WM 2022: Granit Xhaka sorgt mit Griff in den Schritt für Aufreger bei Schweizer Sieg gegen Serbien
Tempo, Klasse, Dramatik - und ein Feuerwerk der Emotionen. Der 3:2-Erfolg der Schweiz gegen Serbien bei der WM 2022 in Katar bot alles, was Fußball ausmacht. Allerdings bewegten sich die Spieler teilweise auch jenseits der Grenzen der Fairness. So provozierte der Schweizer Granit Xhaka den Gegner mit einer obszönen Geste, bei der er sich in den Schritt griff. Das könnte ein Nachspiel haben.
Die Emotionen kochten hoch beim Spiel Schweiz gegen Serbien
Fotocredit: Imago
Die Schweiz steht Kopf - und zum fünften Mal in Serie bei einer WM oder EM in der K.o.-Runde. Ein Riesenerfolg für die Eidgenossen, die gegen Serbien eine beeindruckende Leistung auf den Platz brachten und verdientermaßen das Ticket fürs Achtelfinale buchten.
Unter die Freude mischte sich allerdings auch Ärger.
Vor allem eine Szene aus der 66. Minute sorgte für Gesprächsstoff. Der Schweizer Kapitän Granit Xhaka lieferte sich ein hitziges Wortgefecht mit der serbischen Bank und ließ sich dabei zu seiner unschönen Geste hinreißen.
Der 30-Jährige griff sich in den Schritt, es kam zu einer Rudelbildung an der Seitenlinie. Die Emotionen kochten hoch.
Xhaka wurde von Schiedsrichter Fernando Andrés Rapallini im Unterschied zu Serbiens Ersatzkeeper Predrag Rajkovic (Gelb) zwar nicht bestraft, ist deshalb aber noch nicht auf der sicheren Seite.
Die FIFA prüft die Szene nach Informationen des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) offenbar. Der ehemalige Topschiedsrichter Manuel Gräfe erklärte derweil im "ZDF", dass man die Aktion durchaus mit einer Gelben Karte hätte ahnden können und nun im schlimmsten Fall sogar eine Sperre fürs Achtelfinale drohe.
Huggel befürchtet Konsequenzen für Xhaka
"Man kann nur hoffen, dass es keine Konsequenzen gibt. Eine unnötige Szene", urteilte indes der ehemalige Schweizer Nationalspieler Benjamin Huggel im "SRF". Er rate aber davon ab, "ihn moralisch zu verurteilen, das kann passieren".
2014-Weltmeister Per Mertesacker wunderte sich indes im "ZDF", dass Xhaka nicht "gereift" sei. "Die Schweiz steht jetzt im Achtelfinale und will noch einen Schritt weitergehen. Dafür brauchen sie ihn aber."
Sportlich betrachtet zeigte der Kapitän gegen Serbien eine tadellose Leistung und wurde zum Man of the Match gekürt.
Natürlich riefen die Tumulte auf dem Platz Erinnerungen wach an die Vorfälle bei der WM vor vier Jahren in Russland. Damals kam es beim 2:1-Sieg der Schweizer gegen Serbien zum Eklat, weil Xhaka und Xherdan Shaqiri nach ihren Treffer mit den Händen den doppelköpfigen Adler, der die Flagge Albaniens ziert, zeigten. Eine unmissverständliche, politische Botschaft an die serbischen Anhänger, die die Spieler zuvor provoziert hatten.
Sowohl Xhaka als auch Shaqiri haben kosovarische beziehungsweise albanische Wurzeln. Das Verhältnis zwischen Serben, Kosovaren und Albanern ist aufgrund des Kosovo-Konflikts in den späten 1990er-Jahren bis heute schwer belastet. "Ich bin professionell genug. Ob wir gegen Kamerun, Brasilien oder Serbien spielen. Für mich ist es dasselbe Spiel", sagte Xhaka im Vorfeld der Partie gegenüber der "Deutschen Welle".
Aufregung um Flagge in serbischer Kabine
Allerdings gab es schon vor wenigen Tagen Aufregung um das hochbrisante, politische Thema, als ein Foto aus der serbischen Kabine vor dem ersten Spiel gegen Brasilien in den sozialen Netzwerken auftauchte. Darauf ist eine Flagge zu sehen, auf der auch die Umrisse des Kosovo in serbischen Nationalfarben abgebildet sind. Die FIFA-Disziplinarkommission hatte infolge dessen ein Verfahren gegen den serbischen Fußballverband (FSS) eingeleitet.
Der Kosovo, ehemalige Teilregion der Republik Serbien, hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Ein Großteil der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen erkennt diesen Status an - Serbien dagegen betrachtet den Kosovo als autonome Provinz des Staates.
Akanji nimmt Xhaka in Schutz: "Wollten uns provozieren"
Ob nun aufgrund der Vorgeschichte oder der sportlich brisanten Ausgangslage - beim Gruppenfinale zwischen der Schweiz und Serbien im Stadion 974 ging es emotional hoch her, wobei Xhakas Geste herausstach.
Teamkollege Manuel Akanji nahm den ehemaligen Gladbacher indirekt in Schutz und gab den Serben die Schuld für die hochkochenden Emotionen: "Sie wollten uns provozieren. Sie haben von Anfang an ein paar Dinge gesagt und dann sind ein paar Dinge zurückgekommen", sagte der Profi von Manchester City im Gespräch mit "Spox" und "Goal". Er schob nach: "Darum bin ich sehr froh darüber, dass wir gewonnen haben und sie jetzt in den Urlaub gehen können."
"Ich habe es gar nicht genau gesehen, nur mitbekommen, dass plötzlich die serbischen Spieler auf den Platz liefen. Ich bin dann hin, um zu beruhigen", erklärte der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin gegenüber dem "SRF".
Der Coach sprach - verständlicherweise - lieber über die sehr erfreulichen sportlichen Aspekte. Da geht es für die Schweiz nun im Achtelfinale am kommenden Dienstag gegen Portugal weiter. "Die Reise ist noch nicht zu Ende", sagte Yakin vielsagend ...
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Quelle: Perform
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