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Handball-WM: Deutschland unterliegt Spanien zum Auftakt der Hauptrunde und steht vor dem Aus

Tino Harth-Brinkmann

Update 21/01/2021 um 23:16 GMT+1 Uhr

Die deutschen Handballer haben zum Auftakt der WM-Hauptrunde in Ägypten einen kräftigen Dämpfer hinnehmen müssen. Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason unterlag Europameister Spanien 28:32 (13:16) und hat damit vor den beiden abschließenden Partien gegen Brasilien und Polen kaum mehr Chancen auf einen Viertelfinal-Einzug. Bester Werfer der DHB-Auswahl war Timo Kastening mit sieben Treffern.

Handball-WM: Deutschland - Spanien

Fotocredit: Getty Images

Nach der 28:29-Niederlage gegen Ungarn zum Abschluss der Vorrunde war das Spiel gegen Spanien für die deutsche Auswahl schon eine Art vorgezogenes Endspiel. Nur mit einem Sieg gegen den amtierenden Europameister war der Viertelfinaleinzug noch aus eigener Kraft möglich.
Deutschland startete vor allem in der Abwehr konzentriert in die Partie, zudem hielt Torhüter Andreas Wolff gleich den ersten Wurfversuch stark. Erst nach vier Minuten gelang den Spaniern das erste Tor. Allerdings fehlte auch den Deutschen die Konsequenz im Abschluss. So konnte sich die DHB-Auswahl nie mehr als ein Tor absetzen.
Dann bekam Sebastian Firnhaber innerhalb von nur drei Minuten zwei Zeitstrafen und Spanien konnte sich erstmals einen Zwei-Tore-Vorsprung (6:4) erspielen. Weil die Deutschen es nicht mehr wie zu Beginn schafften, die spanischen Angriffe zu stoppen, nahm DHB-Trainer Alfred Gislason bei 5:7 die erste Auszeit (13.).
Doch besser wurde es bei Deutschland zunächst nicht. Die Spanier spielten die Anwürfe teilweise so schnell aus, dass sich die deutsche Abwehr nicht rechtzeitig formieren konnte, was dem Weltmeister von 2013 leichte Treffer ermöglichte.
Nach vier Paraden am Stück von Spaniens Keeper Rodrigo Corrales zog Spanien auf 14:9 davon, ehe Deutschland durch Kai Häfner und Timo Kastening wieder verkürzen konnte (26.). Bei dem Drei-Tore-Rückstand blieb es auch zur Pause, weil Johannes Golla mit dem Halbzeitpfiff noch zum 13:16 traf.
Deutschland kam mit viel Schwung aus der Kabine und zeigte sich defensiv deutlich verbessert. Offensiv lief es zu Beginn der zweiten Hälfte perfekt, was vor allem am Zusammenspiel von Häfner und Kastening lag. Die beiden teilten die ersten fünf Abschlüsse unter sich auf und trafen jeden Versuch. Kastening sorgte bei 18:18 für den ersten Ausgleich seit der Anfangsphase (37.).
Und mit einem Tempogegenstoß erzielte der Linksaußen kurze Zeit später sogar die 20:19-Führung, die Spanien zur Auszeit zwang (38.). Die Deutschen kamen jedoch auch aus der Auszeit gut heraus. Johannes Bitter hielt einen Siebenmeter und Juri Knorr erzielte in Unterzahl seinen ersten Treffer.
Philipp Weber besorgte die 25:22-Führung, dann leistete sich Knorr aber zwei leichte Ballverluste und Spanien kam wieder auf ein Tor heran. Trotz einer Auszeit von Gislason fand Spanien jetzt wieder den eigenen Rhythmus. Ángel Fernández drehte die Partie mit einem Tempogegenstoß wieder zu einer 26:25-Führung für Spanien (48.).
Bei Deutschland fielen plötzlich selbst die leichten Würfe nicht mehr und selbst der sonst so sichere Marcel Schiller verwarf seinen ersten Siebenmeter (51.). Spanien wurde dagegen wieder effektiver und kam durch Fernández fünf Minuten vor dem Ende auf die höchste Führung der Partie (31:26).
Ein bisschen Hoffnung keimte nochmal auf, als Uwe Gensheimer in Überzahl für zwei schnelle Tore sorgte und auf drei Tore Rückstand verkürzte (58.). Spanien schlug aber wieder zurück und setzte eine Minute vor dem Ende mit dem Treffer zum 32:28 den Endstand.
So blieb eine zwischenzeitlich starke Aufholjagd aufgrund einer neunminütigen torlosen Phase für die DHB-Auswahl ungekrönt. Auf das Erreichen des Viertelfinales besteht somit nur noch eine Minimalchance. Spanien liegt dagegen mit 5:1 Punkten auf Rang zwei hinter Ungarn voll auf Kurs.

Die Stimmen zum Spiel:

Uwe Gensheimer (Deutschland): "Es ist schwierig zu verdauen, dass wir das Spiel auf diese Art und Weise verloren haben, weil ähnlich wie vor zwei Tagen viel mehr drin war. Wir lagen selbst in Führung, aber abgezockte Spanier haben die Ruhe bewahrt. Wir haben wieder zu viele Bälle liegen lassen. Das tut einfach nur weh."
Johannes Bitter (Deutschland): "Erstmal muss ich sagen, dass wir ein geiles Spiel gemacht haben. Ich glaube, wenn uns vorher jemand gesagt hätte, dass wir die Spanier so unter Druck setzen und wirklich kurz davor sind wegzuziehen, dann hätten wir das genommen. Es war geil, wie wir dagegen gehalten haben und auch immer Spaß am Spiel hatten. Dass wir dann zwei, drei Fehler gemacht haben, die uns das Genick brechen, das kann alles passieren. Ich will jetzt gar nicht sagen, dass wir hier mit einem schlechten Gefühl rausgehen müssen. Ich will hier nicht alles schönreden, weil wir ja verloren haben. Aber ich denke nicht, dass wir hier mit hängendem Kopf rausgehen müssen."
Alfred Gislason (Trainer Deutschland): "Wir fangen an, mit viel zu viel Risiko zu spielen, nachdem wir (in der zweiten Halbzeit, Anm. d. Red.) eine Viertelstunde lang überragend gespielt haben. Viel besser kann man nicht spielen. Und dann gehen wir viel zu viel Risiko ein, mit Pässen, die durch Gegenstöße im eigenen Netz landen. Und letztendlich sind es auch mehrere ganz freie Bälle, die wir verwerfen. Damit machen wir uns selbst kaputt."

Das fiel auf: DHB wieder mit Defensivproblemen

Während die deutsche Auswahl gegen Ungarn defensiv große Probleme mit der Körperlichkeit des Gegners hatte und vor allem Kreisläufer Bence Bánhidi nicht stoppen konnte, förderte das Spiel gegen Spanien neue Schwierigkeiten zutage. Der Europameister stellte die DHB-Auswahl vor allem durch ihr schnelles Spiel vor große Probleme. Immer wieder kamen die Iberer über Tempogegenstöße zu Toren, auch direkt nach dem Anwurf waren die Deutschen oft noch viel zu unsortiert.
In der zweiten Halbzeit gelang es dem DHB-Team zunächst viel besser, die spanischen Angriff zu unterbinden. Das brachte den Deutschen sogar die Führung, ehe die Mannschaft hintenraus wieder etwas nachlässiger wurde.

Der Tweet zum Spiel:

Manch einer mag sich verwundert die Augen gerieben haben, als Spaniens Trainer Jordi Ribera seinen Keeper Rodrigo Corrales, der in der ersten Halbzeit eine starke Partie gezeigt hatte, durch Gonzalo Pérez de Vargas ersetzte. Doch Spaniens zweiter Keeper hielt überragend, vereitelte gleich mehrere Chancen, bei denen Deutschlands Spieler frei zum Wurf kamen. Am Ende hatten beide zusammengenommen eine Quote von 34,9 Prozent gehaltene Bälle.

Die Statistik: 13

Neben der Defensive lag auch im Angriff in der ersten Halbzeit einiges im Argen. Wieder traf das DHB-Team speziell die leichten Würfe zu selten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit boten die Deutschen dann ein gänzlich anderes Gesicht. Nach nur 13 Minuten hatten die Mannschaft schon zwölf Treffer auf dem Konto - nur einen weniger als in der gesamten ersten Halbzeit. Das schlug sich auch in einer Vier-Tore-Führung nieder, doch auf einmal wollte nichts mehr funktionieren. Es folgte eine neunminütige Durststrecke, ehe Kastening wieder einen Treffer erzielte - zu lange, um gegen routinierte Spanier den Sieg einzufahren.
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