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Sportrechtsexperte Michael Lehner nach Skandal um Testflaschen: "Beweislast trifft nun den Verband"

VonSID

Publiziert 30/01/2018 um 16:09 GMT+1 Uhr

Die Sicherheitsprobleme bei den Dopingtestflaschen für die Olympischen Winterspiele in PyeongChang (9. bis 25. Februar) haben nach Meinung des Sportsrechtsexperten Michael Lehner gravierende juristische Auswirkungen. Es komme bei den Dopingverfahren zu einer Umkehr der Beweislast, sagte Lehner. "Die Beweislast trifft nun nicht mehr den Athleten, sondern voll den Verband", sagte der Experte.

icture of the logo of World Anti-Doping Agency or Agence Mondiale Antidopage (WADA)

Fotocredit: Getty Images

Dank der Recherchen der ARD sei deutlich geworden, dass bei Kontrollverfahren der Manipulation Tür und Tor geöffnet seien. Lehner sagte:
Ich war geschockt, wie leicht die Behälter zu öffnen sind. Deshalb habe ich auch gesagt: Das Dopingkontrollsystem ist am Ende.
Bislang muss der Athlet nach dem Prinzip der "strict liability" seine Unschuld im Falle eines positiven Dopingtests beweisen. "Das kann so nicht bleiben. Die Fehler wurden offenkundig festgestellt. Der Verband muss nun beweisen, dass die Flaschen nicht beeinträchtigt wurden", so Lehner.
Der Jurist rät den Athleten, bei den Olympischen Spielen auf jeden Fall zur Dopingkontrolle zu gehen. "Dort aber sollten die Sportler auf dem Formular vermerken, dass sie den Test nur unter Vorbehalt durchführen", sagte der Wissenschaftler.
Journalist Hajo Seppelt, der die Recherchen der ARD leitete, glaubt sogar, dass für Fälle der Vergangenheit, der Gegenwart und der unmittelbaren Zukunft (Pre-Tests der Olympischen Winterspiele) das gesamte Dopingkontrollsystem "nicht mehr sicher und juristisch anfechtbar" sei. "Jetzt muss es Plan B für Olympia geben", sagte Seppelt im Gespräch mit dem SID.

Wissenschaftler prognostiziert wenige positive Proben

Lehner sieht auch die Altverfahren betroffen. Der Jurist sagte:
Es ist meine volle juristische Überzeugung, dass die Umkehr der Beweislast auch für frühere Verfahren gilt. Zunächst einmal müssen jetzt die Verbände und Doping-Agenturen erklären können, dass ihre Behältnisse nicht zu manipulieren waren.
Wegen der schwierigen Lage für das IOC als Veranstalter der Olympischen Spiele rechnet Lehner mit einem besonderen Effekt:
Ich sage mal voraus, dass es in PyeongChang so gut wie keine positiven Dopingtests geben wird.
Am Montag waren schwere Mängel bei der Lagerung von Dopingproben bekannt geworden. Die erst im vergangenen September eingeführten Testflaschen können nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion von unberechtigten Personen geöffnet und wieder verschlossen werden, ohne dass dabei Spuren hinterlassen werden.
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