Gut für Ribéry

Es war mit Hängen und Würgen geschaffter 1:0-Pflichtsieg in der WM-Qualifikation beim Fußball-Zwerg. Das Comeback des Mittelfeld-Antreibers, über den in Spanien erneut Spekulationen um seinen Abschied aus der Bundesliga aufkochten, bejubelte die Zeitung als "Bühnenauftritt des Künstlers".

Den Fußballplatz betrat Ribéry 81 Tage nach seinem letzten Pflichtspiel erst in der 65. Minute - als das einzige Tor des Abends schon gefallen war. Trotz der Beinahe-Blamage des früheren Welt- und Europameisters zieht der Schlüsselspieler Mut aus seinem Kurzeinsatz.

"Das hat mir sehr gut getan, hier beim Team zu sein. Ich hatte große Lust darauf und habe mich sehr gut gefühlt", betonte der in der Sommerpause lange von Real Madrid umworbene Rekonvaleszent. "Es gibt mir Sicherheit und Selbstvertrauen." Seine Rückkehr habe ein "großes Lächeln" auf sein Gesicht gezaubert, schrieb die "L'Équipe".

Dank des mühsamen Zittersiegs ist Frankreich in der Gruppe 7 an Serbien herangerückt. Die Auswahl von Raymond Domenech hat es nun wieder selbst in der Hand, das Ticket für die WM 2010 zu lösen - vorausgesetzt die Blauen gewinnen ihre Heimspiele gegen Rumänien, die Färöer sowie Österreich und entscheiden auch das "Endspiel" am 5. September beim Überraschungs-Spitzenreiter für sich. In Torshavn traten die Franzosen einmal mehr als Fußball-Minimalisten auf: In den vergangenen sieben Spielen schossen sie höchstens nur ein Tor, auch die wichtigen Partien gegen Litauen entschieden sie mit 1:0 für sich.

Umso wichtiger könnte ein fitter Ribéry für die nächsten Etappen werden. "Er hat das Spiel beschleunigt. Mit ihm ist immer etwas los", lobte Coach Domenech, den Stürmer André-Pierre Gignac vom FC Toulouse mit seinem ersten Länderspiel-Treffer kurz vor der Pause vom Druck erlöste. Ribéry habe mit seinen Dribblings und seiner Schnelligkeit die Kollegen geweckt, urteilte die "L'Equipe". Domenech habe sich anschließend bei Uli Hoeneß bedankt. Der 57-Jährige hatte abgesprochen, dass Ribéry im Notfall die Rolle des Retters übernehme.

Das nächste Ziel des lange an der Patellasehne verletzten 26-Jährigen ist ein Bundesliga-Auftritt am Samstag gegen Werder Bremen. "Ich werde fit sein. Nun werde ich mich ganz meinem Verein widmen, bevor ich im September wieder zur Nationalelf zurückkehre." Bayern-Coach Louis van Gaal bremste im "kicker" aber seinen Elan und wird Ribéry nicht von Anfang an einsetzen: "Er ist noch im Aufbau. Vielleicht 20 Minuten, aber das ist nicht das, was ich unter spielen verstehe."

Während Ribéry sich zum möglichen Wechsel nicht äußern wollte, nahmen spanische Medien den Auftritt des Spielgestalters zum Anlass, die Gerüchte über seinen Weggang aus München wieder anzuheizen. "Der Franzose weiß genau, wie er seinen Club ärgern kann. Auf diese Weise verschärft er die Spannungen, um einen Wechsel zu Real Madrid zu erzwingen", titelte die Sportzeitung "As". Dabei ließ das Blatt aber Hoeneß' Reaktion auf den Wirbel außer Acht: Er habe "kein Problem" mit einer Einwechslung, hatte Hoeneß erklärt, "weil wir auf der anderen Seite auch hoffen, dass Franck dann einen großen Schub psychologisch mitbringt".