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Vendée Globe: Escoffier nach Schiff-Drama nachts gerettet

Eurosport
VonEurosport

Update 01/12/2020 um 21:52 GMT+1 Uhr

Spektakuläre Rettung bei der Vendée Globe: Nachdem der Franzose Kevin Escoffier einen Notruf mit den Worten "Ich brauche Hilfe. Ich sinke. Das ist kein Witz" absetzte, suchten seine Kontrahenten Jean Le Cam und der Deutsche Boris Herrmann stundenlang nach Escoffier. Mitten in der Nacht fand Le Cam schließlich seinen Landsmann. Dieser hatte stundenlang auf einem Rettungsfloß ausgeharrt.

Kevin Escoffier bei der Vendée Globe

Fotocredit: Getty Images

Jean Le Cam stand in tiefer Nacht an Deck seiner Yacht und suchte verzweifelt das tosende Meer ab. Irgendwo in der Nähe musste sein Kollege Kevin Escoffier sein, der bei der Vendee Globe ein SOS-Signal gefunkt hatte und hunderte Seemeilen vor Kapstadt elfeinhalb Stunden zwischen fünf Meter hohen Wellen ausharrte. Auf einem Rettungsfloß. Auch der Hamburger Boris Herrmann suchte mit.
"Das Glück hat dazu geführt, dass Kevin gefunden werden konnte. Das ist eine große Erleichterung", sagte Herrmann dem "NDR" nach der Rettungsaktion. Es sei "die Suche nach der Nadel im Heuhaufen" gewesen. "Man wird sich in dem Moment bewusst, wie unglaublich groß das Suchfeld ist."
"Plötzlich sah ich einen Blitz", berichtete der 61-jährige Le Cam später über die spektakuläre Rettungsaktion in finsterer Nacht. Eine Reflexion, er fuhr sofort in die Richtung. "Man schaltet um, aus Verzweiflung wird ein unrealer Moment", sagte der Franzose, der seinem 40 Jahre alten Landsmann Escoffier schließlich einen Rettungsring zuwarf. Um 2:18 Uhr ging bei der Rennleitung die ersehnte Nachricht ein.
Der in Seenot geratene Skipper war wohlauf und berichtete später emotional aufgewühlt, wie sein Boot in zwei Teile gebrochen und er in Lebensgefahr geraten war. Surreal sei es gewesen. Wie in einem Film, "nur schlimmer", sagte Escoffier: "Binnen vier Sekunden ist die Nase des Schiffes abgetaucht, der Bug ist um 90 Grad abgeknickt, überall war Wasser und ich musste sofort die Nachricht schicken, bevor die Elektronik den Geist aufgibt." Darin stand: "Ich brauche Hilfe. Ich sinke. Das ist kein Witz."

Escoffier muss Le Cams Boot wohl verlassen

Ereignet hatte sich der Schockmoment des bis dato Drittplatzierten bei der wohl härtesten Regatta der Welt am frühen Montagnachmittag, auch der erste deutsche Teilnehmer Herrmann änderte seinen Kurs und begann, einen Sektor abzusuchen.
Nach der Rettung nahm er das Rennen nonstop und ohne Hilfe einmal um die Welt mit einer Zeitgutschrift wieder auf - aber im Kopf spukten ihm noch die aufwühlenden Ereignisse herum. "Ich gebe mir heute etwas Zeit, die Sache sacken zu lassen", sagte Herrmann.
Noch am Dienstagabend meldete sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron per Videoanruf bei Le Cam und Escoffier. "Das hat alle Seefahrer stolz gemacht", sagte das Staatsoberhaupt: "Jeder war bewegt von dem, was letzte Nacht passiert ist. Sie haben gezeigt, dass es nicht nur ein Wettbewerb ist. Es geht auch um Werte und Kameradschaft."
Wie es genau bei Le Cam und Escoffier weitergeht, ist noch nicht bekannt. An Bord kann er wohl nicht ewig bleiben, die Nahrung ist nur für eine Person ausgelegt. Am Dienstagabend bestätigte Rennleiter Jacques Caraes der Nachrichtenagentur AFP, dass eine französische Fregatte Escoffier wahrscheinlich bei den Kerguelen auflesen werde.
Der Zwischenfall zeigt einmal mehr, welchen Gefahren die mutigen Skipper ausgesetzt sein können. Es hat in der Geschichte der Vendee Globe schon Todesfälle gegeben. Auch bei der neunten Ausgabe in diesem Jahr gerät das Hightech-Material an seine Grenzen, wie vor Escoffiers Havarie bereits ein Mastbruch und ein gerissenes Großsegel bei weiteren Konkurrenten zeigten.
Auch Le Cam, der Retter, weiß schon länger, wie eng es bei dem Hochseerennen werden kann. Am 6. Januar 2009, während der Vendee Globe 2008/2009, war er derjenige, der aus dem Wasser gezogen musste. Sein Boot war nahe des Kap Hoorn gekentert.
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(SID)
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