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Lindsey Vonn im exklusiven Interview: "Wenn wir stürzen, dann stürzen wir"
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Update 11/12/2025 um 16:47 GMT+1 Uhr
Lindsey Vonn hat 2025/26 alles auf ein Ziel ausgerichtet: Bei den Olympischen Winterspielen 2026 will sie in Cortina d'Ampezzo im Alter von 41 Jahren nochmal eine Medaille holen und ihre Karriere damit krönen. In Teil zwei des exklusiven Interviews mit Eurosport-Expertin Viktoria Rebensburg erklärt die US-Amerikanerin, was die Spiele ihr bedeuten und wann sie erstmals von der Teilnahme träumte.
Vonn über Olympia: "Lieber stürzen bei 100 Prozent als nur Zehnte zu werden"
Quelle: Eurosport
So hegte Vonn schon als Neunjährige nach einem Treffen mit der großen US-Skirennläuferin Picabo Street den Traum, einmal bei den Olympischen Winterspielen für ihr Land an den Start zu gehen.
In Teil eins des großen Interviews sprach die US-Amerikanerin über ihre Ziele in ihrer letzten Saison, ihren neuen Coach Aksel Lund Svindal und ihr Vermächtnis für den Skisport.
Im zweiten Teil erklärt sie die Faszination der Olympischen Spiele, an denen Vonn im Februar zum insgesamt fünften und letzten Mal teilnehmen will (6. bis 22. Februar live bei Eurosport).
Außerdem verrät sie, mit welchem gedanklichen Trick die US-Amerikanerinnen bei Olympia immer besonders gut performen.
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Viktoria Rebensburg: Lindsey, was macht die Olympischen Spiele so besonders?
Lindsey Vonn: Zum einen, dass du dein Land repräsentierst. Zum anderen, dass es keine zweite Chance gibt. Es ist nicht wie im Weltcup, wo sofort das nächste Rennwochenende folgt. Es gibt nur diese zwei Minuten. Und wenn du nicht gut bist, hast du deine Chance verpasst. Das ist mit einer Menge Druck und Erwartungen verbunden. Das macht es schwer, auf den Punkt zu performen. Deswegen ist es im Skisport auch oft schwer vorherzusagen, wer gewinnt. Weil es so verdammt hart ist, unter großem Druck fehlerfrei Ski zu fahren. Das ist einfach eine große Herausforderung.
Ich stürze lieber bei 100 Prozent, als Zehnte zu werden und mich dann zu fragen, was falsch gelaufen ist.
Rebensburg: Was ist deine erste Erinnerung an Olympia?
Vonn: Ich erinnere mich, dass ich Picabo Street in Nagano 1998 im Fernsehen gesehen habe. Da war ich 13, also nicht mehr ganz jung, aber damals gab es nur sehr wenige Rennen im Fernsehen. Wenn ich Glück hatte, habe ich mal einen Sieglauf auf VHS-Kassette in die Finger bekommen. Viele wissen heute gar nicht mehr, was eine VHS-Kassette ist. (lacht) Aber die olympischen Rennen konnte man sehen. Deswegen erinnere ich mich gut daran, wie Picabo damals gewonnen hat.
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Rebensburg: Warum scheinen US-Athleten bei Olympia immer besonders gut performen zu können?
Vonn: Ich glaube, weil wir die Olympischen Spiele anders angehen. Für uns ist es mehr: alles oder nichts. Statt: Ich habe alles zu verlieren. Wir haben alles zu gewinnen. Das ist ein großer Unterschied. Es ist unmöglich, dein Bestes zu zeigen, wenn du unter Druck fährst, mit der Angst, irgendwas zu verlieren. Wir Amerikaner haben vielleicht etwas Rebellisches, etwas Freies in uns, wie wir die Spiele angehen. Wenn wir stürzen, dann stürzen wir. Ich für meinen Teil stürze lieber bei 100 Prozent, als Zehnte zu werden und mich dann zu fragen, was falsch gelaufen ist. Oder mir einzugestehen, dass ich mehr hätte geben können, oder dass ich zu nervös war. Ich gebe lieber alles am Berg. 110 Prozent.
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Rebensburg: Bereitest Du Dich auf eine Olympia-Saison anders vor als sonst?
Vonn: Olympia ist auf jeden Fall eine größere Motivation. Ich denke nicht, dass es am Training groß was ändert. Als Skirennläufer musst du stark sein, egal was kommt. Abfahrtsläufer sind nicht wie Sprinter, die zu einem bestimmten Zeitpunkt hin in Bestform sein müssen. Bei uns zählt es das ganze Jahr. Der Gedanke hilft dir in den Momenten, in denen du mal nicht ins Gym gehen willst oder schon zwei Stunden Rad fährst, aber noch eine Stunde musst. Du denkst dran, was deine Konkurrenten investieren. Wenn du eine olympische Medaille gewinnen willst, dann musst du das jetzt durchziehen. Das sind die Gedanken, die einem helfen, wenn deine Motivation mal nicht so da ist.
Seit ich Picabo Street als Neunjährige getroffen habe, wollte ich immer eine Olympionikin werden. Und irgendwie habe ich immer daran geglaubt.
Rebensburg: Wie wichtig ist es für Dich, für Dein Land zu fahren?
Vonn: Es ist eine Ehre für mich. Ich weiß, dass Kinder zuschauen, und versuche einfach, mein Bestes zu geben. Unserem Land zu zeigen, wer wir sind, aus welchem Holz wir geschnitzt sind. Wobei: Eigentlich der ganzen Welt. Ich versuche, ein Vorbild zu sein. Ich bin nicht perfekt, aber wenn du bei den Olympischen Spielen mit den anderen Athleten deines Landes bei der Eröffnungsfeier einläufst, spürst du die Verantwortung und das Gewicht. Zwar auf positive Art, aber es ist trotzdem eine Verpflichtung.
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Rebensburg: Gab es einen speziellen Moment, der Dir klargemacht hat, dass Du für die olympische Bühne gemacht bist?
Vonn: Seit ich Picabo Street als Neunjährige getroffen habe, wollte ich immer eine Olympionikin werden. Und irgendwie habe ich immer daran geglaubt. Auch, wenn ich fürchterliche Jahre hatte, in denen ich oft gestürzt bin, so hatte ich doch immer den festen Glauben daran, es zu den Spielen zu schaffen. Mein erstes Olympia war mit 17 (Kombinationssechste in Salt Lake City 2002 - damals das beste US-Ergebnis bei den Alpin-Frauen, Anm. d. Red.). Da ist mein Traum wahr geworden, alles, was ich mir je erhofft hatte. Und auch wenn meine Träume und Ambitionen irgendwann noch größer wurden, war das doch das Einzige, was ich je gewollt hatte, seit diesem Treffen mit Picabo.
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