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VonEurosport

Update 27/07/2014 um 23:00 GMT+2 Uhr

In den fünf Sonderwertungen der Tour standen in Paris längst nicht nur die "üblichen Verdächtigen" auf dem Podium.

Auf dem Podium in Paris: Pinot, Nibali, Sagan, Majka

Fotocredit: Getty Images

Bergwertung: Rafal Majka
Eigentlich hätte Rafal Majka gar nicht starten sollen, die Tour war im Rennkalender des 24-Jährigen nicht vorgesehen. Der Pole hatte bereits den Giro d'Italia als Gesamtsechster absolviert. Mehr oder weniger als Notlösung war Majka ins Aufgebot des Teams Tinkoff-Saxo gerutscht. Der Tscheche Roman Kreuziger, der wohl Alberto Contadors wichtigster Helfer gewesen wäre, war wegen eines noch unbewiesenen Dopingverdachts aus dem Kader gestrichen worden.
Diese Fügung sollte sich als Glücksfall erweisen. Für Majka, für Tinkoff und in gewisser Weise auch als Trostpflaster für Contador, den Pechvogel, der schwer stürzte und sich das Schienbein brach. Denn als der Kapitän und Titelanwärter verletzt aus dem Rennen war, stieg Majka zum Shooting-Star auf. Allen voran ihm ist es zu verdanken, dass die dänisch-russische Mannschaft die Tour letztlich doch als Erfolg verbuchen kann.
Zwei Etappen gewann Majka bei seinem Debüt. Auf dem schweren Alpen-Teilstück nach Risoul war er ebenso wenig zu schlagen wie bei der Bergankunft zum Pla d'Adet in den Pyrenäen. Der Mann im gepunkteten Trikot hat mächtig auf sich aufmerksam gemacht, einen Joaquin Rodriguez in Schach gehalten und Vincenzo Nibalis Angriff auf das Bergtrikot auf der letzten Pyrenäen-Etappe beantworten können. Notlösungen werden künftige Tour-Nominierungen nicht mehr sein, eher dann schon Attacken Richtung Gesamtwertung. Endstand
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FRANCE, Saint-Lary-Soulan : Poland's Rafal Majka wearing the best climber's polka dot jersey celebrates as he crosses the finish line at the end of the 124.5 km seventeenth stage of the 101st edition of the Tour de France cycling race on July 23, 2014 be

Fotocredit: AFP

Nachwuchswertung: Thibaut Pinot
Thibaut Pinot hatte bei der Tour de France einen schwierigen Job. Die Hoffnungen einer gesamten Nation waren auch mit seinem Namen verbunden. Frankreich zitterte und bangte mit dem 24-Jährigen, der sich im Duell um das Weiße Trikot gegen Landsmann Romain Bardet durchsetzte. Bis auf den zweiten Rang kämpfte er sich in den Pyrenäen vor, sicherte mit starkem Zeitfahren dann den Podiumsplatz in der Gesamtwertung. Und als wäre das allein nicht genug, ist da dieser Kampf gegen seine Angst, die Angst vor Abfahrten.
Der FDJ.fr-Profi galt schon vor zwei Jahren als Verheißung, nachdem er bei seinem Tour-Debüt sofort eine Etappe gewann und auf Gesamtrang zehn landete. 2013 sollte dann alles noch besser werden, aber das Gegenteil geschah. In den Pyrenäen am Port der Pailhères packte sie Pinot - die Angst. Der Kopf blockierte, der Kopf wollte nicht weiter, es war eine sportliche Tragödie.
Dass Pinot seine exzellenten Kletterkünste bei dieser Tour zeigen würde, das kam nicht überraschend. Erstaunlich war vielmehr, dass der Radprofi aus den Vogesen sich seiner Phobie entgegenstellte und bravourös dagegenhielt, als die Gegner zum Beispiel am Col d'Izoard Kapitel aus seiner Schwäche schlagen wollten.
Pinot hat seine Angst bekämpft, in dem er in Le Mans in ein Rennauto stieg, in dem er im Winter an einer Schnee-Rallye in den französischen Alpen teilnahm. Der Franzose will die Tour irgendwann gewinnen, vielleicht der Nachfolger des berühmten Bernard Hinault werden. Dafür muss er die Berge schnell hinauf und noch schneller hinunter. Rang drei und das "Maillot blanc" bei der 101. Ausgabe waren schon einmal höchst vielversprechend. Endstand
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Thibaut Pinot, l'actuel maillot blanc du Tour 2014

Fotocredit: AFP

Punktwertung: Peter Sagan
Spaßvogel Peter Sagan hatte sich mal wieder etwas ganz Besonderes ausgedacht. Der Terminator, der Kannibale oder Messi des Radsports wurde der Slowake bereits genannt, für die Tour 2014 musste da ein neuer Beiname her. Also verpasste Sagan seinem Rad das markante Design des X-Men-Helden Wolverine und ging auf Etappenjagd. "Superhelden können alles", sagte er.
Doch übermenschliche Stärke zeigte Sagan nur bedingt, erstmals blieb der 24-Jährige bei einer Frankreich-Rundfahrt ohne Etappensieg. Das Grüne Trikot gewann er dennoch überlegen zum dritten Mal in Folge. Zu verdanken hat das 1,84 m große, drahtige Kraftpaket diesen Erfolg vor allem seinen Allround-Fähigkeiten. In Massensprints ist Sagan gegen Fahrer wie Marcel Kittel oder André Greipel zumeist etwas im Nachteil, aber immer noch stark und konkurrenzfähig.
Sein volles Potenzial schöpft er jedoch erst bei schwierigen Zielankünften aus, die den klassischen Sprintern nicht schmecken. Doch dort hatte Sagan ebenso das Nachsehen. Durch seine Vielseitigkeit hat Sagan im Kampf um die Punktewertung aber immer einen Vorteil, das "Maillot vert" dürfte dem Cannondale-Profi schwer zu entreißen sein. Sagan ist auf dem Weg, eine Sprint-Ära aufzubauen und könnte vielleicht sogar den Rekord von Erik Zabel gefährden, der in Paris sechsmal Grün trug.
Bei den Fans ist Sagan aufgrund seiner lockeren Art äußerst beliebt, auch wenn die angedachte Jubelpose im Wolverine-Stil ausblieb. Ein paar Kabinettstücken hatte er aber dennoch zu bieten, etwa wenn er bei den Bergankünften nur auf dem Hinterrad über die Ziellinie fuhr. Endstand
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Peter Sagan (Cannondale) lors de la 7e étape entre Arras et Reims

Fotocredit: AFP

Auch wenn das französische Team schon beim Giro diese Sonderwertung gewann - der Erfolg bei der Tour war alles andere als ein Selbstläufer. Denn der Kolumbianer Carlos Alberto Betancur, einer der absolute Trümpfe des Rennstalls, erschien erst gar nicht. Und der Alpe-d'Huez-Sieger von 2013, Christophe Riblon, war weit von seinem eigenem Ziel entfernt, um die Spitzenplätze der Gesamtwertung mitzureden.
Doch die Truppe von Vincent Lavenu hatte im Gegenzug mit Romain Bardet und Jean-Christophe Peraud einen extrem starke Doppelspitze - und dazu immer einen dritten Mann im Rennen, der das Top-Ergebnis erst möglich machte. Herauszuheben sind dabei Eappensieger Blel Kadri - und der Luxemburger Ben Gastauer, der fast unbemerkt fast in die Top 20 fuhr. So gelang ein Giro/Tour-Double, vor dem man nur größten Respekt haben kann. Und bei der Tour muss man zurückgehen bis 1998, um ein siegreiches Team aus Frankreich zu finden, Endstand
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Etape 17 : Concentré, Romain Bardet (AG2R) s'apprête à passer à l'offensive au sommet de Val Louron-Azet, Tour de France 2014

Fotocredit: Panoramic

Super-Kämpfer: Alessandro de Marchi
Von wegen die Auszeichnung des "Kämpferischsten Fahrers" ist ein Trostpreis für französische Tour-Starter. Die vier Juroren (allesamt aus Frankreich...) entscheiden sich für einen Italiener, den vor dem Rennen wohl kaum einer auf der Rechnung hatte. Und als Jens Voigt in England angriff, Thomas Voeckler schon auf der 4. Etappe Gas gab und sich Blel Kadri ebenso wie Tony Martin gleich zweimal die "rote Rückennummer" holte, hätte kaum jemand auf de Marchi gesetzt.
Doch der 28-Jährige, bei Martins Etappensieg in den Vogesen sein einziger Begleiter, sollte in der zweiten Tour-Hälfte richtig aufdrehen. In den Alpen war er fast pausenlos in der Offensive und holte sich den Tagessieg dieser Sonderwertung gleich zweimal. Und auch in den Pyrenäen zeigte sich de Marchi immer wieder - am Pla d'Adet wurde er sogar Fünfter der Bergankunft. Damit hat Sagan im eigenen Team einen weiteren Sonderwertungs-Sieger dieser 101. Tour.
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Etape 9 : Alessandro De Marchi et Tony Martin, Tour de France 2014

Fotocredit: AFP

Video: Kadri lässt ag2r jubeln
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