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WM 2022: Deutschland scheitert zum zweiten Mal in Folge in der Gruppenphase - Sieg gegen Costa Rica wertlos
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Publiziert 01/12/2022 um 21:56 GMT+1 Uhr
Deutschland ist zum zweiten Mal in Folge in der Gruppenphase einer Fußball-WM gescheitert. Gegen Costa Rica gewann die DFB-Elf zwar 4:2, da Japan parallel jedoch Spanien schlug, war das zu wenig. Für Deutschland trafen Serge Gnabry (10.), Kai Havertz (73./85.) und Niclas Füllkrug (89.), für Costa Rica drehten Yeltsin Tejeda (58.) und ein Eigentor von Manuel Neuer (70.) das Spiel zwischenzeitlich.
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Quelle: MagentaTV
Die deutsche Mannschaft begann ihr drittes Gruppenspiel mit einer personellen Umstellung im Vergleich zum 1:1 gegen Spanien. Leroy Sané kam für Thilo Kehrer in die Mannschaft, Joshua Kimmich rückte dadurch zum ersten Mal seit vier Jahren wieder auf die Position des Rechtsverteidigers. Den ersten Warnschuss gab das DFB-Team bereits nach zwei Minuten durch Jamal Musiala ab, der Costa Ricas Schlussmann Keylor Navas per Distanzschuss zu einer ersten Parade zwang (2.).
In einer druckvollen Anfangsphase ließ Thomas Müller per Flugkopfball die große Chance zur Führung zunächst noch leichtfertig liegen (9.), ehe eine Minute später Serge Gnabry das 1:0 besorgte. Eine gefühlvolle Flanke von David Raum nickte der Bayern-Angreifer aus sechs Metern perfekt zur erhofften frühen Führung in die lange Ecke (10.).
Deutschland wollte schnell nachlegen, kurz nach dem 1:0 scheiterte der aufgerückte Leon Goretzka nach Halbfeld-Flanke von Müller jedoch per Kopf an Navas (15.). Im Anschluss blieb die Flick-Elf gegen tief stehende Mittelamerikaner drückend überlegen, kam aber erst kurz vor der Pause durch Gnabrys Schlenzer zur nächsten guten Gelegenheit (40.).
In der 42. Minute erlebte die DFB-Elf dann eine Schrecksekunde: Nach einem Doppel-Blackout von Raum und Antonio Rüdiger kam Keysher Fuller aus zehn Metern frei zum Abschluss, Manuel Neuer bewahrte die deutsche Mannschaft mit den Fingerspitzen vor dem Ausgleich (42.).
Nach dem Seitenwechsel verfiel die deutsche Nationalmannschaft zunächst in unerklärliche Passivität und geriet sogar in Rückstand. Yeltsin Tejeda staubte nach einer Neuer-Parade gegen Kendall Waston aus kurzer Distanz zum 1:1 ab (58.), ehe Manuel Neuer nach einer Freistoßflanke Costa Ricas im anschließenden Getümmel mit Juan Vargas nicht gut aussah und den Ball nach einer Flipper-Aktion schlussendlich zum Eigentor ins Netz lenkte (70.).
Der DFB-Elf gelang umgehend der schnelle Ausgleich durch den eingewechselten Kai Havertz, der frei vor Navas cool blieb (73.). Mit dem Wissen um die japanische Führung warf die deutsche Mannschaft alles nach vorne und kam in der Schlussphase noch zum Sieg. Havertz drückte in der 85. Minute eine Gnabry-Hereingabe über die Linie, kurz darauf besorgte mit Niclas Füllkrug ein weiterer Joker auf Vorlage von Sané aus kurzer Distanz den 4:2-Endstand (89.).
Die DFB-Elf machte im Endeffekt trotz einer erneut diskussionswürdigen Leistung seine Hausaufgaben und holte den erforderlichen Sieg mit zwei Toren Differenz, der bei einem spanischen Sieg oder Remis fürs Weiterkommen gereicht hätte. Durch den 2:1-Erfolg von Japan gegen Spanien schied die deutsche Mannschaft am Ende aufgrund der um fünf Tore schlechteren Tordifferenz aus.
Die Stimmen zum Spiel:
Hansi Flick (Trainer Deutschland): "Mit der ersten Halbzeit war ich enttäuscht, das habe ich der Mannschaft in der Pause gesagt. Wir hatten schon da Chancen ohne Ende. Am Ende hat in diesem Turnier die Effizienz vor dem Tor gefehlt. Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß, das müssen wir erstmal verarbeiten."
Thomas Müller (Deutschland): "Insgesamt haben wir viel Aufwand betrieben. Wir haben irgendwann nicht mehr die Positionen gehalten und die Disziplin verloren, weil wir zu viel wollten. Am Ende war die Effizienz nicht gut genug, um mit sieben Toren Unterschied zu gewinnen. Die Enttäuschung ist enorm."
Kai Havertz (Deutschland): "Mit dem Ergebnis von Spanien hätten wir nicht gerechnet. Im Endeffekt müssen wir uns aber an die eigene Nase packen. Wir hatten genügend Chancen gegen Japan und auch gegen Spanien. Wir haben die Chance, die wir heute hatten, leider wieder nicht genutzt."
Luis Fernando Suárez (Trainer Costa Rica): "Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir sind gegen eine große Mannschaft zurückgekommen und durften sogar kurz vor Achtelfinale träumen."
Der Tweet zum Spiel:
Das fiel auf: Altbekannte Baustellen
Die deutsche Mannschaft offenbarte gegen Costa Rica einmal mehr ihre seit Jahren bestehenden Baustellen. In der Sturmspitze fehlt zum einen ein Stürmer, der vor dem Tor eiskalt agiert. Auch gegen Costa Rica verzichtete Bundestrainer Flick auf den formstarken Werder-Torjäger Füllkrug in seiner Startelf. Bei 32 Torschüssen mit teils hochkarätigen Chancen wäre bei konsequenterer Chancenverwertung ein deutlich höherer Sieg möglich gewesen - sogar ein Sieg mit acht Toren Differenz, der am Ende für das Weiterkommen gereicht hätte. Ein Lichtblick blieb einmal mehr Jamal Musiala, der mit zwölf erfolgreichen Dribblings glänzte, dem aber mit zwei Pfostenschüssen im Abschluss das Glück fehlte.
In der Defensive ist die DFB-Elf zudem gegen wirklich jeden Gegner für Gegentore gut. Besonders nach der Pause leisteten sich die deutschen Spieler leichtfertige Ballverluste in der Offensive und luden die Costa Ricaner zu Gegenangriffen ein. Vielen Spielern war der Wille zu entschlossener Defensivarbeit nicht anzumerken, immer wieder fand der Underdog große Räume in der deutschen Hälfte vor - für ein Team mit Titelanspruch fehlt der deutschen Elf schlichtweg die Qualität in der Defensive, wo mit Antonio Rüdiger nur ein Spieler von Weltklasseformat vorhanden ist.
Die Statistik: 2
Kai Havertz ist der zweite Spieler, der für Deutschland einen Doppelpack als Joker bei einer WM erzielt. Zuvor gelang das nur Andre Schürrle 2014 gegen Brasilien.
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