Jens Voigt proklamiert Giro-Neustart nach Evenepoel-Ausstieg: "Ab jetzt um jede einzelne Sekunde"
Update 15/05/2023 um 20:12 GMT+2 Uhr
Mit Remco Evenepoel steigt der Führende des Giro d'Italia überraschend aus. Für Eurosport-Experte Jens Voigt ist des einen Leid des anderen Freud: Das Feld der Italien-Rundfahrt ist nun offener denn je und die kommenden Etappen versprechen im Kampf um die Gesamtwertung jede Menge Spannung. Geraint Thomas und Tao Geoghegan Hart haben jedoch gegenüber Primoz Roglic einen Vorteil, sagt Voigt.
Paukenschlag beim Giro d'Italia: Am Sonntagnachmittag noch Etappensieger beim Zeitfahren in Cesena, musste Spitzenreiter Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) am Abend seinen Ausstieg aus der Italien-Rundfahrt bekanntgeben.
Der Grund: Bei einem Routinetest war er positiv auf das Coronavirus getestet worden. In Absprache mit dem Teamarzt entschied sich der Weltmeister daraufhin, den Giro zu verlassen.
"Das Ausscheiden von Evenepoel hat uns alle völlig überrascht", sagte Eurosport-Experte Jens Voigt am Montag. Der Ex-Profi reist am Ruhetag nach Italien, wird dort den Giro d'Italia in den kommenden Tagen vom Motorrad aus für Eurosport live begleiten.
"Rückblickend muss man aber sagen: Im Zeitfahren war er nicht so stark, wie wir alle erwartet hatten. Auch am Vortag konnte er nicht ganz mit Roglic, Geoghegan Hart und Thomas mitgehen. Das hätte schon ein Hinweis auf eine Erkrankung sein können", gibt Voigt zu Bedenken.
Giro: Evenepoel reist an Corona erkrankt ab
Evenepoel sei "offenbar nicht schwer krank, aber es reicht, dass ihm die entscheidenden Prozente an Leistungsfähigkeit fehlen". Der Ausstieg aus dem Giro sei daher nachvollziehbar, auch wenn es "schwer und schmerzhaft ist, in Führung liegend auszusteigen". Dem 23 Jahre alten Belgier bliebe nun nichts anderes übrig als sich "auszuruhen, gesund zu werden und später in der Saison wieder anzugreifen".
Der bereits sechste Corona-Fall des Giro hat den bislang prägendsten Fahrer entscheidend ausgebremst. Evenepoels Abreise hat allerdings auch etwas Gutes. "Des einen Leid ist des anderen Freud: So tragisch es für ihn ist - für den Zuschauer ist der Giro durch sein Ausscheiden noch spannender geworden", meint Voigt.
Denn: "Der Giro ist offen und spannend wie nie zuvor. Ich kann mich an keine Grand Tour erinnern, bei der nach über 1000 gefahrenen Kilometern die ersten drei Fahrer innerhalb von fünf Sekunden lagen. Die Konkurrenten um die Podiumsplätze sehen alle gleichstark und ausgeglichen aus. Ab jetzt wird jede Etappe superspannend. Es wird um jede einzelne Sekunde gehen."
Geraint Thomas vom Team Ineos Grenadiers übernahm das Rosa Trikot und wird dieses am Dienstag auf der 10. Etappe von Scandiano nach Viareggio tragen. Der Waliser bringt allerdings gerade mal zwei Sekunden Vorsprung auf Primoz Roglic (Jumbo-Visma) und nur fünf Sekunden auf seinen britischen Teamkollegen Tao Geoghegan Hart mit.
Beste Chancen für Thomas und Geoghegan Hart
"Ineos Grenadiers sieht jetzt sicherlich am stärksten aus - sie haben ihren Kapitän im Führungstrikot und einen sehr starken jungen Fahrer auf Platz drei", erklärte Voigt. Die Briten hätten "in den letzten Tagen gezeigt, dass sie die stärkste Mannschaft sind. Wenn es wichtig ist, sind sie im Block vorne, kontrollieren und dominieren das Rennen."
Thomas und Geoghegan Hart hätten deshalb "jetzt die besten Karten, den Giro zu gewinnen". Roglic habe jedoch im Zeitfahren auf der 9. Etappe bewiesen, dass man ihn nicht abschreiben darf. "Er hatte einen durchwachsenen Start, hat sich dann aber gesteigert und ist am Berg einer der stärksten Fahrer", sagt Voigt über den Slowenen.
Roglic bringt immerhin die Erfahrung von drei Titeln bei der Vuelta mit. Der Gesamtsieg führt in Abwesenheit Evenepoels nur über ihn. Auch Voigt sagt: "Das Rennen ist spannend wie nie zuvor."
Giro d'Italia: Kämna und Co. in Lauerstellung
Auch, weil es nicht nur ein Dreikampf um den Gesamtsieg werden muss. João Almeida vom Team UAE sei mit 22 Sekunden Rückstand auf Thomas ebenso noch zu den Mitfavoriten zu zählen wie die zwei Kapitäne von Bora-hansgrohe, Aleksandr Vlasov (+ 1:03 Minuten) und Lennard Kämna (+ 1:52 Minuten).
Voigt: "Die müssen allerdings auf den nächsten Etappen aktiver werden und auf den schweren Etappen noch ein paar Sekunden rausholen."
Der deutsche Hoffnungsträger Kämna, der eine Top-Ten-Platzierung anpeilt, ließ sich trotz der Ereignisse am Ruhetag jedoch nicht aus der Deckung locken. "Es ändert nicht viel an unserer Strategie", kommentierte der 26-Jährige das Evenepoel-Aus: "Aber es ändert die Renndynamik. Ineos ist nun in der Offensive."
Er selbst wolle weiter pokern. Kämna: "Wir wollen in den kommenden Tagen keine weitere Zeit verlieren. Und dann warten in der dritten Woche die Etappen, die das Gesamtklassement entscheiden."
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