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FIS-Renndirektor fordert Verständnis für russische Athleten um Bolschunow: "Weist sie nicht zurück"

Jonas Klinke

Update 28/03/2022 um 17:36 GMT+2 Uhr

Kurz nach Beginn des Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde das gesamte russische Skilanglaufteam von der FIS von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Solange der Krieg anhält, dürfte sich daran nichts ändern. Russlands Verbandspräsidentin Jelena Välbe bereitet dieser Umstand Sorgen. "Ein verlorenes Jahr bedeutet für uns zehn Schritte zurück", sagte sie bei "Telesport".

Alexander Bolschunow, Wladimir Morosow und Jewgenija Tarassowa bei der Propaganda-Veranstaltung des russischen Präsidenten Wladimir Putin (v.l.)

Fotocredit: Imago

Jelena Välbe warnte vor heftigen Folgen für den russischen Skilanglauf. "Wenn wir eine Saison ohne Wettbewerbe unter der Schirmherrschaft der FIS, das heißt ohne Weltcup und Weltmeisterschaften, bestreiten, stehen wir am Rande des Abgrunds", erklärte die 53-Jährige im Interview mit dem russischen Portal.
Mit Alexander Bolschunow und Natalja Neprjajewa hat das russische Team aktuell zwei absolute Top-Stars in seinen Reihen. Nepryaeva krönte sich in der abgelaufenen Saison trotz der verpassten Rennen im März zur Gesamtweltcupsiegerin. Bei den Olympischen Spielen wurde sie mit der russischen Staffel Olympiasiegerin. Zudem holte sie im Skiathlon Silber und im Team-Sprint zusammen mit Julija Stupak Bronze.
Bolschunow gewann in Peking gar fünf Medaillen, darunter dreimal Gold. 2019/2020 und 2020/2021 triumphierte er im Gesamtweltcup und gilt als der größte Konkurrent der Norweger.
Auch dahinter hat Russland bei Männern und Damen einige starke Athleten in den eigenen Reihen. Aus Sicht von Välbe reichen diese interne Duelle auf Dauer aber nicht aus, um das Top-Niveau in Russland zu halten. "Egal wie gut die Konkurrenten von Bolschunow und Neprjajewa auf nationaler Ebene sind, sie sind nicht so stark wie die ausländische Konkurrenz", stellte Välbe klar.

Johaug fordert Entschuldigung von Russen

Erst zuletzt hatten zahlreiche russische Stars mit ihrem Auftritt bei einer Propagandashow von Präsident Wladimir Putin für Aufsehen gesorgt. Auch Bolschunow präsentierte dort seine Medaillen. Aus Norwegen hagelte es dafür teilweise heftige Kritik.
Therese Johaug wünschte sich am Wochenende bei "NRK", dass russische Athleten, die nach Kriegsende wieder an internationalen Rennen teilnehmen wollen, sich zunächst entschuldigen müssten.
FIS-Renndirektor Pierre Mignerey sieht die Thematik und die Rolle der russischen Athleten differenzierter. Gegenüber "NRK" warb er für mehr Verständnis für die russischen Sportlerinnen und Sportler.
"Es kann schwerwiegende Folgen haben, vor allem, weil es sich um berühmte Personen handelt. Man kann Schwierigkeiten mit den Behörden bekommen, wenn man sich öffentlich gegen die Geschehnisse wendet", erklärte Mignerey die Situation in Russland: "Dann hätte er (Bolschunow, Anm. d. Red.) wahrscheinlich sein Land verlassen müssen, wenn er den Wunsch gehabt hätte, seine Karriere fortzusetzen."

Renndirektor: "Glaube nicht, dass Russen diese Freiheit haben"

Anstatt nur zu kritisieren, wünscht er sich mehr Zusammenhalt in der Skilanglauf-Familie. "Ich würde mir von den internationalen Kollegen der Russen ein wenig mehr Verständnis wünschen", so Mignerey. Wenn man wolle, dass sich etwas ändere, müsse man die Russen näher heranführen. "Lehnen Sie sie nicht ab, sondern unterstützen Sie sie", forderte der Franzose.
Über Bolschunows Auftritt sagte er: "Es wäre schön gewesen, zu wissen, ob er eine Wahl hatte, Nein zu sagen. Therese ist in Norwegen geboren, ich in Frankreich, wir sind in Ländern aufgewachsen, in denen wir die Freiheit haben, uns in der Öffentlichkeit frei zu äußern."
Mignerey bezweifelt, dass Bolschunow bei Putins Show aufgetreten sei, weil er den Krieg unterstützt. Nach seinen Informationen wurde der 25-Jährige von einem Rennen nach Moskau eingeflogen und anschließend wieder zurückgebracht.
"Es fällt mir schwer zu glauben, dass er mit der Absicht, den Krieg zu unterstützen, zu der Veranstaltung gefahren ist", sagte Mignerey und warnte vor voreiligen Schlüssen aus der Ferne: "Ich denke, wir sollten vorsichtig sein, wenn wir dies mit unseren eigenen Augen aus Ländern mit viel Freiheit analysieren. Ich glaube nicht, dass die Russen diese Freiheit im Moment haben."
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