Olympia 2024 - Drei Dinge, die beim Deutschland-Sieg im Halbfinale von Paris auffielen: Spanien hat Angst vorm Wolff

Die deutschen Handballer schreiben ihr Olympia-Märchen weiter. Im Halbfinale hat das DHB-Team Spanien 25:24 (12:12) besiegt und profitierte dabei von einem Torwart in Weltklasse-Form. Andreas Wolff hielt fast jeden zweiten Ball und brachte die Spanier in der Schlussphase mit unmenschlichen Paraden zur Verzweiflung. Damit steht die Handball-Nationalmannschaft im Endspiel um Gold.

Nicht zu fassen! Alle Wolff-Paraden der letzten zehn Minuten

Quelle: Eurosport

Der nächste Olympia-Krimi für die deutschen Handballer. Nach dem irre spannenden Viertelfinalsieg gegen Frankreich besiegte das Team von Bundestrainer Alfred Gislason Spanien in einem ebenfalls packenden Spiel.
Mehrfach hätte Spanien in der Schlussphase der Partie den Vorsprung entscheidend ausbauen können. Doch immer wieder scheiterten sie am deutschen Torwart Andreas Wolff. Der hielt seine Mannschaft erst im Spiel und schuf dann die Grundlage dafür, dass das DHB-Team das Spiel drehen konnte.
Wie schon gegen Frankreich musste Deutschland einen Rückstand aufholen, allerdings zeigte das deutsche Team im Angriff eine wackeligere Leistung als noch im Viertelfinale.
Dank der Wahnsinns-Paraden von Wolff und einer kämpferischen Leistung über 60 Minuten hat das DHB-Team eine Medaille schon sicher und kann das Olympia-Märchen am Sonntag mit Gold krönen.
Drei Dinge, die in Lille auffielen.
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Highlights: Deutschland ringt Spanien nieder und bucht Final-Ticket

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1.) Wolff gewinnt fast im Alleingang

Handball ist ein Mannschaftssport und für einen historischen Halbfinalsieg braucht es eine starke Mannschaftsleistung. Aber nach dieser Schlussphase fühlte es sich für jeden auf und neben dem Feld gleich an: Dieses Spiel hat Andreas Wolff gewonnen. Alle Spieler stürmten zum Torwart, alle umarmten ihn, schrien ihre Freude in sein Gesicht.
Denn die Leistung des 33-Jährigen war nichts anderes als galaktisch. Von 45 Würfen entschärfte er 22, das macht eine Paradenquote von überirdischen 49 Prozent. Wolff war das gesamte Spiel über präsent, hielt Bälle aus der Fernwurfzone, freie Bälle vom Kreis, von den Außenspielern.
Schon in der ersten Halbzeit erinnerte seine Leistung an das EM-Finale 2016, als er Spanien komplett entnervte und Deutschland zum Titel führte - in der Schlussphase des Olympia-Halbfinales setzte er aber noch einen drauf. In der 53. Minute traf Agustin Casado zum 24:23 für Spanien - danach gelang den Iberern kein einziger Treffer mehr.
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Nicht zu fassen! Alle Wolff-Paraden der letzten zehn Minuten

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"Wir wollen der Handball-Welt jetzt zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind", sagte Wolff. Das gelang vor allem dem 33-Jährigen eindrucksvoll. "Wir haben noch einen Schritt, um in die Geschichte einzugehen."
Das aufopferungsvoll kämpfende DHB-Team konnte nicht verhindern, dass Spanien mehrmals frei vom Kreis zum Abschluss kam, aber Wolff sprang seinen Gegenspielern immer entgegen oder riss sein Bein über Kopfhöhe - und jedes Mal wehrte er damit den Ball ab. "Er hat großartige Paraden gezeigt, es hat uns ins Finale getragen", sagte Renars Uscins und Trainer Gislason bilanzierte: "Das hier ist einfach nur unglaublich."

2.) Medaillen-Durststrecke beendet

DHB-Kapitän Johannes Golla hatte vor dem Halbfinale gegen Spanien den Wunsch geäußert, "endlich was nach Hause" bringen zu wollen. Und in diesem "endlich" steckt viel drin. 2016 wurde Deutschland Europameister und Olympia-Dritter. In den acht Jahren danach spielte Deutschland mal durchwachsen und schied früh im Turnier aus oder Deutschland spielte mal ordentlich und gewann trotzdem nichts.
Zwei Dinge prägten aber jedes Turnier: Die Inkonstanz mit schwankenden Leistungen innerhalb und zwischen den Spielen und eine gewisse Chancenlosigkeit gegen die Top-Nationen. Zuletzt bei der EM im Januar deutlich sichtbar: Gegen Frankreich, Dänemark und Schweden konnte man der individuellen Qualität nichts entgegensetzen.
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Das ist bei Olympia 2024 in Paris anders. Zweimal schlug Deutschland Spanien, im Auftaktspiel Schweden und im Viertelfinale Frankreich - alles Top-Nationen gespickt mit Spitzenspielern bei Champions-League-Vereinen.
Vor dem Finale sind also zwei Dinge sicher: Das DHB-Team geht mit einer Medaille aus dem Turnier und ist jetzt auf absoluter Augenhöhe mit den besten Nationalteams der Welt. Nicht für eine Halbzeit oder in verteilten Phasen in einem Spiel, sondern so richtig in einem ganzen Turnier.
Eine Entwicklung, die Renars Uscins stolz macht. "Ich bin stolz, Teil dieses Teams zu sein und eine Medaille sicher zu haben", sagte er. "Aber wir wollen mehr."

3.) Endlich Turniermannschaft

Freudentaumel, "Andi! Andi!"-Sprechchöre und die pure Euphorie sollten nicht darüber hinwegtäuschen: Gegen Spanien hat das DHB-Team nicht die Sterne vom Himmel gespielt. Schon in der ersten Halbzeit unterliefen der deutschen Mannschaft zu viele Fehler, auch in der zweiten Halbzeit hatten die Deutschen Probleme gegen die spanische Abwehr.
Dazu kamen Probleme im Umschaltspiel. Während die Iberer ihre Tempogegenstöße mit hohem Tempo und großer Konsequenz durchzogen, konnte Deutschland die Spanier nach Ballgewinnen nicht immer überlaufen - in manchen Situationen wirkte es fast, als würden sich die deutschen Spieler nicht trauen.
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"Du Handball-Gott!" Wolff pariert Deutschland ins Finale

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Und auch wenn Andreas Wolff in der Schlussphase alles hielt, was man halten kann: Dass die spanischen Spieler so oft so frei zentral am Kreis zum Abschluss kamen, spricht auch nicht für eine überragende Defensive.
Und dennoch ist die zentrale Erkenntnis: Eine Weltklasse-Mannschaft gewinnt genau diese Spiele. Das DHB-Team trat extrem kampfstark auf, ließ sich auch in den schwachen Phasen nicht abschütteln, hatte mit Juri Knorr und Renars Uscins zwei Spieler, die sich auch in schwierigen Situationen Würfe nahmen.
Und ganz entscheidend: In der Schlussphase verwandelten die Deutschen ihre Chancen. In einem Olympiaturnier mit acht Spielen muss man nicht acht Zauberleistungen auf die Platte legen, aber richtige Turniermannschaften gewinnen auch die Spiele, in denen sie spielerisch keinen Sahnetag erwischen.
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Klassischer Knorr: Genialer Pass lässt Deutschland jubeln

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Wolff on fire! DHB-Torhüter bringt Spanien zur Verzweiflung

Quelle: Eurosport


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