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Tour de France 2022: Punktsieg Pogacar, der Faktor Regen und Risikofreude - drei Dinge, die auffielen

Felix Mattis

Update 01/07/2022 um 23:43 GMT+2 Uhr

Regen bestimmt das Auftaktzeitfahren der 109. Tour de France in Kopenhagen - wenn auch nicht entscheidend auf den nur 13,2 Kilometern durch die Dänen-Metropole. Am Ende der 1. Etappe streift mit Yves Lampaert ein Fahrer das Gelbe Trikot über, den vor dem Start nicht jeder auf der Rechnung hatte. Tadej Pogacar feiert derweil einen wichtigen Punktsieg. Drei Dinge, die uns auffielen.

So lief der Tour-Start: Die Highlights der Regenschlacht in Kopenhagen

Der 13,2 Kilometer lange Kampf gegen die Uhr in Dänemarks Hauptstadt war auch einer gegen die Elemente: Es ging in erster Linie auch darum, auf dem Rad zu bleiben - was nicht allen gelang.
Doch um schnell zu sein, brauchte es in Kopenhagen auch eine gewisse Risikofreude.
Das stellte Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) fest, der nach eigener Aussage viel zu zaghaft ins Rennen gestartet war - und dann auch noch mit Windweste.
Am Ende kam es zum Überraschungssieg durch Yves Lampaert (Quick-Step Alpha Vinyl) vor dessen belgischem Landsmann Wout Van Aert (Jumbo-Visma) und Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) – und zu ersten kleinen Abständen im Gesamtklassement.
Einen kleinen Wermutstropfen mussten Lampaert und sein Team aber am Abend hinnehmen: Der Sportliche Leiter Tom Steels wurde positiv auf Corona getestet und musste die Tour de France daher verlassen.
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Erster Blick auf die Favoriten: Pogacar mit leichtem Vorteil

Drei Dinge, die auffielen:

Regen kaum ein Faktor

Wie groß die Abstände im 13,2 Kilometer langen Einzelzeitfahren von Kopenhagen wohl werden würden, wenn die Favoriten auf den Tour-Sieg im Regen über den Parcours müssen, musste man sich vor dem Auftakt fragen. Am Abend wurde deutlich: kaum größer, als sie es auf trockener Strecke gewesen wären - die Anwärter auf den Tour-Sieg waren eng beisammen.
Doch auch insgesamt spielte der Faktor Regen keine allzu große Rolle. Bei der Vergabe der Startzeiten hatten die Teams darauf geachtet, ihre Hauptdarsteller aufgrund der Wettervorhersage früh starten zu lassen. Das hätte sich dann beinahe als Fehler herausgestellt, weil der Regen doch früher kam, als von den Meteorologen erwartet.
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Experten-Analyse: "Favoriten alle in derselben Regenwolke gefangen"

Doch hintenraus fuhr die Konkurrenz dann auch nicht schneller - weil dafür der Wind stärker wurde. Die äußeren Bedingungen entschieden also nicht über den Sieg, teilweise aber über die Niederlage, wie der gleich zweimal gestürzte Mitfavorit Stefan Bissegger (EF Education-EasyPost) zu spüren bekam.
Wichtig war beim kurvigen Parcour in Kopenhagen vor allem auch fahrerisches Können und die richtige Dosis an Waghalsigkeit - all das vereinte Sieger Yves Lampaert und war danach zu Tränen gerührt.
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Erstmals im Gelben Trikot: Lampaert zu Tränen gerührt

Bora meidet Risiken

Während Bissegger und sein EF-Teamkollege Jonas Rutsch sowie einige andere Kontrahenten in Kopenhagen zu Boden gingen, vermied man beim deutschen Team Bora-hansgrohe unnötige Risiken. "Es ist besser etwas langsamer zu fahren, als zu stürzen. Es ging nur darum, nicht zu viel Zeit zu verlieren", erklärte Kapitän Aleksandr Vlasov. Der Russe, der für die Raublinger das Podium in Paris anvisiert, wurde in Kopenhagen 21. und verlor 24 Sekunden auf Titelverteidiger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates/Platz drei).
"Bei mir ging es um Schadensbegrenzung, heil durchzukommen", sagte Maximilian Schachmann (27. Platz). Die Konsequenz aus den etwas defensiveren Auftritt des deutschen WorldTeams allerdings war, dass elf andere Mannschaften einen Fahrer weiter vorne im Tagesklassement platzieren konnten. Lennard Kämna fuhr als 19. das beste Bora-Ergebnis ein.
Dadurch muss sich das Teamfahrzeug von Sportdirektor Rolf Aldag am Samstag auf zwölfter Stelle im Konvoi einordnen - nicht ideal, wenn es zu Windstaffeln kommen sollte und nicht alle Renndienstwagen nach vorne zwischen die Gruppen gelassen werden können.

Spitzenteams überlegen, Punktsieg für Pogacar

Groß wurden die Abstände im Auftaktzeitfahren trotz des Regens zwar nicht, und doch konnte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ein erstes kleines Zeichen setzen. Der Titelverteidiger belegte Rang drei und war damit der Schnellste unter denen, die in Paris gerne auf dem Podium stehen würden. Acht Sekunden nahm er dem frenetisch angefeuerten Vorjahreszweiten Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) ab, neun dessen Teamkollegen Primoz Roglic.
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Vingegaard-Sprechchöre: Beeindruckende Atmosphäre in Kopenhagen

Adam Yates und Geraint Thomas (beide Ineos Grenadiers) blieben bei 16 beziehungsweise 18 Sekunden Rückstand auf Pogacar noch auf Tuchfühlung und auch Vlasov war mit 24 Sekunden nicht extrem weit weg. Was beim Auflisten der Namen auffällt: Die großen Top-Teams UAE Team Emirates, Jumbo-Visma und Ineos Grenadiers sowie Bora-hansgrohe geben unter den Klassementfahrern von Beginn an den Ton vor. Die Außenseiter der anderen Rennställe büßten allesamt bereits mehr als 40 Sekunden ein.
Doch auch wenn es unter den wahren Podiumskandidaten Pogacar, Roglic, Vingegaard, Yates, Thomas und Vlasov eng blieb, so hat der kleine Zeitgewinn des Titelverteidigers trotzdem einen psychologischen Effekt: Der Konkurrenz wurde vor Augen gehalten, dass das 40 Kilometer lange Einzelzeitfahren am vorletzten Tag der Tour nicht unbedingt ein Tag sein muss, an dem man dem Slowenen nochmal Zeit abnehmen kann - im Gegenteil: Der Kampf gegen die Uhr in Rocamadour wirkt jetzt wie eine Drohung auf die Herausforderer des Slowenen.
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