DSV-Star Linus Straßer im exklusiven Interview mit Eurosport: "Man darf nicht gleich verzagen, wenn es nicht gleich perfekt läuft"

Linus Straßer gehört seit vielen Jahren zur Weltelite im Slalom. Mit der Bronzemedaille bei der WM 2025 in Saalbach holte der Münchner sein erstes Edelmetall in einem Einzelrennen bei einer Großveranstaltung. Im Sommer wechselte Straßer die Skimarke und erhofft sich davon einen Motivationsschub für den Olympia-Winter, wie der 33-Jährige im exklusiven Interview mit Eurosport verriet.

Straßer exklusiv: "Man darf nicht gleich verzagen"

Quelle: Eurosport

Am Donnerstag feiert Linus Straßer seinen 33. Geburtstag. Zum alten Eisen gehört der Slalom-Spezialist aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Straßer will es nochmal wissen und hat dafür in der Sommerpause die Skifirma gewechselt.
"Ich dachte mir, wenn ich jetzt nicht mehr wechsle, dann mache ich es gar nicht mehr. Ich habe dann für mich gemerkt, dass ich eine neue Herausforderung haben wollte", sagte er im Gespräch mit Eurosport.
Das Tüfteln mit dem neuen Material sei jedoch mit viel Geduld verbunden. "Man darf nicht gleich verzagen, wenn es am Anfang nicht gleich perfekt läuft", so Straßer.
Bei Eurosport zieht er zudem eine gemischte Bilanz der Ski-WM 2025 und äußert sich meinungsstark zur Sicherheitsdebatte im alpinen Rennsport.
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Da ist das Ding! Linus Straßer mit der WM-Bronzemedaille

Fotocredit: Getty Images

Linus Straßer, im Riesenslalom in Sölden hat es leider nicht für den zweiten Durchgang gereicht. Wie lautet Ihr Fazit für den Weltcup-Auftakt?
Linus Straßer: In Sölden ging es vor allem darum, den Startschuss für die neue Saison zu setzen. Ich wollte mit meinem neuen Ski das Rennprozedere einmal durchgehen und das erleben. Ich habe das eher als Training gesehen - mit Startnummer 60 habe ich mir da nichts Großartiges erhofft. Zumal die Bedingungen in Sölden wieder typisch waren: schlechte Sicht, keine gute Piste.
Wie lief generell die Vorbereitung, an welchen Stellschrauben haben Sie im Sommer konkret gedreht?
Straßer: Die Vorbereitung lief ganz gut. Durch den Materialwechsel habe ich aber gemerkt, wie wenig Zeit letztlich bleibt. Die Zeit, die ich hatte, habe ich größtenteils in den Slalom investiert. Ich merke, dass es ein Prozess ist, das neue Material wirklich kennenzulernen und das richtige Setup für unterschiedliche Bedingungen zu finden. Dieser Prozess wird sich sicher in die Saison hineinziehen - da muss man geduldig sein. Natürlich hoffe ich, dass es auf Anhieb gut funktioniert, aber man muss auch realistisch bleiben und darf nicht gleich verzagen, wenn es am Anfang nicht gleich perfekt läuft.
Ich bin 33 Jahre alt. Ich dachte mir, wenn ich jetzt nicht mehr wechsle, dann mache ich es gar nicht mehr. Ich habe dann für mich gemerkt, dass ich eine neue Herausforderung wollte.
Sie haben im Sommer Ihre Skimarke gewechselt. Was hat Sie zu diesem Schritt veranlasst und was erhoffen Sie sich davon?
Straßer: Ich bin 33 Jahre alt. Ich dachte mir, wenn ich jetzt nicht mehr wechsle, dann mache ich es gar nicht mehr. Ich habe für mich gemerkt, dass ich eine neue Herausforderung wollte. Ich glaube, dass das ein cooler Weg ist und ich habe schon im Sommer im Konditionstraining gemerkt, dass mir das einen Motivationsschub gibt. Jetzt geht es darum, die bestmögliche Grundlage zu schaffen, damit es eine gute Saison wird.
Im vergangenen Winter lief es mit Platz zehn im Slalom-Weltcup nicht ganz so gut wie das Jahr zuvor. Was waren die Gründe dafür?
Straßer: Das sind oft nur Nuancen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass nach einer starken Saison der nächste Winter nicht mehr ganz so erfolgreich ist - das gehört einfach dazu. Trotzdem hatte ich auch in der vergangenen Saison sehr gute Rennen, allen voran bei der WM in Saalbach mit dem Gewinn der Bronzemedaille. Wenn man dann von einer nicht ganz so guten Saison spricht, ist das eigentlich auch ein gutes Zeichen.
Was stimmt Sie positiv, dass es in diesem Winter ergebnistechnisch wieder besser klappt?
Straßer: Die vergangene Saison war nicht ganz schlecht - es waren sehr gute Rennen dabei. Bei der WM in Saalbach zum Beispiel hat Clement Noel (als Führender des ersten Durchgangs; Anm. d. Red.) im unteren Teil eingefädelt. Hätte er das nicht gemacht, hätte ich keine Medaille gewonnen. Ich kann das gut einordnen und habe schon damals gesagt: Zwischen dem größten Erfolg und dem größten Misserfolg meiner Karriere lag nur der Einfädler eines anderen - meine eigene Leistung wäre die gleiche geblieben. Ich kann das schon einsortieren und finde, dass es für mich keine schlechte Saison war, auch wenn es auf dem Papier etwas anders aussieht. Es geht jetzt darum, das richtige Setup zu finden, mein Material kennenzulernen und hoffentlich gut in die Saison zu starten.
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Quelle: Eurosport

Wie erwähnt haben Sie bei der WM in Saalbach mit Bronze im Slalom noch für ein Highlight gesorgt. Wie groß waren Erleichterung und Genugtuung für Sie persönlich?
Straßer: Saalbach war ein wenig zwiegespalten. Auf der einen Seite habe ich es total genossen, weil der ÖSV ein unglaubliches Skifest zelebriert hat. Die Stimmung beim Herrenslalom, dem letzten Event der WM, als ich in diesen Zielkessel runtergefahren und im zweiten Durchgang dann auch noch in Führung gegangen bin, werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Was mich auf der anderen Seite aufgeregt hat, waren die Kommentare davor: "DSV bis dahin medaillenlos, jetzt ist Straßer die letzte Chance - der ist aber auch nicht gut in Form." Deshalb konnte es in dem Augenblick auch nicht ganz so genießen. Trotzdem werde ich von dem Erfolgsmoment, den ich dort erlebt habe, noch lange zehren.
Wenn man sieht, wer sich da alles verletzt hat und wie schwer, und dann gleichzeitig die Carbonschiene verbieten will, ohne ein klares Reglement zu haben, kommt etwas zustande, was eine totale Augenwischerei ist.
Im Vorfeld der Weltcup-Saison gab es nach dem tragischen Tod von Matteo Franzoso viele Debatten um die Sicherheit im alpinen Skisport. Wie stehen Sie dazu?
Straßer: Ich finde, dass es grundsätzlich nie verkehrt ist, über Sicherheit zu diskutieren und darüber nachzudenken. Natürlich muss etwas getan werden. Bereits in der vergangenen Saison gab es einige Verletzte - ganz abgesehen von dem tragischen Tod von Matteo Franzoso. Wenn man sieht, wer sich da alles verletzt hat und wie schwer und dann gleichzeitig die Carbonschiene verbieten will, ohne ein klares Reglement zu haben, kommt etwas zustande, was eine totale Augenwischerei ist. Der mediale Druck ist gestiegen, deswegen hat man augenscheinlich etwas beschlossen, was unter dem Strich aber nichts bringt.
Welche weiteren Maßnahmen müssen Ihrer Meinung nach noch ergriffen werden?
Straßer: Für mich ist essenziell - gerade im Speedbereich in den Trainings, aber auch im Riesenslalom - dass die Läufer bestmöglich geschützt werden, durch den Aufbau von Zäunen. Daraus können wir alle lernen und uns weiterentwickeln.
Mit den Olympischen Winterspielen steht ein weiteres Highlight in diesem Winter auf dem Programm. Liegt der Fokus jetzt schon ein Stück weit darauf? Eine Einzelmedaille bei Olympia fehlt Ihnen ja noch.
Straßer: Darauf liegt im Moment noch kein Fokus. Der liegt auf einem guten Saisonstart und darauf, dass die Form Anfang Januar stimmt. Wenn das eintritt, können wir uns auf Olympia freuen. Letztendlich ist das ein Tag mit zwei Durchgängen, an dem jeder ganz vorne sein will, da bin ich nicht der einzige. Von daher ist es ein Event wie jedes andere Großereignis - man muss es ein Stück weit passieren lassen.
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