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Gregor Schlierenzauer wird nach der Vierschanzentournee in den Skisprung-Weltcup zurückkehren

VonSID

Update 06/01/2017 um 14:18 GMT+1 Uhr

Gregor Schlierenzauer tauchte doch noch auf: Am letzten Tag der Vierschanzentournee mischte sich der größte Star unter Österreichs Skispringern, der gleichzeitig auch ihr größtes Sorgenkind ist, in Bischofshofen unter Teamkollegen und Fans. Er hatte das vermisst, der "Schlieri", schließlich war er lange genug weg gewesen.

Gregor Schlierenzauer kehrt in den Weltcup zurück

Fotocredit: SID

Wenn Schlierenzauer am kommenden Freitag wie geplant im polnischen Wisla in den Weltcup zurückkehren wird, ist es 376 Tage her, dass er die Notbremse zog. Am 3. Januar 2016 marschierte Schlierenzauer wie ein geprügelter Hund vom Bergisel. Auf Platz 33 war er auf seiner Heimschanze gehüpft - geflogen konnte man das nun wirklich nicht mehr nennen - und hatte das Finale verpasst.
In Innsbruck, dort wo er zwei seiner Weltcupsiege gefeiert hatte, von denen er 53 und damit mehr als jeder andere geholt hat, beendete er die Tournee. Entnervt, frustriert, lustlos - eine große Karriere in einer schmalen Sackgasse. Schlierenzauer, der Gläserne, litt sichtlich an Körper und Seele.

Rückschlag durch Kreuzbandriss

Er nahm sich eine Auszeit, nicht die erste freilich, und kehrte seither nicht in den Weltcup zurück - auch weil im folgenden März ein beim Skifahren in Kanada erlittener Kreuzbandriss hinzukam. Schlierenzauer sprach von "Schlussstrich", von "Auszeit", von "unbestimmter Zeit", von "Reißleine" und dem belastenden "Rucksack". Dramatisch klang das, man konnte und musste sich um den in vielerlei Hinsicht fragilen Tiroler Sorgen machen. Zumindest aber das Karriereende erwarten.
Die doppelte Ruptur - im Knie und in der Psyche - nahm Schlierenzauer als Chance: Er drückte auf Reset, stellte alles auf Null. "Ich habe durch die Verletzung und meine Auszeit die Möglichkeit bekommen, nachzudenken, zu reflektieren und analysieren, zu lachen und zu weinen", schrieb er in seinem Internet-Blog: "Ich hatte Zeit, mich zu fragen, wer bin ich, was kann ich, was macht mich aus? Keine einfachen Fragen."
Ob Schlierenzauer Antworten gefunden hat? Zumindest hat nach langen Monaten, in denen er zeitweise völlig abgetaucht war, das Versteckspiel ein Ende. Es gibt mich noch, das war noch nicht alles - auch das sollte der Kurzauftritt in Bischofshofen zeigen.

Harte Arbeit für Comeback

Hart gearbeitet hat Schlierenzauer, an der Basis, im Stiftgymnasium Stams vor allem, wo seine sagenhafte Karriere ihren Anfang genommen hatte. Mit 16 hatte er 2006 in Lillehammer seinen ersten Weltcupsieg gefeiert, mit 22 Jahren alle großen Titel des Skispringens gewonnen: Olympiasieger, Weltmeister, Skiflug-Weltmeister, Vierschanzentournee-Sieger, Weltcup-Gesamtsieger.
Damals, 2012, hätte Schlierenzauer aufhören können, auf dem Höhepunkt wie beispielsweise Biathletin Magdalena Neuner. Er wollte es nicht, er konnte es nicht. Skispringen sei schließlich "einfach extrem schön, das Gefühl in der Luft unbeschreiblich". Und es ging natürlich um Geld: Vor allem sein Helmsponsor, ein österreichischer Flügelgetränk-Hersteller, hatte Schlierenzauer zum Skisprung-Millionär gemacht.
Nun, mehr als drei Jahre nach seinem letzten Weltcup-Sieg, gibt sich Schlierenzauer noch eine Chance, eine womöglich letzte. Es gibt viel zu gewinnen: Bei der WM ab Ende Februar in Lahti, bei Olympia 2018, bei der WM 2019 im heimischen Tirol, in Seefeld. Zu verlieren gibt es vor allem eines: Ruhm. Denn der ist, wie Schlierenzauer, extrem zerbrechlich.
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