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Joshua Kimmich glänzt bei Deutschlands Sieg gegen Luxemburg rechts hinten - Positionsdebatte um Bayern-Star bleibt
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Update 11/10/2025 um 13:50 GMT+2 Uhr
Der 4:0-Pflichtsieg in der WM-Qualifikation gegen Außenseiter Luxemburg war eingeplant, aber immerhin ein kleiner Stimmungsaufheller. Der Erfolg wird von der Diskussion um die neue, alte Rolle von Joshua Kimmich überschattet. Der Bundestrainer stellte seinen Kapitän von der zentralen Sechser-Rolle wieder zurück auf die Rechtsverteidiger-Position. Und Kimmich überzeugte.
"Eigentlich im Tor": Kimmich scherzt über Positionsdebatte
Quelle: Eurosport
Griffig wollten sie wieder sein, Gier zeigen. Und gewinnen. Gesagt, getan. Der erste Schritt ist gemacht, der erste Pflichtsieg des Oktober-Doppelpacks eingesackt. Mit 4:0 gewann die deutsche Nationalmannschaft ihr WM-Qualifikationsspiel in Sinsheim souverän gegen Außenseiter Luxemburg.
Die beste Nachricht aus DFB-Sicht kam aus Belfast: Nordirland bezwang die Slowakei überraschend mit 2:0, nun haben alle drei in der Gruppe A jeweils sechs Punkte. Alles drin.
"Wir brauchten diesen Sieg unbedingt und gerade was die Gier angeht, war das eine deutliche Steigerung", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann und meinte: Gegenüber den Auftritten vor vier Wochen, als beim September-Doppelpack lediglich ein zittriger Erfolg (3:1 gegen Nordirland) herausgekommen war und eine derbe Pleite (0:2 in der Slowakei) für einen herben Stimmungsdämpfer gesorgt hatte.
"Es war wichtig zu gewinnen und es war wichtig, in dieser Art und Weise zu gewinnen", betonte Kapitän Joshua Kimmich, der feststellte: "Wir waren von Anfang an sehr griffig." Er auch. Als Rechtsverteidiger. Oder doch nicht? Falsche Sechs? Halber Achter?
Kimmich zurück auf alter Position
Gegen Luxemburg wurde der 30-Jährige als Außenverteidiger aufgeboten, im zentralen Mittelfeld spielen seien Bayern-Kollegen Leon Goretzka und Aleksandar Pavlovic auf der Doppelsechs. Mit nur einem der beiden bildet er das zentrale Duo bei den Münchnern. Aber da war doch was?
Vor den Länderspielen im September hatte der Bundestrainer wortgewaltig betont, er wolle aufgrund der "Kürze der Zeit" bis zur WM 2026 in seinem "Herzstück", sprich im Mittelfeld-Zentrum, keine Experimente mehr machen. Weil sein Kapitän "einer von zwei, drei Spielern ist, die dort im Klub Stammspieler sind", schickte er Kimmich auf dessen favorisierte Position.
Das Hintertürchen, verklausuliert als Bedingung, formulierte Nagelsmann damals so: "Sollten die angedachten Rechtsverteidiger-Kandidaten auf ganzer Linie versagen, wovon ich nicht ausgehe, überlegen wir nochmal." So kam es dann.
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Joshua Kimmich trifft in der WM-Qualifikation gleich zweimal für Deutschland gegen Luxemburg
Fotocredit: Getty Images
Collins erstmal außen vor, Baku nur Joker
Mit der Umstellung an diesem Freitag beendete der Bundestrainer auch die Hoffnungen von Nnamdi Collins. Beim 0:2 in der Slowakei durfte der Rechtsverteidiger der Frankfurter Eintracht sein Länderspiel-Debüt feiern - und fiel durch. Auswechslung zur Pause, kein Einsatz, keine Nominierung mehr.
Nagelsmann bestätigte vor Anpfiff in der "ARD": "Wir schauen uns natürlich immer Alternativen an, aber Joshua ist auf beiden Positionen so stark, dass es für einen Konkurrenten schwierig ist, da vorbeizukommen." Immerhin wurde der seit 2021 erstmals wieder nominierte Rechtsverteidiger Ridle Baku von RB Leipzig nach einer guten Stunde eingewechselt.
"Es ist eine seiner Stärken, dass er beide Positionen sehr gut spielen kann", erklärte Nagelsmann, "im Grunde spielt er mit Ball die Position, die er auch bei Bayern unter Vincent Kompany spielt. Dort fühlt er sich wohl und wird großen Einfluss haben. Defensiv spielt er rechter Verteidiger."
Kimmich: "Da wo ich helfen kann, spiele ich"
Mit der Retro-Rochade ging Nagelsmann auf Nummer sicher mit Kimmich, der im Spielaufbau tatsächlich hinten rechts begann, dann wie ein Achter einrückte. Gegen den Ball arbeitete Rechtsaußen Karim Adeyemi weit nach hinten zurück, unterstützte ihn.
"Wir haben schon vor dem Lehrgang darüber gesprochen. An sich ist es eine sehr, sehr lange Diskussion", meinte Kimmich in der "ARD", "der Trainer weiß, dass ich auf beiden Positionen spielen kann und dementsprechend kann man das nutzen."
Von der Position aus habe ich viele Möglichkeiten, um einen Impact zu haben, natürlich über Flanken, über Tiefenläufe, übers Passspiel, über tiefe Bälle. "Es ist eine Stärke, dass ich beide Positionen spielen kann. Da, wo ich helfen kann, spiele ich." Ein Kimmich für alle Fälle.
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DFB-Team als Spitzenreiter nach Belfast: Nagelsmann gibt klaren Auftrag
Quelle: Eurosport
Nagelsmann von Kimmich-Thematik genervt
Nach dem Spiel wirkte Nagelsmann genervt, als das Thema Kimmich und dessen Rolle auf dem Platz im Fernsehen und auf der Pressekonferenz wieder und wieder angesprochen wurde. "Ich will mich da gar nicht immer so festlegen, das letzte Mal habe ich mich offensichtlich zu sehr festgelegt", meinte der Bundestrainer nach dem 4:0.
Er betonte: "Dann heißt es überall: Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts. Generell muss eine Führungsperson Entscheidungen treffen, das habe ich gemacht. Das habe ich jetzt so entschieden. Mal schauen, wie es am Montag entscheide." Beim Auswärtsspiel in Belfast.
Die Nordiren werden dem DFB-Team mehr abverlangen. Auch Kimmich, dem hybriden Tausendsassa.
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Nagelsmann will sich bei Kimmich nicht festlegen
Ob er sich denn mal festlegen wolle bzw. müsse, wurde Nagelsmann in der "ARD" gefragt. Antwort: "Ne! Wo steht das?" Noch ein Versuch: Wolle er nicht mit Blick auf die WM Kontinuität bei Kimmich reinbringen? "Die hat er ja, er spielt mit Ball genau auf der Position, die er bei Bayern auch hat."
Und dann wiederholte er sich dezidiert noch einmal. Da haben die Schüler wohl nicht aufgepasst. Auf der Pressekonferenz begann er seine Ausführungen mit:
"Ich habe ja schon ein paar Mal gesagt, dass er beide Positionen spielen kann - ob es defensiv rechts relativ tief ist oder in demselben Raum, den er bei Bayern bespielt. Da gibt er uns viel. Er kann beide Positionen relativ kurzfristig top ausführen. Den kann ich auch eine halbe Stunde vor dem Spiel noch woanders hinstellen. Der kriegt das hin. Das ist gut zu wissen."
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Joshua Kimmich
Fotocredit: Getty Images
Wunschposition? Kimmich: "komplett egal"
Nach dem Spiel betonte Kimmich, freundlich aber bestimmt, ihm sei es "komplett egal", wo er spiele. Der DFB-Kapitän: "Für mich ist es selbstverständlich, da zu spielen, wo der Trainer mich sieht. Im Verein ist es ganz klar die Sechs. Und hier ist es für mich kein Problem, wenn es mal rechts oder im Mittelfeld ist." Ende der Durchsage - aber auch Ende der Diskussion?
Für Kimmich ist es im Grunde nun leicht. Früher drängte er von hinten rechts im Zentrum, um mehr (Spiel-)Gestalter sein zu können, mehr Verantwortung und Relevanz zu bekommen. Die hat er nun, bei Bayern als Vize-Kapitän und in der Nationalelf, samt Kapitänsbinde sogar. Inklusive einer Vorbildfunktion.
Also kann er sich nicht leisten, nun über die erneute Rochade zu lamentieren, gar zu motzen. Dass er spielt? Selbstverständlich. Wo er per Definition spielt? Egal! Wie er spielt? Am besten vorbildlich!
Kimmich überholt Beckenbauer
Wie in seinem 104. Länderspiel. Selbstverständlich verwandelte er den Handelfmeter zum 2:0. Vorbildlich traf er wie ein Mittelstürmer am Fünfmeterraum, noch dazu mit links, zum 4:0. Mit dem 104. Einsatz überholte er den 2024 verstorbenen Franz Beckenbauer und liegt auf Rang elf im ewigen DFB-Ranking, gleichauf mit Per Mertesacker. Die Sahne auf dem Kraichgauer Kimmich-Kuchen: Zwei Länderspiel-Tore in einer Partie - das gelang ihm noch nie, jetzt hat er zehn.
In Belfast, im meist unangenehmen, weil zugig-windigen Windsor Park, ist das Heimteam Nordirland seit knapp zwei Jahren unbesiegt. "Die Nordiren sind sehr unangenehm, ihre langen Bälle sind super eklig zu verteidigen und sie entwickeln viel Stress", erklärte Nagelsmann, "diese Mannschaft ist gallig und in Belfast mit den sehr emotionalen Fans wird das schon nochmal eine andere Hausnummer. Wir werden da noch ein Stück mehr Galligkeit und Gier brauchen. Wir müssen auch da gewinnen, so gehen wir auch in das Spiel."
Kimmich wird vorangehen. Egal, von wo aus.
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