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DHB-Auswahl bereit für das Wintermärchen

VonSID

Publiziert 28/01/2016 um 17:52 GMT+1 Uhr

Andreas Wolff schmökerte in seinem Gruselroman, Tobias Reichmann relaxte bei harten Riffs von Rammstein, und Jannik Kohlbacher büffelte für seine BWL-Klausur: Die deutschen Handballer gönnten sich auf ihrer Busfahrt nach Krakau eine kleine Atempause und tankten fernab des Hypes in der Heimat neue Kraft für den Endspurt. Nach der Sternstunde gegen Dänemark gibt es nur noch ein Ziel: den Titel.

Die deutschen Handballer wollen den Titel

Fotocredit: SID

"Wenn wir jetzt nicht sagen, dass wir Europameister werden wollen, dann sind wir fast bescheuert", sagte Senkrechtstarter Wolff dem "SID", bevor er sich noch schnell das Lunchpaket schnappte und um viertel nach elf als letzter Spieler in den Teambus Richtung Halbfinal-Spielort kletterte. Die Mannschaft habe bislang ein "unglaubliches Turnier" gespielt: "Jetzt fehlen uns nur noch zwei Schritte, um uns die europäische Krone aufzusetzen."
Der erste Schritt auf dem Weg zum ersten Titel einer deutschen Handball-Mannschaft seit dem Wintermärchen im eigenen Land 2007 soll am Freitag (18.30 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de) im Duell der Überraschungsteams gegen Norwegen gelingen, ein mögliches Finale gegen Kroatien oder Spanien würde am Sonntag steigen.

"Jetzt wollen wir ins Finale"

"Nach 2004 und 2007 erlebt der deutsche Handballer zurzeit eine neue Sternstunde", sagte Team-Oldie Carsten Lichtlein. Der neue Kapitän muss es wissen: Lichtlein hat die letzten großen Erfolge als einziger im Team selbst miterlebt und bezeichnet das Turnier in Polen schon jetzt als "echtes Highlight". Kreisläufer Kohlbacher gab anschließend die Marschroute vor: "Jetzt wollen wir ins Finale."
Dagur Sigurdsson nahm die Kampfansagen seiner Spieler mit einem verschmitzten Lächeln zur Kenntnis. Der Bundestrainer, der mit seinen ausgeklügelten Taktiken in Polen als brillanter Regisseur des zuvor nicht für möglich gehaltenen Wintermärchens agiert, wirkte am Donnerstag so gelöst wie noch nie in seiner inzwischen anderthalbjährigen Amtszeit.
"Ich bin sehr glücklich über den Halbfinaleinzug", sagte Sigurdsson, ließ dabei aber nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen, dass seine Mission noch nicht beendet ist: "Wir bleiben voll fokussiert und wollen jetzt das Maximale rausholen."
In der Heimat sorgen die Erfolge der mit 16 (!) EM-Debütanten gespickten deutschen Mannschaft für einen lange Zeit nicht erlebten Handball-Boom. Zahlreiche Sportstars, darunter auch viele Fußball-Weltmeister, fiebern mit dem DHB-Team - und selbst Bundestrainer Joachim Löw zeigte sich tief beeindruckt vom Höhenflug der Handballer.
Ich bin total begeistert von den Jungs, sie geben nie auf, sind unbekümmert, haben eine tolle Einstellung. Genauso wie wir stellt auch Dagur Sigurdsson das Team in den Mittelpunkt, jeder kämpft für den anderen
Der Weltmeister-Trainer bezeichnete die jungen Handballer als "tolle Botschafter für Deutschland. Ich wünsche den Spielern, dass sie die Teilnahme an einem EM-Halbfinale auch genießen können und Spaß haben", sagte Löw.
Ans Genießen wollten die Nationalspieler des jüngsten aller EM-Teams aber partout noch nicht denken. Die vom DHB geplante EM-Sause mit 10.000 Fans in der Berliner Schmeling-Halle am Montag blendeten die Akteure komplett aus, ein Essen beim Italiener auf Einladung des Verbandes sagten sie kurzfristig ab.

Seit zwei Wochen im Tunnel

"Es zählt nur das nächste Spiel", sagte Finn Lemke. Der Abwehrchef befindet sich seit zwei Wochen im Tunnel, konnte wie viele deutsche Spieler in der Nacht nach dem Dänemark-Coup nicht einschlafen - und googelte dann kurzerhand sämtliche Spieler des nächsten Gegners. "Ich wusste von den Norwegern nicht mehr so viel, das war das größte Problem", sagte Lemke. Und so verkroch sich der Hüne am Donnerstag als einer der ersten in den Mannschaftsbus und studierte am Laptop stundenlang die Bewegungsmuster der norwegischen Angreifer.
Damit steht Lemke sinnbildlich für die von unbändigem Ehrgeiz getriebene deutsche Mannschaft. "Von Partystimmung sind wir meilenweit weg", sagte Teammanager Oliver Roggisch und warnte vor dem nächsten Gegner, der die großen Favoriten Frankreich und Polen aus dem Turnier gekegelt hat: "Wir sind die Bad Boys und die Norweger die Underdogs. Sie werden auch um jeden Millimeter kämpfen."
Dennoch zeigte sich Roggisch optimistisch. "Ich habe ein gutes Bauchgefühl", so der Weltmeister von 2007: "Die Jungs wissen: Wir haben hier eine Riesenchance und können etwas ganz Großes erreichen."
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