Vierschanzentournee in Bischofshofen - Drama um Stefan Kraft im Finale: Martin Schmitt hadert mit Jury-Entscheidung
Das Drama um Stefan Kraft beim Finale in Bischofshofen hat die 73. Vierschanzentournee überschattet. Der bis dahin Tourneeführende musste als letzter Springer des zweiten Durchgangs wegen des auffrischenden Windes rund sieben Minuten auf dem Balken warten und wurde am Ende nur Dritter. Eurosport-Experte Martin Schmitt kritisierte die Jury für ihr Zögern und wünschte sich ein früheres Eingreifen.
Schmitt-Analyse zum Tournee-Krimi: "Jury hat großen Einfluss genommen"
Quelle: Eurosport
Stefan Kraft war am Boden zerstört.
Anstatt nach 2014/15 zum zweiten Mal den Goldadler in den Himmel von Bischofshofen zu strecken, wurde er am Dreikönigstag der tragische Held.
Der bis dato Tourneeführende lag auch nach dem ersten Durchgang beim abschließenden Wettkampf auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Front.
Doch ausgerechnet vor seinem letzten Sprung verschlechterten sich die Windbedingungen, sodass Kraft rund sieben Minuten auf seinen Einsatz warten musste.
Eine Situation, die ihm nicht nur den Rhythmus nahm, sondern auch die Chance auf den Gesamtsieg. Sein Sprung auf 137,5 Meter reichte nicht aus, um die Spitze zu verteidigen.
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Tschofenig gewinnt irres Tournee-Finale - Kraft am Boden zerstört
Quelle: Eurosport
Kraft kritisiert Jury-Entscheidung
Stattdessen zogen seine beiden Teamkollegen Daniel Tschofenig, der sich damit erstmals zum Tourneesieger krönte, und Jan Hörl an ihm vorbei.
Der Salzburger machte daher nach dem Wettkampf seinem Ärger Luft. Vor allem die Anlaufentscheidung der Jury stand in der Kritik.
"Die Jury macht immer dasselbe: Sie starten zu hoch und geraten dann in Schwierigkeiten. Wir (die Topspringer; Anm. d. Red.) springen immer aus Gate 10 oder 11, und dann starten die anderen aus Gate 13 oder 14", sagte Kraft verärgert.
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Kraft kritisiert die Jury: "Sie starten immer zu hoch"
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Schmitt pflichtet Kraft bei
Eurosport-Experte Martin Schmitt konnte den Unmut des 31-Jährigen nachvollziehen und übte ebenfalls Kritik an der Entscheidung der Jury, den Anlauf nicht rechtzeitig anzupassen.
"Ich glaube, es hätte heute durchaus fair sein können. Die Bedingungen haben zwar ein wenig gewechselt, aber die Jury und das Wettkampfmanagement haben einen großen Einfluss auf den Verlauf genommen. Das tut weh, weil es so offensichtlich war, dass man von der Anlauflänge her hätte reagieren müssen", analysierte Schmitt.
Er führte weiter aus: "Spätestens nach Michael Hayböck (Siebter des ersten Durchgangs; Anm. d. Red.) und vor Benjamin Östvold hätte die Jury meiner Meinung nach den Anlauf verkürzen müssen. Dann hätten die letzten sechs Springer alle aus der gleichen Luke starten können - und es hätte auch keine unnötige Pause gegeben."
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König der drei Könige: Tschofenig bekommt Goldenen Adler
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Schmitt: "Jury weiß, was auf dem Spiel steht"
Stattdessen blieb die Jury bei ihrer Entscheidung, trotz des zunehmenden Rückenwinds alle Springer von Luke 14 springen zu lassen - was Kraft letztlich zum Verhängnis wurde.
"Das ist ein Stück weit das Problem: Die Jury weiß genau, was auf dem Spiel steht, und kennt die Bewertungsrichtlinien dieser Saison, bei denen schlechte Landungen streng bestraft werden", führte der Eurosport-Experte weiter aus.
Schließlich sind die Wertungsrichter seit Saisonbeginn angehalten, bei einer unsauberen Landung nun drei statt der bisherigen zwei Punkte abzuziehen.
"Bei Rückenwindbedingungen muss man die Athleten nicht über die Hillsize (142,0 m in Bischofshofen; Anm. d. Red.) springen lassen. Das ist mein Kritikpunkt", betonte er.
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Tschofenig fühlt mit Kraft: "Tut mir sehr leid für ihn"
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Ähnliche Situation bereits in Garmisch
Schmitt erinnerte in diesem Zusammenhang an das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, als sich Tschofenig in einer ähnlichen Situation befand und durch eine unsaubere Landung wertvolle Punkte verlor.
Dies wäre dem 22-Jährigen im Kampf um den Goldadler beinahe zum Verhängnis geworden. "Hätte es heute fairere Bedingungen gegeben, wäre er durch die Haltungsnoten aus Garmisch vielleicht der Verlierer gewesen", mutmaßte Schmitt.
Stattdessen erfüllte sich Tschofenig jedoch seinen großen Traum vom Tourneesieg.
"So ist es manchmal im Skispringen: Eine Tür geht auf, und dann muss man bereit sein. Das war Daniel Tschofenig definitiv. Er hat immer daran geglaubt, eine großartige Leistung gezeigt und verdient gewonnen", schwärmte der 46-Jährige vom Villacher.
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Daniel Tschofenig feiert den Gewinn der Vierschanzentournee mit dem Goldadler
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Schmitt leidet mit Pechvogel Kraft
Für Stefan Kraft bleibt der Ausgang des Tournee-Finales dennoch schmerzlich. Der Routinier war über beide Tage hinweg der stabilste Springer im ÖSV-Team
"Rein sportlich betrachtet war Stefan Kraft für mich der stärkste Springer in Bischofshofen - das haben die Trainings- und Wettkampfsprünge gezeigt", bilanzierte Schmitt.
Doch die langen Minuten des Wartens zehrten an den Nerven des Topfavoriten. "Die Situation war für ihn aber extrem schwierig. Nach so einer langen Pause oben auf dem Balken zu warten, ist hart. Er wird sich ärgern und die Situation als unfair empfinden", vermutete Schmitt.
Der zweimalige Gesamtweltcupsieger sollte mit seiner Einschätzung recht behalten.
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Stefan Kraft verpasste den Goldadler auf dramatische Art und Weise
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Schmitt: "Skispringen ist nun mal eine Freiluftsportart"
Darauf angesprochen, ob die Bedingungen im Finale fair gewesen seien, antwortete Kraft bei Eurosport kurz und knapp: "Nein."
Schmitt konnte den Frust des Salzburgers nachvollziehen, erinnerte aber auch daran, dass Unwägbarkeiten zum Skispringen dazugehören: "Es ist nun mal eine Freiluftsportart, und da trifft die Jury nicht immer das richtige Maß. Damit muss man umgehen."
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Highlights: Tschofenig krönt furiose Aufholjagd mit dem Goldadler
Quelle: Eurosport
Gleichzeitig bedauerte der Team-Olympiasieger von 2002, dass das Tournee-Finale durch diese Umstände überschattet wurde: "Mir wäre es lieber gewesen, egal wie das Ergebnis ausgefallen wäre, der Wettkampf wäre einfach ohne diese Verzögerungen durchgegangen."
Damit dürfte er dem einen oder anderen Skisprung-Fan aus der Seele gesprochen haben.
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Paschke und Wellinger verabschieden sich ordentlich von Tournee
Quelle: Eurosport
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