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DFB-Shootingstar Karim Adeyemi: Einst von Bayern aussortiert, nun in ganz Europa heißbegehrt

Dennis Melzer

Update 07/09/2021 um 17:50 GMT+2 Uhr

Karim Adeyemi feierte im DFB-Dress ein Traumdebüt. Dass der 19-Jährige eines Tages zur deutschen Sturmhoffnung avancieren könnte, war früher nicht unbedingt abzusehen. Der FC Bayern sortierte ihn aus, ehe er im Münchner Umland eine neue fußballerische Heimat fand und später in Salzburg durchstartete. Nun hat ihn ganz Europa auf dem Zettel – offenbar auch der Klub, der ihn einst wegschickte.

Karim Adeyemi im Trikot der deutschen Nationalmannschaft

Fotocredit: Getty Images

Mit stolzgeschwellter Brust dürfte Unterhaching-Legende Manfred Schwabl auf der Haupttribüne der Stuttgarter Mercedes-Benz Arena gesessen haben, als Karim Adeyemi sich nur 19 Minuten nach seiner Einwechslung mit Florian Wirtz durch die armenische Hintermannschaft kombinierte und den malerisch schönen Angriff mit einem eiskalten Abschluss veredelte. Erstes A-Länderspieltor im ersten A-Länderspiel, ein traumhafter Einstand.
Schwabl, der Adeyemis Debüt gemeinsam mit dessen Eltern live vor Ort verfolgte, gehört quasi zur Familie. Er war es, der den Youngster einst fußballerisch förderte, aber in Zusammenarbeit mit Vater Abbey und Mutter Alexandra auch die schulischen Leistungen Adeyemis nicht aus dem Blick verlor. Anders als auf Platz, wusste der junge Karim nämlich beim Lernen nicht unbedingt zu überzeugen.
Ein "Hallodri" und "Bazi" sei Adeyemi gewesen, verriet Schwabl einst. "Ich war mit Karim öfter in der Schule als mit meinen eigenen Kindern. Da hat's immer was gegeben", sagte der Haching-Präsident jüngst im Gespräch mit "BR24 Sport" und ergänzte: "Wir waren gefragt, ihn persönlich in die Reihe zu kriegen, damit da was entstehen kann. Wenn in der Schule etwas nicht lief, durfte er nicht zum Training. Das hat gewirkt."
Adeyemi selbst bestätigte die Ausführungen seines Mentors vor anderthalb Jahren im Gespräch mit "Goal" und "SPOX": "Das Thema Schule war für mich nie einfach. Das hat nicht nur an den Nerven meiner Eltern, sondern auch an seinen [Schwabls, Anm. d. Red.] gekratzt. Es gab jedenfalls häufig Gespräche wegen der Schule, auch mit dem Klub." Die Gründe dafür habe er indes bei anderen gesucht: "Meine Ausrede war immer: Der Lehrer ist schuld. Ich bin kein Typ, der stundenlang in der Schule hocken und aufpassen kann." Dank des Schwabl’schen Einnordens fing sich Adeyemi später.

Karim Adeyemi bei Bayern aussortiert

Das beschauliche Unterhaching als Sprungbrett für bessere Schulnoten, vor allem aber als Startpunkt für eine verheißungsvolle Karriere als Fußball-Profi. Zwischen 2012 und 2018 spielte Adeyemi für die SpVgg, mauserte sich zum U18-Nationalspieler, ehe Red Bull Salzburg dem damaligen Drittligisten einen warmen Geldregen bescherte. Satte drei Millionen Euro soll der österreichische Serienmeister dem Vernehmen nach überwiesen haben – für einen damals 16-Jährigen wohlgemerkt.
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Karim Adeyemi spielte zwischen 2012 und 2018 in Unterhaching

Fotocredit: Imago

Doch es gab auch eine Zeit vor der Wohlfühloase Unterhaching, vor dem millionenschweren Wechsel in die Mozartstadt. Adeyemi, der seine allerersten Fußballschuhe für den Münchner Klub TSV Forstenried schnürte, wartet mit einer Vergangenheit beim großen FC Bayern auf. Scouts des deutschen Rekordmeisters sichteten den dribbelstarken Jugendspieler 2009 auf einem Hallenturnier und kontaktierten die Eltern, um ein Probetraining auszumachen. "Da ich Münchner bin und der FC Bayern der beste Klub der Stadt ist, war das früher mein absoluter Lieblingsverein. Ich habe mich riesig gefreut, die Chance zu bekommen", erinnerte sich Adeyemi bei "Goal" und "SPOX".
Er nutzte seine Chance und durfte plötzlich für die E-Jugend des FCB spielen. Doch dabei sollte es bleiben. Nach zwei Jahren war das große Abenteuer an der Säbener Straße vorbei, der Verein sortierte Adeyemi aus. "Beim FC Bayern hat man schnell gemerkt, dass es einen genauen Plan gibt. Wenn man als Spieler diesbezüglich aus der Reihe tanzte oder sich nicht an den Plan hielt, erfuhr man meistens eher wenig Unterstützung", erklärte der Offensivmann. "Ich glaube nicht, dass der Verein auf Spieler setzt, die in der Offensive machen, was sie wollen."

Bayern-Aus: "Es hat einfach nicht gepasst"

Angeblich hätten Disziplinprobleme für die Beendigung der Zusammenarbeit gesorgt. "Das sei mal dahingestellt. Ich glaube nicht, dass das den Ausschlag gegeben hat. Es hat einfach nicht mehr gepasst. Wir haben uns nicht mehr so gut verstanden. Auch zwischen meinen Eltern und dem damaligen Sportdirektor war das Verhältnis nicht mehr so, wie es sein sollte", sagte Adeyemi. Im "Bild"-Interview mutmaßte er vor wenigen Monaten: "Ich war damals noch ein Kind und nicht der Ruhigste. Das hat Bayern gestört und sie haben mich aussortiert."
Ein Fehler, wie Adeyemi heute glaubt. Mit reichlich Selbstvertrauen, dem Arbeitszeugnis von 17 Toren in 59 Pflichtspielen für Salzburg sowie einer gewonnenen U21-Europameisterschaft in der Tasche wurde er unlängst deutlich: "Ich will ihnen zeigen, was ich kann, wer ich bin und dass es ein Fehler war, mich auzusortieren. Das spornt mich an."
Tatsächlich mehren sich aktuell die Meldungen, wonach sein ehemaliger Klub sich eindringlich mit einer möglichen Rückholaktion beschäftige. Trotz der nicht allzu glücklichen Vorgeschichte kann er sich ein erneutes Engagement in der bayrischen Landeshauptstadt offenbar vorstellen: "Ich habe nie gesagt, dass ich Bayern aufgrund meiner Zeit dort nicht mehr mag oder sowas", sagte er im "kicker".

Auch Liverpool und Barcelona an Adeyemi dran?

Liebe auf den zweiten Blick also? Vielleicht. Vielleicht zieht es den Shootingstar aber auch woanders hin. An namhaften Interessenten soll es jedenfalls nicht mangeln. Nach Informationen der "Sport Bild" buhlen neben den Bayern auch der FC Liverpool und der FC Barcelona um Adeyemis Dienste.
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Adeyemi

Fotocredit: Getty Images

Sein Vertrag in Salzburg ist noch bis 2024 gültig, günstig dürfte eine Verpflichtung mit Blick auf die lange Restlaufzeit und das enorme Potenzial also nicht werden. Zunächst sei es ihm aber wichtig, "wie die kommende Saison läuft. Was in den nächsten Jahren passiert, werden wir sehen."
Sollte Adeyemis Entwicklungskurve weiterhin so steil nach oben zeigen wie aktuell, wird der nächste Karriereschritt nicht mehr lange auf sich warten lassen. Erling Haaland, Sadio Mané oder Dayot Upamecano dienen als perfekte Vorbilder, sie alle verdienten sich ihre ersten Sporen bei den Roten Bullen aus Österreich, bevor sie sich anschickten, auf internationalem Parkett für Furore zu sorgen.
Bevor es zu einem möglichen Wechsel zu einem Top-Klub kommt, genießt Adeyemi erst einmal seine Eindrücke bei der Nationalmannschaft. "Es ist Wahnsinn, dass ich hier bin", sagte er nach seinem kurzen, aber erfolgreichen Auftritt gegen Armenien. Er schob nach: "Ich bin immer noch geflasht."
Etwas weniger neudeutsch velieh Schwabl seinem Stolz schließlich Ausdruck: "Es war ein Gänsehaut-Moment, den Jungen im Deutschland-Trikot spielen zu sehen. Seine Entwicklung kommt einem kleinen Märchen gleich. Wir sind als gesamter Verein sehr stolz auf ihn." Einen Rat hielt er für seinen Schützling aber freilich noch bereit: "Ich habe ihm gratuliert, aber auch gesagt: 'Bleib auf dem Boden, Junge!'"
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