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Jan Ullrich: Entschuldigung bei Fans und sauberen Fahrern in neuer Dokumentation nach langem Schweigen

Andreas Schulz

Update 24/11/2023 um 09:10 GMT+1 Uhr

Jan Ullrich sieht nach seinem jahrelangen Schweigen zum Thema Doping nun besonderen Grund zu einer doppelten Klarstellung. "Vor allen Dingen muss ich mich bei meinen Fans entschuldigen. Ich habe damals immer gesagt, dass ich niemanden betrogen habe - aber das 'niemand' war falsch im Nachhinein. Das auf meine Gegner getrimmt, so war das gedacht damals. Aber die Fans gehören natürlich auch dazu."

Ullrich legt Doping-Geständnis ab: "1996 ging es los"

Außerdem erkennt der Tour-Sieger von 1997 inzwischen an, dass nicht alle Profis in jener Zeit dopten, wie er als Schlusssatz in seiner neuen Dokumentation betont: "Sicherlich gab es auch Fahrer, die nichts Medizinisches gemacht haben, davon bin ich überzeugt - bei denen muss ich mich auch entschuldigen."
Was die anderen Profis jeweils in ihren aktiven Jahren getan haben oder nicht, "das wird jeder selber wissen", spielt er aber abschließend den Ball zu den Fahrern selbst zurück.
Auf die Frage, warum er jahrelang geschwiegen hatte, bevor er nun bei der Präsentation der vierteiligen neuen Dokumentarserie "Jan Ullrich - Der Gejagte" (ab 28. November/Prime Video) nun erstmals explizit Doping eingestand, hat der 49-Jährige in der abschließenden Episode nach langem Nachdenken noch keine abschließende Antwort.
"Das ist eine knifflige Frage. Ich hatte einen Fehler gemacht, dessen war ich mir auch bewusst. Wenn ich meine Karriere hätte weiterführen wollen, hätte dieses Thema erstmal komplett aufgearbeitet werden müssen. Wäre ich noch jung gewesen und hätte unbedingt gewollt, hätte ich mich wahrscheinlich geeinigt auf zwei Jahre Sperre und dann wieder die Chance gehabt, in die Radsportfamilie zurückzukommen und weiterzumachen", sagte Ullrich.

Ullrich: Familie zahlte höchsten Preis

Doch dazu war der seinerzeit 32 Jahre alte Rostocker nach seinem Tour-Ausschluss 2006 nicht bereit. Seine Gefühle waren vielmehr eine Mischung aus "Trotz, Selbstmitleid, Wut".
Er habe "alles gewusst intern", doch bis zur inneren Bereitschaft, sich dem Thema des eigenen Dopings zu stellen, sollte es für Ullrich noch ein jahrelanger Entwicklungsprozess voller Irrwege sein. Eine Negativspirale, die besonders seine Ex-Frau Sara Steinhauser bewegend und eindringlich schildert - der Preis, den die Familie zahlte, war immens hoch.
Ullrich wurde, wie er es im "Stern" auf den Punkt brachte, durch Alkohol und Kokain vom "Menschen zum Monster" - bis hin zu den vom Drogenmissbrauch befeuerten Abstürzen auf Mallorca und Mexiko, die in der Dokumentation nicht ausgespart werden.
Zurück in ein drogenfreies Leben half Ullrich neben der Unterstützung eines kleinen Kreises an engen Freunden auch das, was ihn zum herausragenden Sportler gemacht hatte: Seine außergewöhnlichen körperlichen und mentalen Fähigkeiten.
Sein älterer Bruder Stefan bringt dies auf den Punkt: "Jan hat extreme Höhen und Tiefen erlebt. In diesen Höhen waren noch nicht so viele Menschen und in den Katakomben da unten waren auch noch nicht viele Menschen. Sich da herauszukämpfen - das ist auch sein Charakter: Er kann dann schlagartig umschalten, wieder ein Ziel fassen und neu anfangen."
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Ullrich: "Radsport ist die beste Medizin für mich"

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