Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Tour de France: Emanuel Buchmanns Reise ins Risikogebiet

Eurosport
VonEurosport

Update 27/08/2020 um 10:25 GMT+2 Uhr

Angeschlagen ins Risikogebiet: Für Emanuel Buchmann beginnt die Tour de France mit vielen Fragezeichen. Das Projekt Podium scheint zumindest akut gefährdet. Doch das ist momentan nicht das einzige Problem. Vor der "Bretagne Classic" gab es einen angeblich positiven Coronafall bei Bora-hansgrohe. Dieser stellte sich im Nachhinein als falsch heraus. Das sorgt bei Ralph Denk für großen Unmut.

Emanuel Buchmann

Fotocredit: Getty Images

Die Tour ins Ungewisse ist für Emanuel Buchmann noch ein ganzes Stück ungewisser geworden: Seit Montagabend führen die deutschen Behörden sowohl den Start- als auch den Zielort der am Samstag beginnenden Frankreich-Rundfahrt coronabedingt als Risikogebiet. Ein solches ist aber auch Buchmanns nach seinem Dauphiné-Sturz schwer ramponierter Körper - die große Euphorie beim bis zum Malheur perfekt vorbereiteten Mitfavoriten ist merklicher Skepsis gewichen.
"Ich kann die Tour jetzt nur von Tag zu Tag in Angriff nehmen", sagt Buchmann vor dem Start in Nizza, wo die Tour bereits am zweiten Tag Höhen von über 1600 m erreicht: "Es geht gleich richtig los, es gibt keine Zeit zum Einrollen." Es drohen Zeitverlust und ein empfindlicher Rückschlag im Kampf um das große Ziel Tour-Podest. "Inwieweit ich da mithalten kann, wird man sehen."

Buchmann: "Ich dachte, die Tour de France wäre gelaufen"

Dass der 27-Jährige wie sein ebenfalls angeknockter Bora-Teamkollege Maximilian Schachmann, der mit frischem Schlüsselbeinbruch in die Tour startet, die 3484 km Richtung Paris angehen kann, ist keine Selbstverständlichkeit. "Das war schon ein herber Rückschlag", sagte Buchmann über seinen heftigen Abfahrts-Crash bei der Dauphiné vor anderthalb Wochen: "Eigentlich dachte ich, die Tour ist gelaufen, als ich nach dem Sturz nicht mehr selbständig aufstehen konnte. Zum Glück war nichts gebrochen."
Nach langen Physiotherapie-Tagen ist der Vorjahresvierte zumindest so wiederhergestellt, dass er zu Wochenanfang in Livigno fast 4000 Höhenmeter an einem Morgen abspulen konnte. Dennoch grämt er sich: "Das Ganze hat mich ziemlich zurückgeworfen, es ist bitter, weil ich richtig gut in Form war. Bei der Dauphiné war ich hinter Primoz Roglic der Stärkste am Berg. Jetzt gibt es ein paar Fragezeichen."

Côte d'Azur und Île de France wird zum Risikogebiet

Noch viel mehr Fragezeichen stehen hinter der gesamten Tour. Dass das deutsche Robert-Koch-Institut die Côte d'Azur um Nizza und die Île de France um Paris am Montag als Risikogebiet eingestuft, das Auswärtige Amt eine Reisewarnung ausgesprochen hat, wirkt sich zwar nicht unmittelbar auf die Tour aus - über lokale und nationale Einschränkungen entscheiden französische Behörden.
"Wir haben die mit der Reisewarnung verbundene Empfehlung, touristische Reisen in die Region Nizza zu vermeiden, natürlich wahrgenommen", sagt Bora-Teamchef Ralph Denk auf "SID"-Anfrage: "Unabhängig davon, dass wir natürlich keine touristische Reise vorhaben, vertrauen wir auf das entsprechende Hygiene- und Gesundheitskonzept der Tour."

Denk kritisiert Corona-Testverfahren

Wie fragil alle Konzepte aber sind, zeigte sich am Dienstag, als Bora sein Team nach dem positiven Corona-Test eines Fahrers vom Rennen "Bretagne Classic" zurückzog. Dass sich das Ergebnis bei einem erneuten Test aber als falsch erwies, ließ Denk Kritik am Protokoll üben.
"Es ist bekannt, dass die PCR-Tests eine gewisse Fehlerquote haben und damit auch falsch-positive Ergebnisse produzieren. Das wäre kein Problem, gäbe es die Möglichkeit, die Ergebnisse unmittelbar zu überprüfen", sagte Denk: "In den Anti-Doping-Bestimmungen ist eine A- und eine B-Probe vorgesehen, genau aus diesem Grund. In der aktuellen Teststrategie der UCI fehlt diese Absicherung völlig."

Tour de France könnte erstmals der Abbruch drohen

Die deutschen Behörden-Einschätzungen unterstreichen das Wagnis, angesichts von zuletzt bis zu 5000 Neuinfektionen täglich in Frankreich die Tour vor Zuschauern auszutragen. Er habe vollstes Vertrauen in die Veranstalter, sagte Buchmann dem "SID" zwar. Aber diese können nicht jeden Fan kontrollieren - zumal Profis bei der Dauphiné von einer Laissez-faire-Mentalität in Sachen Maskentragen berichteten.
Keineswegs auszuschließen ist, dass die Grande Boucle Paris nicht erreichen wird, erstmals in ihrer 117-jährigen Geschichte abgebrochen wird. Keineswegs auszuschließen, dass nicht alle Teams die Hauptstadt erreichen, zieht die ASO ihr strenges Konzept durch: Bei zwei positiven Tests binnen sieben Tagen - egal ob Kapitän oder Koch - soll die betreffende Mannschaft disqualifiziert werden.
(SID)
picture

"Eine super Zeit!" Küng pulverisiert die Bestmarke des französischen Meisters

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung