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WM-Qualifikation: Der Superclasico zwischen Brasilien und Argentinien wird zur Superfarce

Eurosport
VonEurosport

Update 06/09/2021 um 16:31 GMT+2 Uhr

Südamerikas Fußball hat sich der Lächerlichkeit preisgegeben: Weil vier argentinische Spieler flunkerten und brasilianische Beamte mitten im Spiel stumpf den Rasen betraten. Der Superclasico in São Paulo wurde abgebrochen - und damit zur absoluten Superfarce. Während die Albiceleste nicht mehr gewillt war, den Rasen zu betreten, legte die Selecao eine Trainingseinheit hin.

Lionel Messi und Neymar im Gespräch

Fotocredit: Getty Images

Lionel Messi schaute ratlos zu seinem Freund Neymar rüber. "Warum haben sie nicht vorher gehandelt?", fragte Argentiniens Kapitän hörbar verstört im Tohuwabohu.
Nicht nur die beiden Superstars von Paris Saint-Germain verstanden am Sonntag nach dem Abbruch des Superclasico zwischen Brasilien und den Gauchos die Fußballwelt nicht mehr.
Die Partie war gerade vier Minuten alt, als Beamte der brasilianischen Behörde für Gesundheitsüberwachung "Anvisa" sowie der Bundespolizei den Rasen der Neo Quimica Arena in São Paulo betraten, hilflos im Schlepptau Verbands-Funktionäre im feinen Zwirn. Aus dem Rudel verschwanden wenig später diskret Argentiniens Spieler in die Kabine und kamen nicht mehr zurück.
Das frühe, peinliche Ende der mit Spannung erwarteten WM-Qualifikationspartie, acht Wochen nach dem Triumph von Messi und Co. bei der Copa America über Neymar und die Seinen.
Über das Nachspiel entscheidet nun der Weltverband als Ausrichter der Weltmeisterschaft 2022. Die FIFA verkündete am Montag, dass man eine entsprechende Untersuchung der Vorfälle eingeleitet habe, mehr könne man allerdings zum derzeitigen Zeitpunkt nicht mitteilen.

Argentinier sollen sich verbarrikadiert haben

Auslöser der Farce waren die Premier-League-Profis Emiliano Martinez, Emiliano Buendia (beide Aston Villa), Cristiano Romero und Giovani Lo Celso (beide Tottenham Hotspur), die am Freitag auf dem Einreiseformular nicht angegeben hatten, dass sie sich in den letzten 14 Tagen in Großbritannien aufhielten, einem der drei Staaten auf Brasiliens roter Pandemie-Liste.
Wer sich in den zwei Wochen vor Abflug nach Brasilien in Südafrika, Indien oder eben Großbritannien aufgehalten hat, darf erst gar nicht einreisen - es sei denn, er ist Staatsbürger oder hat eine Aufenthaltsgenehmigung. Diese hatten die Argentinier für ihre England-Legionäre aber nicht beantragt.
Deshalb habe die Gesundheitsüberwachung Anvisa nach eigener Aussage die lokalen Behörden eindringlich gebeten, die Spieler sofort unter Quarantäne zu stellen und daran zu hindern, "auf brasilianischem Territorium zu bleiben". Die vier Spieler hätten also den Flughafen von São Paolo gar nicht verlassen dürfen, sondern mit dem nächsten Flieger nach England zurückgeschickt werden müssen.
Laut dem Onlineportal "UOL Esporte" hätten sich die Argentinier dann am Sonntag im Hotel und später in der Umkleidekabine einschlossen, um sich dem Zugriff der brasilianischen Behörden zu entziehen.

Verbände wollen nichts gewusst haben

Doch sowohl der brasilianische Fußballverband CBF als auch der argentinische Verband AFA wollen von alldem nichts gewusst haben. "Zu keinem Zeitpunkt sind wir davon unterrichtet worden, dass sie nicht spielen dürfen", behauptete Argentiniens Trainer Lionel Scaloni.
Und laut CBF-Interimspräsident Ednaldo Rodrigues hätte der von der kontinentalen Dachorganisation CONMEBOL für die Partie bestimmte Delegierte gar bestätigt, dass das Quartett spielen könne.
Hätten die Behörden dennoch nicht früher agieren können? Brasiliens Verband CBF zeigte sich entsprechend "absolut überrascht vom Zeitpunkt, (...) mit der Partie schon im Gange". Zumal die Regelung an sich paradox ist, weil sie nicht für Brasilianer gilt. Als ob sich das Virus an Reisepässe hält...
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Argentinien-Spieler Nicolas Otamendi (l.) und Marcos Acuna (M.)

Fotocredit: Eurosport

Als der erste Beamte den Platz betrat, versuchte ihn Gaucho-Verteidiger Nicolas Otamendi wieder vom Rasen zu führen. Zuvor hatten Funktionäre am Seitenrand die Ordnungshüter ebenfalls zurückgedrängt.
FIFA-Präsident Gianni Infantino bezeichnete die Vorfälle in einer Videobotschaft auf der Generalversammlung der Europäischen Klubvereinigung ECA als "verrückt", betonte jedoch: "Wir müssen mit diesen Herausforderungen umgehen, die zur Corona-Krise hinzukommen."

Messi hadert: "Die Welt macht sich lustig"

Knapp 50 Minuten nach Beginn der Quarantäne-Farce brach Schiedsrichter Jesus Valenzuela die Partie ab. Angeblich versuchten die Brasilianer noch, den Gegner zum Spielen zu überreden, indem Argentinien einfach auf die vier Spieler verzichtet. Doch Messi und Co. waren nicht mehr aus der Kabine zu bringen. Die Selecao legte infolgedessen demonstrativ vor Ort noch eine Trainingseinheit ein.
Lionel Messi haderte anschließend mit der peinlichen Darbietung vor einem Millionenpublikum. "Wenn es wirklich ein Problem gab, hätte man das doch früher lösen können. So hat die Welt zugeschaut und sich über uns lustig gemacht", sagte der Kapitän der Albiceleste.
Am 16. November treffen sich beide Mannschaften zum nächsten Superclasico in der WM-Quali. Dann wird hoffentlich auch gekickt.
(SID)
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Skandal in Brasilien: Beamte wollen Argentinier vom Feld abführen

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