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Spanien - Deutschland: Löws mögliche Nachfolger

Patrick Strasser

Update 19/11/2020 um 09:14 GMT+1 Uhr

Die Kritik an Bundestrainer Jogi Löw nach dem historischen 0:6 (0:3)-Debakel der deutschen Nationalmannschaft in Spanien fiel sowohl in der Presse als auch im Netz heftig aus. Ist die Zeit des 60-Jährigen bald abgelaufen? Auch wenn DFB-Direktor Oliver Bierhoff Löw demonstrativ den Rücken stärkte, drehen sich die Gedankenspiele bereits um mögliche Nachfolger. Das sind die Kandidaten.

Bundestrainer Jogi Löw (vorne links) nach dem DFB-Debakel in Spanien

Fotocredit: Getty Images

Es beschleicht einen das Gefühl, Joachim Löw wäre schon seit Ewigkeiten Bundestrainer. Tatsächlich sind es etwas mehr als 14 Jahre. Okay, im Fußball eine Ewigkeit. Das 0:6 in Spanien zum Abschluss der Nations League war die höchste Pleite in Löws Amtszeit.
Kunststück: Eine solche Demütigung hatten Fußballer im DFB-Trikot seit dem 24. Mai 1931 - dem 0:6 gegen Österreich - nicht erlebt. Auch wenn Löws Haarschopf nun ergraute Züge zeigt – seit der Weimarer Republik leitet er nicht die Geschicke der Auswahl der (vermeintlich) Besten des Landes.
Aus aktuellem, schlimmem Anlass stellt sich die Frage: Wann ist Endstation für den plötzlich endlich wirkenden Bundesjogi, der den Job des obersten Trainers hierzulande im Juli 2006 von Sommermärchen-Dompteur Jürgen Klinsmann übernahm? Kein anderer Nationaltrainer ist weltweit länger im Amt. Die Ergebniskrise mischt sich mit der Führungskrise. Löw will und darf vorerst bleiben – aber wie lange noch?
Die Frage nach seinem Nachfolger ist eng verbunden mit dem Zeitpunkt der Ablösung. Noch vor oder zu Beginn des EM-Jahres, um dem Neuen mindestens fünf Partien (drei WM-Qualifikationsspiele im März und zwei Testspiele im Juni) Anlaufzeit zu geben? Oder erst nach dem Turnier, wenn im September die Ausscheidung für die Katar-WM 2022 weitergeht?
Ist Joachim Löw noch der richtige Trainer für Deutschland?

Mögliche Kandidaten für die Löw-Nachfolge

Jürgen Klopp (53): Liverpools Erfolgscoach hat beim Kultklub einen Vertrag bis 2024. Nach dem Gewinn der Champions League 2019 holte er mit den Reds 2020 die 30 Jahre lang ersehnte Meisterschaft. Sein Vertrag läuft bis 2024 und der neue Stadtheilige Liverpools nach den Beatles könnte wohl nur von selbst hinwerfen.
Dass der Ex-Dortmunder Coach den Posten des Nationaltrainers jedoch als Krönung seiner Trainerlaufbahn ansähe, wollen Insider wissen. Doch ein zeitnaher Abschied aus Liverpool erscheint aktuell undenkbar. Und: Bräuchte Klopp nach der super intensiven Zeit bei den Reds nicht eine Auszeit?
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Jurgen Klopp trainiert seit 2015 den FC Liverpool

Fotocredit: Getty Images

Hansi Flick (55): Der Triple-Coach des FC Bayern, der Löw von 2006 bis 2014 bei der Nationalelf assistierte, hat Gefallen gefunden an der Herkules-Aufgabe in München, die er zum Erstaunen aller seit etwas mehr als einem Jahr mit größtem Erfolg bewältigt. Das Triple garnierte er mit zwei Supercup-Erfolgen.
Flick hat vor seinem 50. Pflichtspiel für Bayern am Samstag gegen Werder Bremen eine Siegquote von 92 Prozent. Weder Pep Guardiola noch Ottmar Hitzfeld oder Jupp Heynckes holten mehr Punkte pro Spiel (Flick 2,65). Die Bayern-Bosse wussten, warum sie dem früheren DFB-Sportdirektor einen Vertrag bis 2023 gaben. Wie bei Klopp: In naher Zukunft unrealistisch, aber ab 2024 wohl der Wunsch-Nationaltrainer vieler Fußballfans hierzulande.
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Hansi Flick hat im November 2019 den FC Bayern übernommen

Fotocredit: Getty Images

Löw-Nachfolge: Auch Rangnick, Tuchel und Nagelsmann ein Thema

Ralf Rangnick (62): Der Ex-Leipzig-Trainer und -Sportdirektor würde sicher gerne übernehmen. Nach dem gescheiterten Engagement beim AC Mailand als allmächtiger Boss in Doppelfunktion (wie einst Felix Magath bei Schalke und Wolfsburg) scheint Rangnicks Zeit vorbei. Und bei allem Respekt: Wäre es das richtige Signal in Sachen Neustart und Aufbruch, den 60-jährigen Löw mit dem zwei Jahre älteren Lehrmeister Rangnick zu ersetzen? Nein. Einziger Vorteil: Er wäre sofort verfügbar.
Thomas Tuchel (47): Aktuell in seinem dritten Jahr bei Frankreichs Branchenprimus und Alles-Gewinner Paris Saint-Germain, wird er dort - wie schon bei seinen zwei BVB-Jahren 2015 bis 2017 - kräftig abgehärtet. Gut möglich, dass er nach dem Vertragsende 2021 die Faxen dicke hat im elitären Superstar-Klub um den katarischen Sponsor und Präsident Nasser Al-Khelaifi.
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Thomas Tuchel erreichte mit PSG 2020 das Champions-League-Finale

Fotocredit: Getty Images

Nur ein Champions-League-Gewinn könnte den Fußball-Nerd im Geiste von Pep Guardiola über den kommenden Sommer hinaus bei PSG halten. Wenn Bierhoff sich auf ihn und seine Art des Arbeitens einlässt, eine durchaus denkbare Alternative.
Julian Nagelsmann (33): Der Jungstar der Trainergilde muss sich bei RB Leipzig erst noch die Hörner abstoßen, der nächste Karriereschritt wäre nach ein paar Jahren in Sachsen wohl eher der BVB oder der FC Bayern, aber noch nicht die Nationalelf.

Löw-Nachfolge: Außenseiterchancen für Streich und Co.

Christian Streich (55): Hat beste Verbindungen mit DFB-Boss Fritz Keller, der zuvor Streichs Boss in Freiburg war. Der kauzige Coach mit dem alemannischen Dialekt ist seit Januar 2012 Cheftrainer beim SC – und dort unkündbar, nicht wegzudenken.
Marcus Sorg (54): Löws aktueller Co-Trainer vertrat seinen Chef im Sommer 2019 bei zwei Qualifikationsspielen. Bleibt lieber bescheiden im Hintergrund, müsste bei einem Löw-Abschied wohl auch gehen, weil ein Nachfolger ein neues Team mitbringt.
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Marcus Sorg vertrat Jogi Löw bereits bei zwei Qualifikationsspielen

Fotocredit: SID

Stefan Kuntz (58): Packte mit der U21 am Dienstag die direkte Qualifikation für die EM-Endrunde 2021. Führte die DFB-Junioren 2017 in Polen zum EM-Titel. Leistet hervorragende Arbeit, gilt als smarter Kumpel-Typ der Spieler. Wäre kein Name mit Glamour, aber vielleicht eine Übergangslösung. Und siehe die Story des einstigen Übergangstrainers Flick – wer weiß?

Extra Time - Der Eurosport-Podcast:

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Löw nach Debakel bedient: "Ein richtiger Rückschlag"

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