Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Giro d'Italia 2024: Tadej Pogacar - die letzte Show des Dominators in Rosa am gefürchteten Monte Grappa

Felix Mattis

Update 25/05/2024 um 10:56 GMT+2 Uhr

So hart die 19. Etappe des Giro d'Italia mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 50 km/h in den ersten 1,5 Stunden auch begann, als nach rund 75 Kilometern die 19-köpfige Ausreißergruppe des Tages endlich stand, kehrte im Hauptfeld bei den Favoriten große Ruhe ein – die Ruhe vor dem Sturm. Denn am Samstag auf dem Monte Grappa bittet Tadej Pogacar zum letzten großen Tanz dieses Giros.

Giro-Strecke: Profil 20. Etappe - Monte Grappa im Doppelpack

"Es war eine Etappe, wie wir sie erwartet haben", sagte Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) im Ziel in Sappada am Eurosport-Mikrofon und fügte dann an: "Morgen ist ein großer, großer Tag."
Der Waliser war im Finale der vorletzten Bergetappe bei dieser 107. Italien-Rundfahrt gestürzt, kam aber mit ein paar Kratzern und dem Schrecken davon.
Weil die Konkurrenz wartete, verlor er keine Zeit auf den Gesamtzweiten Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) oder seinen ersten Verfolger im Kampf ums Podium, Ben O'Connor (Decathlon – AG2R).
Wenn es am Samstag aber von Alpago nach Bassano del Grappa und zweimal über den brutalen Monte Grappa geht, den Alberto Contador bei seiner Besichtigung als einen der fünf schwersten Anstiege, die er je gefahren ist, bezeichnete, ist es mit dem Warten garantiert vorbei.
Der letzte große Kampf um das Gesamtklassement dieses Giros steht an, und ein Feuerwerk ist zu erwarten.
picture

Erst Sturz, dann Kette runter: Faire Geste nach Thomas-Crash

Pogacar will Etappensieg Nr. 6

Zwar trägt Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) mit seinen 7:42 Minuten Vorsprung auf Platz zwei das Maglia Rosa so sicher auf seinen Schultern, wie in den letzten 50 Jahren nur ein anderer Fahrer – Ivan Basso gewann 2006 mit 9:18 Minuten Vorsprung, fünf Wochen, bevor der Italiener wegen der Fuentes-Affäre von der Tour de France ausgeschlossen wurde.
Doch hinter dem Dominator der vergangenen drei Wochen ist es bei den gleich zwei Überfahrten über den 18,1 Kilometer langen und im Schnitt 8,1 Prozent steilen Anstieg gleich nördlich von Bassano del Grappa im Kampf um die weiteren Podestplätze, die Top 5 und das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers, richtig eng.
picture

Highlights: Steinhauser bleibt aggressiv - Vendrame lässt Italien jubeln

Und, da darf man sich sicher sein: Auch Pogacar wird noch einmal Vollgas geben. Der Slowene wird sich den sechsten Tagessieg bei diesem Giro sichern wollen – den fünften im Führungstrikot. Es ist davon auszugehen, dass Pogacar das gerne im Solo schaffen würde, ohne zu viel Risiko auf den letzten 30 Kilometern vom Gipfel des Monte Grappa hinunter ins Ziel einzugehen und dort seinen Giro-Sieg noch aufs Spiel zu setzen.

Sieg ohne Risiko geht nur mit früher Attacke

Deshalb dürfte Pogacar bergauf früh attackieren, um einen möglichst großen Vorsprung mit über die letzte Bergwertung der Rundfahrt zu nehmen. Sein Team wird vorher Vollgas fahren, das kündigte Pogacar auf der Pressekonferenz in Sappada bereits an: "Heute war ein ruhiger Tag für uns, damit wir morgen bis zum ersten Berg ein hohes Tempo fahren können", sagte er da.
Wenn sein UAE-Helferzug nach der ersten Abfahrt hinunter vom Monte Grappa dann im zweiten Aufstieg ausgeschert ist und Pogacar attackiert hat, wird unter den Anderen offener Schlagabtausch angesagt sein.
"Ich hoffe, dass wir morgen eine tolle Show erleben", sagte Pogacar in Sappada. Ein Handy mit Livestream wird er sich wohl kaum am Lenker montieren, um den Fight der Konkurrenten hinter sich beobachten zu können. Um das zu sehen, wird Pogacar wohl auf die abendliche Massage oder auch den Transfer zur Schlussetappe nach Rom warten müssen.

Spannung ums Podium, die Top 5 und Weiß

Doch diejenigen, die das Rennen daheim vor den Bildschirmen oder auch direkt am Berg verfolgen, dürfen sich freuen: Bora-Kapitän Martinez auf Rang zwei und den Drittplatzierten Thomas trennen nur 22 Sekunden.
Ben O'Connor (Decathlon – AG2R) folgt mit 1:43 Minuten Rückstand auf den Waliser auf Platz vier, hat seinerseits aber nur 42 Sekunden Vorsprung auf Antonio Tiberi (Bahrain Victorious) auf Rang fünf. 41 Sekunden dahinter wiederum folgt Thymen Arensman (Ineos Grenadiers), der Tiberi neben der Top-5-Platzierung auch noch das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers abnehmen könnte.
Und auch im hinteren Bereich der Top 10 geht es eng zu, sodass gegenseitige Attacken aus allen Richtungen zu erwarten sind – und auch taktisch knifflige Entscheidungen, wer wem wann hinterherfährt, um jeweils seine Position zu verteidigen.

Geschke auf Top-15-Kurs - die Gefahr heißt Majka

Aus deutscher Sicht interessant ist außerdem, wie sich Simon Geschke (Cofidis) bei der letzten Giro-Bergetappe seiner Karriere schlägt. Der Freiburger ist momentan Gesamt-14. mit 5:17 Minuten Rückstand auf den 13. Rang von Davide Piganzoli (Polti – Kometa) und 4:01 Minuten Vorsprung auf Luca Covili (VF Group – Bardiani CSF). Aus den Top 15 verdrängen könnte Geschke noch Pogacars Edelhelfer Rafal Majka, der 5:49 Minuten hinter Geschke Gesamt-16. ist.
picture

Voll auf Etappenjagd oder Rang 14 absichern: Was macht Geschke?

Quasi schon gefallen ist die Entscheidung im Kampf ums Bergtrikot. Rein rechnerisch könnten der am Freitag auf Rang zwei der Sonderwertung vorgerückte Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost / 153 Punkte) und Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF / 148 Punkte) Pogacar (230 Punkte) das Maglia Azzurra noch abnehmen. Dazu aber müsste einer der Beiden alle Bergpreise des Tages gewinnen, was 83 Punkte bedeuten würde - und Pogacar dürfte nicht unter den besten Sechs über den Monte Grappa kommen.

Ciclamino schon vergeben, Blau und Teamwertung fast

Auch rechnerisch nicht mehr aus seinem Trikot zu fahren ist Jonathan Milan (Lidl – Trek). Der Italiener wird das Maglia Ciclamino gewinnen, wenn er am Sonntagabend das Ziel in Rom erreicht, weil maximal noch 113 Punkte zu ergattern sind bei allen Zwischensprints und in den beiden Tageszielen. Sein Vorsprung auf Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) beträgt aber schon 127 Zähler.
In der Teamwertung, für die täglich die Zeit der besten drei Fahrer jeder Mannschaft addiert werden, liegt Decathlon – AG2R 19:13 Minuten vor den Ineos Grenadiers und ist auch nur noch sehr theoretisch einholbar.
Das könnte Dich ebenfalls interessieren: Visma-Teamchef: "Vingegaard muss bei 100 Prozent sein"
picture

"Geil gemacht!" Alaphilippe übersteht Schreckmoment in Abfahrt


Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung