"Ich bin nicht Tadej Pogacar": Isaac del Toro mischt den Giro d'Italia auf - UAE-Emirates-XRG mit Luxusproblem
VonJan Zesewitz
Update 27/05/2025 um 09:41 GMT+2 Uhr
Die Rollen beim Team UAE Emirates-XRG waren eigentlich klar verteilt: Juan Ayuso sollte das Rennen als Kapitän idealerweise als Gesamtsieger beenden, unterstützt durch den erfahrerenen Co-Leader Adam Yates. Ein 21-Jähriger bringt diesen Plan nach zwei Giro-Wochen gehörig durcheinander: der Mexikaner Isaac Del Toro. Er sorgt für ein Luxusproblem bei der Equipe. So tickt der Youngster.
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Die Parallelen sind zu präsent, um sie zu ignorieren: Da ist diese dominante Performance bei der Gravel-Etappe nach Siena, da ist die Entspanntheit und Nahbarkeit in den Interviews, da ist dieser unwiderstehliche Sprint, gerade bergauf - und das Trikot der UAE-Mannschaft.
Man muss mit Vergleichen mit den größten Talenten einer Generation vorsichtig sein, aber wenn sich der Vergleich zwischen Tadej Pogacar und Isaac Del Toro derart aufdrängt, dann muss man es auch erwähnen. Auch wenn der Mexikaner sich da selbst noch lange nicht sieht: "Ich bin nicht Pogacar", sagte er im Ziel der 12. Etappe nach Viadana. "Mein Motor ist deutlich kleiner, daher werde ich jetzt auch langsam müde."
Seit der 9. Etappe nach Siena trägt der Mexikaner das Maglia Rosa. Abgesehen von dem verregneten Einzelzeitfahren nach Pisa konnte er seinen Vorsprung Sekunde um Sekunde ausbauen - auch gegenüber dem nominellen Kapitän Ayuso. Vor allem bei den Sprints und bei Attacken der Konkurrenten wie im Finale der 15. Etappe ließ sich der Youngster seine Müdigkeit bisher nicht anmerken.
1:26 Minuten liegt er nach 15 Etappen vor Ayuso, der die Worte "Teamwork" und "exzellente Ausgangssituation" zu seinem Mantra in Interviews erklärte. So ganz schmeckt ihm diese Ausgangssituation wohl nicht, auch wenn er lieber "wegen eines Teamkollegen enttäuscht wäre als wegen eines Rivalen", wie er am Ruhetag sagte. Für Ayuso, selbst erst 22 Jahre alt, geht es auch darum, in der längerfristigen Team-Hierarchie nicht plötzlich überholt zu werden.
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Von Mexiko nach San Marino
Für Viele ist Del Toro noch ein unbeschriebenes Blatt. Er ist in seinem zweiten Jahr als Profi und Mexiko ist eigentlich auf der Radsport-Landkarte nur sehr am Rande eingezeichnet. Dabei kommt der 21-Jährige aus einer Radsportfamilie. Vater Jo und Bruder Angel fuhren selbst, aber die Ambitionen zum Profi besaß nur Isaac.
Er stammt aus einem Ort in Baja California, 100 Kilometer südlich der US-Großstadt San Diego. Früh begann er mit dem Vater Trips in das bis zu 4600 Meter hohe umliegende Gebirge zu unternehmen. Mit 15 Jahren entschied er sich für einen mutigen Schritt: Er zog nach Europa, nach San Marino, um in dem dortigen Team A.R. Monex die Ausbildung zum Profi zu durchlaufen.
Bei der Tour de l'Avenir, der "Nachwuchs-Tour", zeigte er dann sein riesiges Talent. Er gewann die Königsetappe zum Col de la Loze, die Gesamtwertung, die Bergwertung und die Punktewertung. Und das mit einer mexikanischen Mannschaft, die in der Breite nicht so konkurrenzfähig war die Kontrahenten aus Italien oder Frankreich.
Es folgte der Wechsel in die WorldTour und zwar direkt zum "Über-Team" UAE. Er unterschrieb direkt einen Dreijahresvertrag und bekam dem Vernehmen nach deutlich mehr Gehalt als für Neo-Profis üblich. Einen Vertrauensbeweis, den er am zweiten Tag seiner WorldTour-Karriere schon zurückzahlen konnte: mit einem Sieg bei der zweiten Etappe der Tour Down Under.
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Del Toro tritt in Pogacars Fußstapfen
Eurosport-Kommentator Robbie McEwen nannte seine Attacke damals kurz vor dem Ziel schon "pogacar-esk" - die UAE-Verantwortlichen drückten sofort auf die Bremse. Dafür sei es noch zu früh, sagte der sportliche Leiter Marco Marcato damals.
Und jetzt, ein Jahr später, stoppte Del Toro diese Vergleiche direkt selbst. Aber die Entwicklung ging ähnlich steil nach oben wie bei dem Slowenen, der mit 20 Jahren bei der Vuelta a Espana mit drei Etappensiegen für Aufsehen sorgte - und ein Jahr später die Tour de France gewann.
Der Mexikaner erzielte in seinen ersten anderthalb Jahren als Profi Top-Ten-Ergebnisse am Fließband und gewann in diesem Jahr das schwere Eintagesrennen Mailand-Turin. Jetzt erobert er den Giro mit Unbekümmertheit und einer extrem guten Form. Ob sie auch über die sehr anspruchsvolle dritte Woche hält, ist noch ungewiss, aber auch nach zwei Wochen lässt sich festhalten: Ein neuer Star ist geboren.
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