Rugby-WM: Eurosport-Kommentator Jan Lüdeke über Respekt, Ehrlichkeit und Stolz

Endlich ist es so weit! Monatelang habe ich auf den Start der Rugby-WM hingefiebert. Und ich denke, allen Rugby-Fans in Deutschland geht es genauso. Leider ist die Szene hierzulande ja überschaubar, aber hoffentlich lassen sich durch die 26 Live-Spiele bei Eurosport einige neue Fans hinzugewinnen. Im Eurosport Player könnt Ihr sogar alle 48 Partien live mitverfolgen.

Rugby ist ein so faszinierender Sport, der Werte wie Respekt, Ehrlichkeit und Stolz verkörpert wie keine andere Sportart. Deutschland ist eine Fußballnation. Daran lässt sich nicht rütteln. Aber mal ehrlich. Verbände und Funktionäre im Fußball brüsten sich immer damit, Vorbild für die Jugend sein zu wollen. Und was passiert auf dem Platz? Bei jedem Pfiff – selbst wenn er offensichtlich richtig war – stürmen mehrere Spieler auf den Schiedsrichter zu und beschweren sich. Beim Rugby akzeptieren die Spieler jede Entscheidung des Unparteiischen, anstelle von Widerreden ist eher ein "Thank you, Sir" zu hören. Das ist Respekt. So ist man Vorbild für den Nachwuchs.

Wer selbst einmal ein Rugby-Spiel in einem der großen Rugby-Länder besucht hat, kennt die besondere Atmosphäre im Stadion. Es gibt keine Kurven, es ist nicht so, dass die Roten auf der einen Seite stehen und die Blauen auf der anderen. Die Fans beider Lager sitzen gemischt nebeneinander, es wird gelacht, es wird gemeinsam getrunken, es wird Beifall geklatscht, wenn die gegnerische Mannschaft eine gelungene Aktion fabriziert. Vor einem Kick auf die Stangen wird es im Stadion mucksmäuschenstill – um den Kicker nicht abzulenken. Das ist Respekt.

In Deutschland hat Rugby ja das Image eines Prügelsports. Da kloppen 30 Grobiane aufeinander ein. Ganz im Gegenteil: Alles läuft mit viel Technik sowie einem durchaus komplizierten Regelwerk zum Schutz der Spieler ab. Klar, Rugby ist hart, dafür gibt es aber absolut keine Gewalt unter Fans. Wozu auch? Und wir werden bei dieser WM wieder Zeugen davon, wie Baumstämme von Männern, jenseits der 1,90 Meter, mit 120 Kilogramm purer Muskelmasse, beim Singen - fast schon Grölen - der Nationalhymne Tränen vergießen werden. Vor lauter Stolz, ihr Heimatland beim drittgrößten Sportevent der Welt vertreten zu dürfen. Endlich ist es so weit!