Löw ganz auf einen Zehner?

Gut möglich auch, dass es in Zukunft keinen Zehner mehr im System der Nationalmannschaft gibt. Seit der WM 2014, die man im 4-3-3 mit einem Sechser und zwei Achtern gewonnen hatte, entwickelte sich die Mannschaft unter Löw zu einem sehr flexiblen Kollektiv. Das klassische 4-2-3-1 mit einem Zehner war nur noch selten zu sehen.
Deutschland verfügt aktuell über viele Spielertypen, die sich auf der Acht zu Hause fühlen, allen voran Gündogan und Leon Goretzka. Löws selbstkritische Äußerungen ("Wollte das Ballbesitzspiel auf die Spitze treiben") deuten darauf hin, dass das Spiel in Zukunft wieder schnörkelloser und zielstrebiger werden soll.
Dies würde klar für die genannten Spielertypen sprechen. Das Mittelfeld würde dann schneller überbrückt werden, so dass die Offensivspieler auf den Flügeln schneller ins Spiel gebracht werden können. Spielertypen wie Gündogan und Goretzka zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit Tempo und gutem Timing aus der Tiefe in den Strafraum starten, um dort zusätzliche Abnehmer darzustellen.
Eurosport-Check: Nach der WM-Blamage braucht es frische Impulse. Die Kreativlücke, die Özil hinterlassen hat, muss Löw nun mit neuen Spielern - und neuen Ideen - füllen. Reus dürfte aktuell die besten Chancen haben, eine wichtige Rolle einzunehmen, sei es als Zehner im 4-2-3-1 oder aber als einrückender Flügelspieler im 4-3-3 oder auch 3-4-3. Draxlers Qualitäten und die Art und Weise seiner Interpretation der Rolle könnten gegen einen starken Gegner wie Frankreich nützlich sein, gegen die "kleineren" Teams hingegen scheinen andere Lösungen sinnvoller zu sein.
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