WM 2022: Flitzer mit Regenbogenfahne bei Portugal-Spiel auf dem Platz - FIFA reagiert "einfach lächerlich"
Update 29/11/2022 um 08:08 GMT+1 Uhr
Ein Flitzer mit Regenbogenfahne hat bei der WM 2022 für Aufsehen gesorgt. Der Störenfried sorgte bei der Partie zwischen Portugal und Uruguay im Lusail Iconic Stadion für eine Unterbrechung. Der Mann ließ seine Fahne in der Nähe des Schiedsrichters fallen, der diese schließlich vom Platz brachte. Kritik gab es von "ARD"-Kommentator Tom Bartels an der TV-Regie des Fußball-Weltverbandes FIFA.
Der Mann, der in der 51. Minute beim Stand von 0:0 aufs Feld lief, hatte gleich mehrere Botschaften parat.
Der Flitzer riss sich seinen Kapuzenpulli vom Leib und holte die Regenbogenfahne hervor.
Auf der Vorderseite seines blauen T-Shits prangte neben dem Superman-Logo die Aufschrift "Save Ukraine" - also eine Botschaft zum Krieg in der Ukraine.
Auf der Rückseite des T-Shirts stand "Respect for Iranian Woman" (sic!) - ein Statement zu den teilweise blutig niedergeschlagenen Protesten der Frauenrechtsbewegung im Iran.
Schiedsrichter bringt Fahne vom Platz
Dazu trug der Flitzer eine "Pace"-Regenbogenfahne der internationalen Friedensbewegung auf den Platz, die er in der Nähe von Schiedsrichter Alireza Faghani (Iran) fallen ließ, ehe ihn Sicherheitspersonal einfangen und vom Platz bringen konnte.
Die Spieler von Portugal und Uruguay standen unbeteiligt dabei.
Schiedsrichter Faghani legte die Fahne vor einer Werbebande ab, dann schnappte sie sich ein Ordner und brachte sie durch denselben Ausgang aus dem Innenraum, durch den auch der Fan geführt wurde.
Flitzer ist selbst Fußballer
Bei dem Flitzer handelt es sich offenbar um den 35 Jahre alten Fußballer Mario Ferri, der zu Beginn dieser Saison noch für den Tre Fiori FC aus San Marino in der Qualifikation zur Europa Conference League aufgelaufen war.
Mittlerweile spielt Ferri für den unterklassigen italienischen Verein Castel di Sangr. Zuvor lief er unter anderem auch schon für Vereine in Indien, in Jordanien und auf den Seychellen auf.
Auf seinem Instagram-Profil nennt sich Ferri "Beeinflusser des Wahnsinns" und einen "modernen Piraten". Zudem trägt er den Beinamen "Il Falco" - der Falke. Ferri war früher schon mit Superman-Shirt als Flitzer über Fußballplätze gerannt.
Portugals Neves sorgt sich um Flitzer
Portugals Rúben Neves sorgte sich nach dem Match, das Portugal 2:0 gewann, um die Gesundheit des Protestlers.
"Ich hoffe, dem Jungen passiert nichts. Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt hat sie verstanden", sagte der Kapitän der Wolverhampton Wanderers.
In der Mixed Zone im Lusail-Stadion auf das Thema angesprochen, wurde Neves von einem Mitarbeiter des Weltverbandes FIFA etwas ins Ohr geflüstert.
Regenbogenfahne nur kurz zu sehen
Für Kritik sorgte derweil die TV-Übertragung. Im sogenannten "World Feed", dem Weltbild, auf das der Fußball-Weltverband FIFA ein sehr genaues Auge hat, was während des Spiels zu sehen ist und was nicht, war der Flitzer nur zu erahnen.
Auch in der "ARD" sah man den Mann nur kurz durchs Bild huschen.
Die Regenbogenfahne nahm man lediglich war, weil der Schiedsrichter danach griff. Kurz darauf schaltete das Bild schon wieder auf die Ränge um.
Kommentator Bartels findet es albern
"ARD"-Kommentator Tom Bartels fand das höchstgradig albern. "Hat man das wirklich nötig, das wegzuschneiden?", schimpfte er live in die deutschen Wohnzimmer: "Das ist für mich einfach lächerlich. Lass ihn dieses Zeichen setzen für die Werte, für die die Regenbogenflagge steht. Das ist nun wirklich nicht gegen die FIFA-Charta."
Das Turnier in Katar ist vor allem wegen der Lage der Menschenrechte in dem Golfemirat das umstrittenste in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften. Unter anderem ist Homosexualität in Katar unter Strafe gestellt.
Zuletzt hatte das Verbot der bunten "One Love"-Binde durch die FIFA für Diskussionen gesorgt. Die Kapitäne von sieben europäischen Mannschaften um DFB-Spielführer Manuel Neuer hatten beabsichtigt, bunte "One Love"-Armbinden gegen Diskriminierung während des Turniers zu tragen.
Regenbogen-Symbole mittlerweile auf den Zuschauerrängen erlaubt
Nach der Androhung von Sanktionen durch die FIFA sahen die nationalen Verbände jedoch davon ab.
Mehrere Fans beschwerten sich zu Beginn der WM, sie seien aufgefordert worden, Kleidung mit Regenbogenfarben in den Stadien auszuziehen. Mittlerweile sind Regenbogen-Symbole auf den Zuschauerrängen erlaubt.
Katar wird wegen fehlender Rechte für Frauen und Personen der LGBTQIA+-Gemeinschaft kritisiert.
Auch bei UEFA-Spielen sieht man wenig
Jeder wisse doch, "dass etwas passiert ist. Es wirkt geradezu grotesk, wenn das dann von der Regie nicht gezeigt wird. Wir waren uns ja bewusst, dass so etwas passieren kann, das ist dann Zensus und hat die FIFA nicht nötig."
Das Vorgehen bei Unterbrechungen durch Flitzer hat die FIFA allerdings nicht für sich allein - auch bei Spielen der UEFA, also der Europameisterschaft oder Champions League - werden Protestaktionen auf dem Rasen nicht gezeigt.
Auch in der Bundesliga wird bisweilen ähnlich verfahren, um keine Nachahmungen zu provozieren.
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(mit SID)
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