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Olympia 2021: Annika Schleu muss Medaillentraum nach dem Reiten begraben - Pferd Saint Boy bockt
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Publiziert 05/08/2021 um 17:20 GMT+2 Uhr
Drama auf dem Rücken von Saint Boy: Fünfkämpferin Annika Schleu (Berlin) hat ihren Traum von einer Medaille bei den Olympischen Spielen nach einem völlig missglückten Reiten begraben müssen. Die auf Goldkurs liegende Olympia-Vierte von Rio bleib in der vierten Disziplin komplett ohne Punkte und fiel so vom ersten auf den 31. Platz zurück. Gold ging an Kate French (Großbritannien).
Annika Schleu bei Olympia auf Saint Boy
Fotocredit: Imago
Schleu und Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn auf der Tribüne brachen in Tränen aus.
Im abschließenden Laser-Run konnte sich Sportsoldatin Schleuch (1088 Punkte) nicht mehr verbessern, sie landete damit drei Plätze hinter Mannschaftskollegin Rebecca Langrehr (Berlin/28./1248).
Nach dem deutschen Drama beim Reiten holte sich Kate French (Großbritannien) mit dem Olympiarekord von 1385 Punkten die Goldmedaille vor Lara Asadauskaite (Litauen/1370) und Sarolta Kovacs (Ungarn/1368).
Sportsoldatin Schleu hatte das Reiten mit 24 Punkten Vorsprung auf die ROC-Athletin Juliana Bataschowa in Angriff genommen. Auf dem Rücken von Saint Boy, auf dem Bataschowas Landsfrau Gulnas Gubaidullina vor Schleu bereits ohne Punkte geblieben war, lief dann aber nichts mehr.
Nur mit Mühe brachte Schleu das ihr zugeloste Pferd überhaupt auf den Parcours. Dort verweigerte Saint Boy mehrfach. "Weiter, weiter", rief Bundestrainerin Kim Raisner - es nützte nichts.
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Tränen-Drama! Schleu verliert fast schon sicher geglaubtes Gold
Quelle: Eurosport
Schleu in Tränen aufgelöst
"Das ist sehr hart", meinte Schleu im Eurosport-Interview: "Ich wusste natürlich, dass es passieren kann - im Fünfkampf ist Reiten dabei. Ich wusste aus dem ersten Durchgang, dass das Pferd ein bisschen in der Ecke geklebt hat, aber beim Einreiten war es wirklich richtig gut. Ich kann nur sagen, ich habe im Reiten mein Bestes gegeben."
Dann konnte die Deutsche die Tränen nicht mehr halten. "Leider habe ich online schon gelesen, dass fiese Nachrichten in meine Richtung geschickt wurden. Ich denke schon, dass ich gut mit dem Pferd umgehen kann. Es ist schwierig, wenn man das Pferd nicht kennt und vorher schon jemand anders drauf saß", meinte sie schluchzend.
Sie habe sich "hilflos" gefühlt. "Ich hatte ja schon gesehen, dass er bei der Russin in der Ecke geblieben ist. Ich war schon bevor ich angefangen habe kurz davor zu sagen 'Ich mach's nicht', weil ich gespürt habe, dass es nicht funktioniert", sagte sie.
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Eurosport-Experte erklärt: Regeldetail verhinderte Pferdtausch bei Schleu
Quelle: Eurosport
Schöneborn geschockt
Zuspruch gab's von Schöneborn.
"Es kann keiner besser nachempfinden als ich. Es ist eins zu eins die Situation, die ich in Rio hatte", sagte Schöneborn, die 2016 in Brasilien ihre Medaillenchance auf dem Rücken von "Legende" verloren hatte, in der "ARD": "Es ist der Worst-Worst-Case, der jetzt eingetreten ist. Mit allen anderen Punktzahlen hätte sonst was passieren können, hätte man Annika keine Medaille mehr nehmen können. Das ist sehr erschütternd."
Beim Fünfkampf sei auch immer Losglück dabei, meinte Schleu. "Das wissen wir alle. Dass es vor fünf Jahren Lena und jetzt mich in aussichtsreichen Positionen erwischt - bei dem einzigen Event, bei dem wirklich mal auf uns geschaut wird - das ist unglaublich traurig und hat quasi allen aus dem Team das Herz gebrochen."
Die siebenmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth sah sich in ihrer Bewertung der Disziplin Reiten im Fünfkampf bestätigt. "Fünfkampf hat nichts mit Reiten zu tun", sagte sie dem "SID": "Die Pferde sind ein Transportmittel, zu denen die Athleten keinerlei Bezug haben. Denen kann man genauso gut ein Fahrrad oder einen Roller geben."
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Bereits vor Schleu-Ritt: Saint Boy verweigert mehrfach bei ROC-Reiterin
Quelle: Eurosport
Schleu bis dato auf Goldkurs
Schleu war am Donnerstag mit 29 Siegen in 35 Fecht-Duellen glänzend in den Wettkampf gestartet. "Das hatte ich in meinem Leben noch nie. Heute hat irgendwie alles gepasst", hatte sie im Anschluss in der "ARD" gesagt.
Im Bonusfechten am Freitag verlor sie im Tokyo Stadium ihr Duell gegen die Südkoreanerin Kim Sehee. Zuvor hatte sie beim Schwimmen über 200 m Freistil nach 2:16,99 Minuten als 24. angeschlagen, ihre Führung aber behauptet. Dann folgte das Reit-Drama.
Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn hat ihre Karriere beendet. Die Männer (inkl. Dogue) gehen am Samstag auf Medaillenjagd.
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"Fiese Nachrichten in meine Richtung": Schleu von Emotionen übermannt
Quelle: Eurosport
Liebig und Dogue starten schwach in den Modernen Fünfkampf der Männer
Das Potsdamer Männer-Duo kam dagegen schlecht aus den Startlöchern. Fabian Liebig belegte nach 16 Siegen in 35 Gefechten mit 196 Punkten den 24. Platz, Patrick Dogue gewann nur elfmal und fand sich auf Position 32 wieder (166).
Jeweils 250 Punkte erzielten der Brite Joseph Choong und Alexander Lifanow (ROC).
DIE GROSSEN OLYMPIA-GESCHICHTEN - der Eurosport-Podcast
https://play.acast.com/s/die-grossen-olympia-geschichten/10-muhammad-ali-boxen-olympia-gold-cassius-
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(SID)
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