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WM 2022 - "Generation nix" kämpft gegen das Scheitern: Heim-EM letzte Chance für Joshua Kimmich und Co.
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Publiziert 05/12/2022 um 13:31 GMT+1 Uhr
Die Jahrgänge 1995/96 sollten für eine goldene Fußball-Zukunft in Deutschland stehen. Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry, Leroy Sané und Niklas Süle - sie sollten nach dem Weltmeisterschaftstitel 2014 übernehmen. Doch für die "Generation nix" ist nach enttäuschenden Turnieren in Russland (2018) und Katar (2022) die Heim-EM 2024 wohl die letzte Chance auf einen Titel.
Leon Goretzka (l.) und Joshua Kimmich (m.)
Fotocredit: Getty Images
Joshua Kimmich kann nicht mehr hinsehen. WM-Spiele zu Hause auf der Coach? Für den Mittelfeldchef der abermals tief gefallenen deutschen Fußball-Nationalmannschaft undenkbar. Zuzuschauen, wie die Franzosen, Engländer, Argentinier oder Niederländer Siege bejubeln, wäre "wie ein Aufkratzen einer Wunde", sagte er, "ich glaube nicht, dass ich mir da einen Gefallen tue". Er spricht aus leidvoller Erfahrung.
Kimmich und seine hoch gelobte Generation der Jahrgänge 1995/96 stehen sinnbildlich für die jüngsten drei Turnier-Pleiten. Schon nach dem Desaster 2018 habe er "keine Minute" WM mehr gesehen, erzählte Kimmich, "es ging einfach nicht". Er habe sich "wie ein Zombie" gefühlt. "Für meine Freundin muss das eine furchtbare Zeit gewesen sein. So down war ich im Fußball noch nie" - bis jetzt.
Der Bayern-Star hat "Angst davor, in ein Loch zu fallen". Kimmich trägt schwer an den Fehlschlägen. So wie er sich auf dem Platz mitunter zu viel aufbürdet, fühlt er sich für das Scheitern persönlich verantwortlich. "Das ist nichts, wofür man stehen möchte", sagte er unmittelbar nach dem Aus und kämpfte gegen die Tränen - wenigstens dies erfolgreich.
Kimmich und Co. wurden beim FC Bayern als "New Gen" gefeiert, jetzt sind sie die "Generation nix", wie die "Süddeutsche Zeitung" höhnte. Dabei wurde beim DFB lange in höchsten Tönen von den vermeintlich "letzten goldenen Jahrgängen" geschwärmt, einer Ansammlung von Hochbegabten. Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry, Leroy Sané, Niklas Süle - alle wurden 1995 oder 1996 geboren. Auch Julian Brandt, Thilo Kehrer und Lukas Klostermann sowie der bei der WM verletzt fehlende Timo Werner.
Gnabry: "Wir haben so viel Talent"
2017 gewannen Kimmich, Goretzka, Süle, Brandt und Werner den Confed Cup. Ein Jahr zuvor hatten Goretzka, Gnabry, Süle, Brandt und Klostermann Olympia-Silber geholt. Beide Male war die Fußball-Nation beglückt von den neuen, frischen Helden und glaubte an eine rosige Zukunft - eine Illusion.
"Wir haben so viel Talent in der Mannschaft", haderte Gnabry nach dem Aus. Abwehrchef Antonio Rüdiger dürfte ihn und andere 1995er oder 1996er wie Sané im Kopf gehabt haben, als er schimpfte: "Viel Talent, alles schön und gut, aber da gehört einfach mehr dazu!" Zum Beispiel? "Die letzte Gier, dieses etwas Dreckige fehlt uns." Vor allem den Zauberfüßen.
Noch ist ihre Zeit nicht abgelaufen, trotz all der Fehlschläge. Über die Generation um Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger habe es nach dem - viel knapperen - Scheitern bei der EM 2008, der WM 2010 und der EM 2012 auch geheißen, "die haben noch nichts Großes gewonnen", meinte Bundestrainer Hansi Flick - bis zur Krönung 2014 in Brasilien.
Bei der nächsten WM sind Kimmich und Co. bereits 30, 31 Jahre alt. "Ihren Leistungszenit", sagte Flicks Vorgänger Joachim Löw, werden sie bei der Heim-EM 2024 haben. Dann müsse die DFB-Elf "für eine Explosion" im Land sorgen, wie 2006. Sein Amt als Bundestrainer gab Löw auch auf, um das Sommermärchen 2.0 zu ermöglichen.
Ist es Kimmich und seinen Mitstreitern zuzutrauen? "Boah, das ist mir echt ein bisschen zu früh, darüber zu sprechen", sagte Kimmich. Erst mal muss die Wunde heilen.
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(SID)
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