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WM 2022 - Cristiano Ronaldo vor Achtelfinale gegen Schweiz degradiert: Wie Portugals Lichtgestalt jubelte und abdampfte

Dennis Melzer

Update 07/12/2022 um 07:38 GMT+1 Uhr

Fernando Santos sorgte mit der Entscheidung, Cristiano Ronaldo im WM-Achtelfinale gegen die Schweiz auf die Bank zu setzen, für einen Paukenschlag. Dass ausgerechnet Gonçalo Ramos, der Vertreter des Superstars, beim 6:1-Sieg zum Dreifach-Torschützen und Helden avancierte, rückte die CR7-Degradierung in ein ironisches Licht. Der ausgebootete Exzentriker mimte den Teamplayer - zumeist.

"Um Gottes Willen": Trainer Santos flieht vor Ronaldo-Fragen

Vor sechseinhalb Jahren waren sie das Dream-Team der EM in Frankreich: Cristiano Ronaldo und Trainer Fernando Santos. Vielen Fans dürften die Finalbilder noch in Erinnerung geblieben sein, als der verletzt ausgewechselte CR7 seine Teamkollegen durch die Verlängerung peitschte, zwischenzeitlich den Co-Coach an der Seitenlinie gab – und nach Eders entscheidendem Tor seinen Übungsleiter im Siegesrausch beinahe zu Boden riss. Der größte Triumph der portugiesischen Fußballgeschichte war auch ein Ronaldo-Santos-Triumph.
Von der einstigen Glückseligkeit scheint mittlerweile nicht mehr viel übrig zu sein. Nachdem Ronaldo sichtlich frustriert auf seine Auswechslung im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea reagiert hatte, kritisierte Santos das Gebaren seines Kapitäns. "Egal, was genau passiert war. Ich war zu weit weg. Aber nachdem ich mir die Aufnahmen angeschaut habe, habe ich sein Verhalten nicht gemocht. Überhaupt nicht", sagte der 68-Jährige auf einer Pressekonferenz am Montag.
Einen Tag später, am Tag des Achtelfinal-Duells mit der Schweiz, machten in portugiesischen Medien Nachrichten die Runde, wonach der fünfmalige Weltfußballer tatsächlich nicht in der Startelf stehen würde. Eine Stunde vor Anpfiff bestätigten sich die Meldungen. Ronaldo raus, Youngster Gonçalo Ramos rein. Ganz offensichtlich nicht aus medizinischen Gründen. Der Kapitän wurde degradiert.
Vor Anpfiff versammelte sich eine Fotografen-Traube vor der Bank, Ronaldo mit gelbem Reservisten-Leibchen, eine Schnappschuss-Rarität - zumindest hinsichtlich seines Schaffens in der Nationalmannschaft. Bei einer Weltmeisterschaft war dies zuletzt 2006 im letzten Gruppenspiel gegen Mexiko der Fall.

Ronaldo gab den Teamplayer

Ronaldo wirkte weder sonderlich erfreut noch angesäuert, die Hymne sang er inbrünstig mit. Dass seine Teamkollegen ihre Aufgabe auch ohne ihn ansprechend lösten, erhellte Ronaldos Miene. Als sein Vertreter Ramos schon früh im Spiel auf 1:0 stellte, sprintete er mit allen anderen Auswechselspielern zum jubelnden Benfica-Stürmer an die Eckfahne.
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Großer Jubel: Cristiano Ronaldo (M.) fieberte von der Bank aus mit

Fotocredit: Getty Images

Auch nach dem Tor seines langjährigen Real-Madrid-Kumpels Pepe zählte Ronaldo zu den ersten Gratulanten. CR7 gab den Teamplayer, den Gönner und Mutmacher. Im Anschluss schraubte ausgerechnet Ramos sein persönliches Konto auf drei Treffer. Von Ronaldo kein Zeichen der Missgunst, höchstens mal ein fragender Blick in Santos' Richtung, der vermittelte: Wann darf ich dem Schützenfest endlich beiwohnen?
Nach 74 Minuten wurde er, unter großem Applaus von den Rängen, erlöst. Es dauerte nicht lange bis er die Kugel an Torwart Yann Sommer vorbei in den Schweizer Kasten bugsierte. Die Freude sollte jedoch nur Millisekunden währen, Ronaldo hatte im Moment der Ballabgabe deutlich im Abseits gestanden. Am Ende brachte er seinen Namen nicht mehr in die Bücher, stattdessen machte der ebenfalls eingewechselte Rafael Leão das halbe Dutzend voll.

Nach Abpfiff schnell in die Kabine

Nach Abpfiff erweckte Ronaldo dann doch noch den Eindruck, dass die Ausbootung nicht spurlos an ihm vorbeigegangen war. Während seiner Mannschaftskameraden ausgelassen mit den Fans feierten, schritt er alleine in Richtung Katakomben. Doch noch ein stiller Protest? Trainer Santos hatte jedenfalls nicht viel Lust, sich für seine Entscheidung zu rechtfertigen.
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Cristiano Ronaldo

Fotocredit: Getty Images

"Um Gottes Willen. Heute haben wir es eben anders gemacht", antwortete er nach dem Spiel auf eine entsprechende Nachfrage – und dampfte gleich im Anschluss ab.
Aufgrund er Gala-Vorstellung seines Ersatzmannes und der gesamten Mannschaft, blüht Ronaldo auch im Viertelfinale gegen Marokko die Bank. Und auch dann werden alle Augen wieder auf ihn gerichtet sein.
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Ballack analysiert Ronaldos Reservistenrolle: "Das ist die Realität"

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