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Karim Adeyemi begeistert bei seinem DFB-Debüt - und sorgt mit kleinem Lapsus für Flick-Schmunzler

Patrick Strasser

Update 06/09/2021 um 11:36 GMT+2 Uhr

Karim Adeyemi ist einst beim FC Bayern München aussortiert worden. Bei Red Bull Salzburg sorgt der Stürmer seit 2018 für Furore und wurde von Bundestrainer Hansi Flick auf Empfehlung von DFB-Scout Hermann Gerland erstmals für die Nationalmannschaft nominiert. Dort glänzte er bei seinem Debüt mit einem Treffer und trug dabei eine legendäre Rückennummer. Allerdings unterlief ihm auch ein Fauxpas.

Karim Adeyemi

Fotocredit: Getty Images

Es war zu schön, um wahr zu sein. Und richtig kitschig obendrauf.
Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Armenien würdigte der DFB einen der größten deutschen Fußballer aller Zeiten, den vor drei Wochen verstorbenen Gerd Müller (†75). "Der Strafraum war Deine Heimat - Der '74er Stern trägt Deinen Namen - Der Bomber der Nation - Unvergessen", stand auf einem Spruchband in der Fankurve der Stuttgarter Arena.
Dazu wurde per Fan-Choreografie mit schwarz auf weiß der riesige Schriftzug "GERD 13" dargestellt. Beim WM-Triumph 1974 hatte Müller diese Rückennummer getragen.
Die Spieler versammelten sich vor Anpfiff um den Mittelkreis, in dem ein großes Trikot mit der "13" lag, zur Schweigeminute, die in lang anhaltenden Beifall mündete. Auch wenn nur 18.000 Zuschauer aufgrund der Corona-Bestimmungen zugelassen waren – ein absoluter Gänsehaut-Moment.

Debütant Adeyemi zu spät zum Mannschaftsmeeting

Karim Adeyemi ist im Januar 2002 geboren, er kennt Gerd Müller, der seine aktive Karriere 1981 beendete, von Youtube-Videos und von diversen Erzählungen. Klar, wer hierzulande Stürmer ist – egal, in welchem Alter – ist unweigerlich immer irgendwie ein Nachfahre des Bombers.
Beim 6:0 gegen Armenien feierte Adeyemi, der Angreifer in Diensten von RB Salzburg, sein Länderspieldebüt (als Joker ab der 71. Minute) und krönte dieses ohnehin schon große Erlebnis höchst selbst 20 Minuten später in der Nachspielzeit mit einem fabelhaften Treffer zum Endstand, herausgespielt im Duett mit dem 18-jährigen Einwechselspieler Florian Wirtz.
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Karim Adeyemi (l.) und Florian Wirtz

Fotocredit: Getty Images

Doch dann leistete sich der Neuling einen kleinen Fauxpas. Nach Abpfiff feierte der 19-Jährige diesen für ihn so besonderen Abend ausgelassen mit Freunden und Familienangehörigen, die auf der Tribüne bis unten zur Bande heruntergekommen waren und verpasste daher den Start des kurzen Mannschaftsmeetings, das der neue Bundestrainer Hansi Flick stets sofort nach Abpfiff in der Kabine einberuft.
"Er hat was gutgehabt und das ist damit abgegolten", verzieh Flick seinem Neuling mit einem Schmunzeln.

Hermann Gerland hatte das Sturmtalent beobachtet

Und lobte dann das 19-jährige Ausnahmetalent. "Karim hat das gezeigt, was er auch schon in Salzburg gezeigt hat, dass er eiskalt ist vor dem Tor."
Der Salzburger, bisher mit 33 Toren in 59 Partien und zwei österreichischen Doubles, war im Sommer 2018 vom Münchner Vorortklub SpVgg Unterhaching in die Mozart-Stadt gewechselt.
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Hermann Gerland (r.) und Hansi Flick (l.) sind ein eingespieltes Team

Fotocredit: SID

Der frühere Co-Trainer des FC Bayern und jetzige DFB-Scout Hermann Gerland hatte Flick den Turbo-Dribbler nach mehrmaliger Beobachtung empfohlen. Daraufhin berief der Löw-Nachfolger Adeyemi, der 2012 in der Jugend der Bayern aussortiert worden war, erstmals.
Der U21-Europameister, geboren in München, trug am Sonntagabend in Stuttgart die "13". Eben – wie in einem Hollywood-Movie.

Lothar Matthäus begeistert vom deutschen Auftritt

Die 6:0-Koproduktion der eingewechselten Teenager Adeyemi und Wirtz bildete lediglich die kitschige Kirsche auf der Sixpack-Torte.
Beim Torfestival, das schon drei Tage zuvor bei den schlechter eingestuften Liechtensteinern erwartet worden war, eröffnete Serge Gnabry mit einem Doppelpack, anschließend trafen Marco Reus und Timo Werner zur 4:0-Pausenführung. Nach dem Wechsel erhöhte Jonas Hofmann mit seinem ersten Länderspieltreffer zum 5:0, danach sicherte sich auch Adeyemi sein Premierentor in der Nachspielzeit.
Ein überlegener und mitreißender Erfolg. "Das war ein traumhafter Abend für den deutschen Fußball", meinte DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus als "RTL"-Experte und ergänzte: "Wir haben nach vielen Jahren mal wieder eine deutsche Mannschaft gesehen, die die Zuschauer begeistern wollte."
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Deutschland feiert Kantersieg gegen Armenien

Fotocredit: Getty Images

Ein Torfestival als krasser Kontrast zum müden 2:0-Kick gegen Liechtenstein am Donnerstag bei Flicks Debüt als neuer Nationaltrainer. Mit 6:0 fegte die deutsche Nationalelf den bisherigen Ersten Armenien von der Tabellenspitze. Gegen den 88. der Fifa-Weltrangliste, bisher ohne Niederlage in der aktuellen WM-Qualifikation, sprühte die Offensive nur so vor Tatendrang und Spielwitz. Als wären Fesseln gelöst worden.
"Wir haben eine enorme Qualität in der Mannschaft. Das haben wir gesehen", freute sich Flick und wiederholte sein Mantra der vergangenen Tage: "Es ist wichtig, dass man liefert, wenn es zählt." Und auch das habe man eben gesehen.

Hansi Flick will DFB-Fans erreichen

Man habe "viel davon gezeigt, was wir uns vorgenommen haben", erklärte Leon Goretzka, nicht nur wegen seiner zwei Vorlagen einer der besten DFB-Akteure. Der Bayern-Profi forderte: "Wir müssen das jetzt fortführen und konstant auf so einem hohen Level performen."
Mit dem von Flick geforderten Power-Fußball: aggressiv, frühes Pressing, schnelles Umschaltspiel. "Wenn wir so weitergehen, werden wir dahin kommen, wo wir hinwollen", meinte Timo Werner.
Ein neuer Fußball, die neu entdeckte Lust – um die Zuschauer im Stadion sowie vor den Bildschirmen wieder mitzureißen und zu begeistern. "Man sieht die Fahnen, blickt in strahlende Augen und leuchtende Gesichter. Das war Balsam für unsere Seele, das ist das, worum es im Fußball geht", sagte Goretzka.
Das Liebes-Comeback zwischen den Fans und ihrer so hart kritisierten und teils verschmähten Nationalelf treibt erste, zarte Blüten.
Am Mittwoch geht es für das DFB-Team mit dem Auswärtsspiel auf Island weiter. Meist eine raue, kühle Angelegenheit. Wenn die Flick-Truppe inklusive der in Stuttgart pausierenden Robin Gosens (Kapselverletzung) und Kai Havertz (Infekt) auch in Reykjavik mit heißem Herzen antritt und der dritte Sieg in dieser Länderspiel-Periode gelingt, hätte man das erste Teilziel von Flick in der Qualifikation für die Winter-WM 2022 in Katar geschafft: begeistern und punkten.
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