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Jan Ullrich gesteht erstmals öffentlich Doping ein: "Ja, ich habe gedopt" - Rad-Star bestätigt auch Kontakt zu Fuentes
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Publiziert 22/11/2023 um 18:38 GMT+1 Uhr
Jan Ullrich hat erstmals öffentlich ein klares Dopingbekenntnis abgegeben. "Ja, ich habe gedopt", sagte der 49-Jährige am Mittwoch anlässlich der Vorstellung der Dokumentarserie "Jan Ullrich - Der Gejagte" (ab 28.11.). "Wenn ich meine Geschichte erzählt hätte, hätte ich viele schöne Jahre gewinnen können. Ich hatte die Eier nicht. Es tut total gut, es auszusprechen", so der Tour-Sieger von 1997.
Ullrich legt Doping-Geständnis ab: "1996 ging es los"
Quelle: SID
Nach vielen Jahren des Schweigens wagte sich Jan Ullrich endlich aus der Deckung - und brachte es auf den Punkt: "Ja, ich habe gedopt", sagte der gefallene und wieder aufgestandene deutsche Radstar am Mittwochabend.
Mit diesen vier Worten räumte der 49-Jährige endgültig mit seiner Lebenslüge auf und bekennt sich erstmals klar zu seiner Dopingvergangenheit.
"Wenn ich meine Geschichte erzählt hätte, hätte ich viele schöne Jahre gewinnen können. Ich hatte die Eier nicht. Es tut total gut, es auszusprechen", führte Ullrich bei der Podiumsdiskussion am Rande der Vorstellung der Dokumentarserie "Jan Ullrich - Der Gejagte" (ab 28. November/"Prime Video") aus.
Er habe sich "schuldig gemacht" und fühle sich "schuldig", führte Ullrich aus, der zuvor im "SID"-Gespräch auch erstmal ausführlich über Eigenblutdoping in seiner Vergangenheit als Profi gesprochen hatte.
Ullrich gesteht Kontakt zu Dopingarzt Fuentes
"Ich wusste intern, dass ich mich auch medizinisch anpassen musste", sagte der 49-Jährige. Es sei im dopingverseuchten Radsport der damaligen Zeit "immer nur um Chancengleichheit" gegangen.
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Jan Ullrich im November 2023 in München
Fotocredit: Imago
Erstmalig habe Ullrich im Sommer 2003 Kontakt zu dem heute berüchtigten Dopingarzt Eufemiano Fuentes aus Spanien aufgenommen.
"Ich wollte gerne gewinnen und an meine Erfolge anschließen. Ich hatte damals ein neues Team (Bianchi, Anm. d. Red.) und da wurde mir dann Dr. Fuentes empfohlen. So bin ich da gelandet", sagte er.
Kurz vor dem Start der Tour de France 2006 sollte Ullrich diese Verbindung zum Verhängnis werden - er wurde von seinem Team T-Mobile, zu dem er 2004 zurückgekehrt war, suspendiert. "Der Radsport war praktisch alles für mich. Und dann wurde über Nacht der Boden weggerissen", sagte Ullrich. 2007 beendete er schließlich seine Karriere.
Ullrich: "Bei mir ging es 1996 los"
Das Blutdoping sei, betonte der Tour-de-France-Sieger von 1997, aus sportlicher Sicht nur "das letzte Quäntchen" gewesen.
"Du musst trotzdem das Riesentalent haben, trotzdem fleißig sein und das ganze Leben unterordnen." Sorgen um seine Gesundheit machte sich Ullrich damals keine - "weil alles medizinisch kontrolliert war. Letzendlich war es mein eigenes Blut, das ich mir abnehmen ließ - etwas Natürliches", sagte er.
Andere Formen der unerlaubten Leistungssteigerung seien aber auch zu Beginn von Ullrichs Profikarriere 1995 bereits gang und gäbe gewesen, wie Ullrich betonte.
"Bei mir ging es 1996 los", sagte er: "Als ich damit in Kontakt kam, gab es schon Substanzen, die nicht zu kontrollieren waren. Es war schon ein paar Jahre im Radsport drin. Der Radsport hatte damals schon ein Problem."
Ullrich fühlte sich zum Doping gezwungen
Der hochveranlagte Rostocker habe sich deshalb gezwungen gesehen, ebenfalls zu Dopingmitteln zu greifen.
"Als ich gemerkt habe, dass ich die Chancengleichheit nicht mehr habe, kam auch das Mentale dazu. Du hast dein ganzes Leben geopfert, du weißt, du hast das Talent in dir, wirst jedes Jahr besser. Und dann zu wissen, dass man sonst von vornherein keine Chance hat, war das Schwerste", sagte Ullrich.
Es sei ihm nie darum gegangen, "jemanden zu betrügen oder sich einen Vorteil zu verschaffen, sondern um Chancengleichheit".
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Ullrich: "Radsport ist die beste Medizin für mich"
Quelle: SID
Tour-de-France-Sieg 1997: "Titel steht mir zu"
1996 wurde Ullrich mit dem Team Telekom als Edelhelfer des dänischen Gesamtsiegers Bjarne Riis Zweiter der Tour de France, ein Jahr später stand der gebürtige Rostocker ganz oben, gewann als erster Deutscher die Frankreich-Rundfahrt.
Trotz seines Dopinggeständnisses sieht sich der frühere Radstar als verdienter Sieger. "Ich weiß, was ich unter den damaligen Verhältnissen geleistet habe. In meinem Herzen bin ich Tour-de-France-Sieger. Ich persönlich glaube, mir steht der Titel zu", sagte er nun.
Anders als Lance Armstrong, dessen sieben Titel in Serie zwischen 1999 und 2005 aus den Geschichtsbüchern gestrichen wurden, steht Ullrichs Rundfahrtsieg nach wie vor.
Es blieb jedoch sein einziger Triumph in Gelb. Dreimal gewann er die Nachwuchswertung (1996-1998), vier weitere Male wurde er in der Gesamtwertung Zweiter (1998, 2000, 2001, 2003).
1998 brach er auf der Etappe von Grenoble nach Les Deux Alpes ein und musste Marco Pantani (Italien) ziehen lassen. 2003 hätte er seinen Dauerrivalen Armstrong fast besiegt, am Ende fehlten nur 61 Sekunden auf den US-Amerikaner.
Ullrich kann sich Zukunft im Radsport vorstellen
Nach dem Karriere-Ende 2007 macht Ullrich mit Alkohol- und Drogen-Exzessen Schlagzeilen.
Die Lebenskrise bringt ihn fast um ("Ich war nicht weit weg vom Tod"), den Tiefpunkt hat er hinter sich gelassen. "Ich bin gesund, stehe wieder mit beiden Beinen im Leben und habe meine Mitte gefunden", sagte Ullrich.
Das klare Aufräumen mit der Vergangenheit erweist sich als wohltuende Therapie. "Es ist leichter geworden", sagte Ullrich, der sich in Zukunft auch eine aktive Rolle im Profi-Radsport vorstellen kann.
"Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich die Chance wahrnehmen, weil auf diesem Gebiet bin ich irgendwo auch Meister und fühle mich nach wie vor wohl", sagte er: "Ich liebe diesen Sport einfach und er wird mich mein ganzes Leben lang prägen."
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(SID)
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"Er wollte es allen recht machen": Experten-Talk zu Jan Ullrich
Quelle: Eurosport
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