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Olympia 2018: Marcel Hirscher - so tickt die "Goldmaschine"

Oliver Scheel

Update 19/02/2018 um 00:41 GMT+1 Uhr

Wenn Marcel Hirscher den Slalom in Pyeongchang gewinnt, stellt er den Uralt-Rekord von Toni Sailer ein und lässt in nahezu allen Kategorien auch den großen Hermann Maier hinter sich. Dabei ist der 28-Jährige in einem perfekt organisiertem Team auch nur ein Rädchen: Das Rädchen, das eben sehr gut Ski fährt. So funktioniert das Team Hirscher.

Olympia 2018: Marcel Hirscher - Der Goldgräber von Pyeongchang

Fotocredit: Getty Images

Marcel Hirscher ist Niederlagen nicht gewohnt. Sechsmal in Folge hat das ÖSV-Ass aus dem Salzburger Land den Gesamt-Weltcup gewonnen. Sechsmal wurde er Weltmeister, den emotionalsten Titel holte er 2013 bei der Heim-WM in Schladming vor 50.000 frenetischen ÖSV-Fans. 55 Mal siegte er bei einem Weltcuprennen, erst im Januar überholte er den legendären Hermann Maier, der 54 Mal ganz oben auf dem Podium stand.
Nur bei Olympia, da wollte ihm der Sieg nicht gelingen. 2010, als 20-Jähriger, wurde er Fünfter im Slalom und Vierter im Riesenslalom. 2014 reichte es nur zu Silber in seiner Paradedisziplin Slalom. Sein Landsmann Mario Matt hatte am Ende die Goldmedaille um den Hals baumeln. Ein drittes Mal sollte der Perfektionist auf Skiern aber nicht leer ausgehen: In Pyeongchang platzte nun der Knoten: Eine unerwartete Goldmedaille gab es schon in der Kombination, im Riesenslalom gewann er wenige Tage später nicht minder eindrucksvoll Gold. Wenn er nun noch den Slalom gewinnt, zieht er mit Österreichs Ski-Idol Toni Sailer gleich, der 1956 dreimal Gold in Cortina d'Ampezzo gewann.

Der Vater ist die Konstante im Team

Hinter dem erfolgreichen Skifahrer Hirscher steht ein ebenso perfekt funktionierendes Team. "Es ist ein Team im Team", wie es die ehemalige Rennläuferin Hilde Gerg formulierte. Das Team Hirscher im ÖSV. Wie aber ist dieses Team aufgestellt? Von Kindesbeinen an überwachte Vater Ferdinand Hirscher die Schritte des kleinen Marcel. Alles, was Hirscher brauchte, um besser zu werden, bekam er. Der ÖSV spielte mit, schließlich hatte man das große Talent des Salzburgers erkannt. Hirscher fand immer schnell sein Setup beim Durchlaufen der einzelnen Stationen, Nachwuchsmannschaft, Europacup, Weltcup. Denn der Vater war die Konstante.
Natürlich hat das 'Team Hirscher' auch einen hochprofessionellen Servicemann: Es ist Thomas Graggaber, selbst ehemaliger Rennläufer. Er stellt seinem 'Boss' die Skier hin, mit denen er dann die Siege einheimst. Und das geht auch nur, wenn man physisch auf der Höhe ist. Sein Physiotherapeut ist Josef Percht. Der hat ihn nach dem Knöchelbruch im August schnell wieder fit für den Weltcup gemacht. Er fährt die Weltcupstationen allesamt mit dem Auto ab, während Hirscher mit Privatjet und Hubschrauber unterwegs ist.

Hirscher nutzt Technologie und moderne Kommunikationswege

Hirscher und sein Team nutzen auch alle technischen Möglichkeiten, die es heutzutage gibt. "Alles ist dokumentiert", sagt Gerg im Gespräch mit Eurosport.de: "Da gibt es 20 paar Skischuhe und einer davon ist der beste bei -3 Grad. Das weiß sicher nicht der Marcel, welcher das ist." Das Team Hirscher nutzt die modernen Kommunikationswege und die Technologie für eine schnelle Analyse. Stefan Illek, ehemaliger Helmkamerafahrer, ist Hirschers Medienbetreuer. Auch hier wird hochprofessionell gearbeitet. Termine werden eingehalten, aber dosiert. Illek hält dem Superstar den Rücken frei und nimmt ihm die Medienarbeit größtenteils ab. Seine Freundin Laura Moisl ist so oft es geht bei ihrem Marcel. Das gibt ihm Ablenkung vom Business.
Und dann gibt es da noch den Trainer Michael 'Mike' Pircher. Der hat den Rohdiamant geformt. Pircher glaubt, in diesem Jahr den stärksten Hirscher aller Zeiten auf den Pisten zu sehen. Dafür trainiert sein Schützling wie besessen. Sein Servicemann ist ungefähr 300 Tage bei ihm. Es gibt kaum zehn trainingsfreie Tage im Jahr eines Marcel Hirscher. Und dabei bleibt er demütig: Nach seinem Sieg im Riesenslalom sagte Hirscher gewohnt bescheiden:
Ich habe ein großartiges Team um mich, großartige Techniker, Serviceleute, Trainer. Wir sind am Höhepunkt. Je älter wir werden, desto besser sind wir. Ich habe gespürt, der Rennski pfeift, das passt
Hirscher aber ist die Maschine in der Maschine. Alles, was ihm sein Team zur Verfügung stellt, nutzt er, um besser zu werden. "Er bündelt die Informationen, setzt alles brutal um", erklärt Gerg. "Alles, was er macht, hat irgendwo einen Sinn und einen Hintergrund. Er ist einfach sehr professionell."
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Hirscher Maier

Fotocredit: Eurosport

Ist Hirscher also der größte aller Zeiten? Den Vergleich mit Hermann Maier mag Hirscher nicht. "Er hat sein Ding gemacht, ich meins", sagte er einmal in einem Interview mit der 'Welt'. Maier fuhr in einer anderen Zeit, oder wie Gerg es formuliert: "Wann hatte ich denn mein erstes Handy? 1995 oder 96. Wie schnell haben die heute eine Analyse vom Lauf? Das kann man mit der Zeit vom Hermann Maier schlecht vergleichen. Und: Hirscher ist in seiner Karriere größtenteils von Verletzungen verschont geblieben. Das ist ein großes Glück."
Doch die Zahlen lügen nicht: Hirschers Erfolge sprechen für ihn. In einem immer professioneller werdenden alpinen Zirkus ist der 28-Jährige der herausragende Perfektionist. Und weil er in dieser Saison noch den Gesamt-Weltcup gewinnen will, lässt Hirscher auch den Team-Wettkampf bei Olympia aus. Für den Erfolg ordnet der Superstar eben alles unter. Und sei es Olympia.
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