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Rad-WM 2022 - Fiasko um Fehlangabe von Zeitabständen: Warum Fluchtgruppen eingeholt wurden

Felix Mattis

Publiziert 29/09/2022 um 12:27 GMT+2 Uhr

Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern wurden bei den Straßenrad-Weltmeisterschaften in Australien starke Fluchtgruppen auf den letzten Metern noch kassiert. Grund war mitunter ein falscher Informationsfluss an die Fahrer. Mattias Skjelmose Jensen erklärte nun, den Fahrern sei von den Offiziellen ein Abstand von zwei Minuten durchgegeben worden und so hätten sie sich in Sicherheit gewogen.

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Der Däne fuhr in einer vierköpfigen Gruppe um den Schweizer Mauro Schmid, als es auf die letzten 1.500 Meter ging und das Belauern anfing. Das Quartett kämpfte um Silber und Bronze. Doch statt zwei Minuten war das erste Feld mit den Sprintern nur eine knappe Minute hinter der Gruppe und rauschte plötzlich vorbei.
Aus diesem Feld heraus sicherte sich Michael Matthews Bronze, ohne es überhaupt zu wissen. "Wir haben uns im Peloton unterhalten, ob wir überhaupt noch um etwas fahren, weil wir nicht genau wussten, wo alle waren. Wir haben nur immer wieder Gruppen eingeholt. Selbst auf den letzten 500 Metern des Rennens. Ich dachte, wir sprinten nicht mal um die Top 10 und dann sah ich, wie sich das französische Team für Laporte aufreihte. Deshalb habe ich mich da drangehängt und meinen Sprint einfach durchgezogen", so der Australier.
Situationen wie diese werfen auf den Radsport kein gutes Licht und so gestand Peter van den Abeele, Sportdirektor des Radsport-Weltverbandes UCI, nun, dass sich etwas ändern müsse. "Man muss nach jedem Rennen evaluieren und möglicherweise Dinge fürs nächste Rennen anpassen. Der sogenannte Ardoisier hat in Australien überhaupt nicht gut funktioniert", so der 56-jährige Belgier.
Der Ardoisier hält im Rennen den Fahrern immer wieder eine Tafel hin, auf der er die aktuellen Zeitabstände der einzelnen Gruppen notiert. Er ist in Rennen ohne Funk die einzige wirkliche Info-Quelle für die Sportler und Sportlerinnen.

UCI sucht verbissen nach Lösungen jenseits des Funks

"Deshalb haben wir in der UCI bereits entschieden, für die nächsten Weltmeisterschaften erfahrenere Leute zu rekrutieren. Wir könnten zum Beispiel Leute von der Tour, dem Giro oder der Flandern-Rundfahrt fragen und es nicht mehr an die lokalen Organisationen oder Verbände auslagern. Wir wollen alles selbst in die Hand nehmen, um so etwas zu vermeiden", so van den Abeele.
Außerdem mache man sich über elektronische Zeichengebungen in den Verpflegungszonen Gedanken. Die Reihenfolge poppe ja auch am Zielbogen nach jeder Runde schon auf. Das ist für die Fahrer im Rennen aber nur schwer zu erkennen – und natürlich nie komplett, weil je nach Anzeigetafel immer nur die letzten drei, sechs oder zehn durchs Ziel gekommenen Fahrer und Fahrerinnen angezeigt werden.
Mit dem Funk hätte der Radsport eine in WorldTour-Rennen sehr gut funktionierende Lösung. Man darf gespannt sein, wie lange der Weltverband braucht, um auf die Idee zu kommen, anstelle des ungeliebten Teamfunks eine Funkverbindung von der Jury zu den Fahrern herzustellen, über die die nötigen Informationen laufen – sowohl Zeitabstände als auch sicherheitsrelevante Dinge.

UCI gesteht Probleme bei der Angabe von Zeitabständen

Van den Abeele hatte in einem Gespräch mit "Sporza" eingeräumt, dass es in Sachen Abstandsangaben Probleme gegeben habe. Die Wiedereinführung des Teamfunks bei Welt-Titelkämpfen und den Olympischen Spielen stehe allerdings nicht zur Debatte, so van den Abeele.
"Der aktuelle Präsident, David Lappartient, ist kein Fan davon, diese Regel aufzuheben. Also wird da erstmal nicht viel passieren. Sie soll das Rennen attraktiver machen. Man kreiert so mehr Chaos – im positiven Sinne. Ohne Ohrstöpsel muss sich ein Fahrer mehr auf seine eigenen Impulse verlassen und ist weniger ferngesteuert durch den Teamwagen", erklärte der Ex-Profi.
"Dem steht gegenüber, dass die Sicherheit der Fahrer nicht leiden darf. Bei der WM und Olympia, wo wir hauptsächlich auf geschlossenen Rundkursen fahren, ist das einfacher sicherzustellen. Deshalb ist es dort in Ordnung, weil die Risiken geringer sind. Auf offenen Strecken ist das ganz anders, da favorisieren wir den Funk aus Sicherheitsgründen", fügte van den Abeele an.
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