Rugby-WM: Die Viertelfinal-Partien im Vorab-Check

Bevor es aber an die Viertelfinals geht, soll eine Mannschaft noch ihr verdientes Lob bekommen: Japan!

Wahnsinn, was der bisherige "Rugby-Zwerg" bei dieser WM aufgefahren hat. Die Japaner haben uns mit dem 34:32-Sieg über Südafrika im ersten Gruppenspiel den wahrscheinlich herausragenden Moment des Turniers beschert. Der Erfolg war verdient, beim Anschauen des siegbringenden Versuchs in der Nachspielzeit bekomme ich jedes Mal Gänsehaut.

2019 wird Japan die nächste WM ausrichten. Und dann werden wir vermutlich ein neues Weltklasse-Team sehen. Im Land gibt es einen Boom nach den drei Siegen bei dieser WM (noch nie ist übrigens ein Team nach drei Siegen in der Gruppenphase ausgeschieden), Rugby wird in der Spitze und in der Breite zulegen. Auch, dass es im Super Rugby mit den "Sunwolves" künftig ein japanisches Team geben wird, dürfte das Niveau nochmals anheben.

Schön war für mich zu sehen, dass es gebürtige Japaner waren, die dem Spiel ihren Stempel aufgedrückt haben. Ayumu Goromaru war bester Punktesammler der Gruppenphase, bald wird Japan nicht mehr auf derart viele "Entwicklungshelfer" wie Luke Thompson, Michael Broadhurst oder Amanaki Mafi angewiesen sein. Kapitän Michael Leitch lasse ich bei dieser Aufzählung bewusst außen vor. Er lebt schon so lange in Japan, sagt von sich selbst, dass er Japanisch mittlerweile besser spreche als seine Muttersprache Englisch.

Damit aber zur Crème de la crème. Am Samstag und Sonntag steigen die Viertelfinals mit den letzten acht Mannschaften. Viermal kriegen wir das Duell Süd- gegen Nordhemisphäre. Es wird knallen!

Samstag 17:00 Uhr LIVE im TV bei Eurosport: Für mich ist Südafrika der Favorit, aber die junge Mannschaft muss zeigen, dass sie mit echten Drucksituationen umgehen kann (nach der Japan-Niederlage war der Druck noch nicht so immens, weil klar war, dass mit drei Siegen das Viertelfinale erreicht werden würde).

Körperlich sind die Springboks absolut überlegen, aber Wales ist alles zuzutrauen. Wie die Mannschaft mit den vielen Verletzungen umgegangen ist, verdient allergrößten Respekt. Und Wales hat einen nicht zu unterschätzenden Talisman: Prinz William.

Samstag 21:00 Uhr LIVE im TV bei Eurosport: Ganz klar: Die All Blacks sind der große Favorit. Nicht nur in diesem Spiel, sondern auch auf den Titel. Aber: Frankreich hat Neuseeland schon zweimal im Viertel- oder Halbfinale einer WM rausgeschmissen, die Erinnerungen an 2007 (20:18 für Frankreich im Viertelfinale) sind noch recht frisch. Zudem wollen die Franzosen Revanche für das Finale der WM 2011, als die All Blacks mit 8:7 denkbar knapp den Titel holten.

Ich persönlich sehe keinen Spaziergang für Neuseeland und könnte mir einen französischen Sieg gut vorstellen. Diesem Team ist alles zuzutrauen, mit Morgan Parra ist der beste Kicker im Kader in der Startformation, das ist wichtig. Frankreich darf keine Punkte liegenlassen.

Sonntag 14:00 Uhr LIVE im TV bei Eurosport: Das vielleicht spannendste Viertelfinale. Die Iren haben es noch nie über die Runde der letzten Acht bei einer WM hinaus geschafft, dieses Jahr trauen ihnen viele den Titel zu. Wie können sie den Verlust von Kapitän Paul O'Connell wegstecken, wie die Sperre von Sean O'Brien und wie fit ist Jonny Sexton? Viele Fragen bei Irland.

Gegen Frankreich hat es wunderbar geklappt – aber gegen Argentinien? Der WM-Dritte von 2007 ist wahrscheinlich das leidenschaftlichste Team bei dieser WM und fliegt irgendwie immer unter dem Radar, wenn es um die Favoriten geht. Im ersten Gruppenspiel gegen die All Blacks haben sie "nur" 16:26 verloren, sie können jeden schlagen. Eine Prognose: unmöglich ...

Sonntag 17:00 Uhr LIVE im TV bei Eurosport: Riecht nach dem deutlichsten Spiel. Australien hat bisher in allen Spielen überzeugt, die Schotten haben bisher noch keine gute erste Hälfte gespielt. Gegen Samoa haben sie sich im letzten Gruppenspiel mit Ach und Krach ins Viertelfinale gekämpft.

Die Schotten spielen deutlich besser als in den vergangenen Jahren, das ist schön zu sehen, aber ich denke, für Australien wird es nicht reichen – gerade auch nach den Sperren von Ross Ford und Jonny Gray. Es sei denn, sie legen endlich mal einen Hammerstart hin und spielen in den zweiten 40 Minuten ähnlich konzentriert wie bisher. Für die Australier gilt es, ihr Spiel wieder durchzuziehen, dann werden sie nur schwer zu stoppen sein.