Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Vierschanzentournee Oberstdorf: 3 Lehren aus dem Auftaktspringen

Luis Holuch

Update 31/12/2017 um 09:24 GMT+1 Uhr

Kamil Stoch hat seine Lehren aus dem "Videobeweis" gezogen und das Auftaktspringen der Vierschanzentournee gewonnen. Die deutsche Tournee-Hoffnung Richard Freitag konnte durch einen zweiten Platz alle Chancen auf den Gesamtsieg wahren - und das trotz eines Patzers im ersten Durchgang. Und dann gibt es noch einige Springer, die jetzt schon aussichtslos zurückliegen. Was uns in Oberstdorf auffiel:

Prevc im Pech, strahlende Podiums-Riege mit Freitag, Stoch und Kubacki (v.l.n.r.)

Fotocredit: Getty Images

1. Das Déjà-vu des Kamil Stoch

Für Kamil Stoch begann die 66. Ausgabe der Vierschanzentournee so wie die 65. endete: mit einer Aufholjagd und einem Tagessieg. Mit seinem sensationellen Satz auf die Tagesbestweite und Hillsize von 137 Metern kletterte der Pole von Platz vier nach ganz vorne.
Wie schon in Bischofshofen vor fast einem Jahr war der 30-Jährige da, wenn es drauf ankam. Er ergriff die Chance und ließ den Vormarsch auch noch spielerisch einfach aussehen.
Wie einige Minuten zuvor schon Johann André Forfang, der nur über die Lucky-Loser-Regelung im Finale war. Doch der Norweger zeigte einen fabelhaften zweiten Sprung und kämpfte sich noch bis auf Platz sieben vor.
Nervös dürfte Stoch trotz seiner Führung nicht werden. Der Pole hat bereits alle großen Einzeltitel gewonnen und macht sich nicht den Druck, den Tournee-Titel verteidigen zu müssen. Das tun auch die glühenden Anhänger und die polnische Öffentlichkeit nicht.

2. DER Beweis für Richard Freitags Form

Es gab vereinzelt Zweifel, ob die Euphorie rund um das deutsche Team und Vorflieger Richard Freitag das Auftaktspringen überleben würde. Zu negativ sind die Erinnerungen der Fans an vergangene Auftaktspringen und erst recht an die Gesamtergebnisse der DSV-Adler. Doch Freitag dürfte mit seinem Auftritt in Oberstdorf nun auch die letzten Zweifler widerlegt haben.
In beiden Durchgängen wurde der Wahl-Oberstdorfer Zweiter und in der Endabrechnung (folgerichtig) auch. 4,2 Punkte liegt er nur hinter Kamil Stoch, umgerechnet nicht einmal 2,5 Meter. Besser ist Freitag noch nie in die Vierschanzentournee gestartet - die Basis für den Erfolg ist gelegt.
Insbesondere nach dem ersten Sprung rieben sich die Beobachter verwundert die Augen und fragten sich: Wenn Freitag 79 Zentimeter zu spät abspringt (siehe Grafik unten) und trotzdem nur 0,3 Punkte hinter Platz eins liegt, wie sieht die Welt dann aus, wenn er mal wirklich pünktlich ist?
Doch das "Missgeschick" hat auch sein Gutes: Freitag weiß, dass er noch mehr rauskitzeln kann, dass er eben noch nicht am Höhepunkt seiner Form angelangt ist. Und: Macht er es wie Kamil Stoch und lernt aus dem "Videobeweis", wird er am Neujahrstag in Garmisch-Partenkirchen wieder ganz oben stehen.

3. Die (jetzt schon) Chancenlosen

Der Grat zwischen Sieg und Niederlage war am Samstagabend denkbar schmal. Im Grunde genommen waren es wenige Sekunden und ebenso wenige Meter pro Sekunde. Der "liebe Herrgott Wind", wie Richard Freitag ihn im Eurosport-Interview nannte, machte die Hoffnungen einiger (Mit-)Favoriten früh in der Tournee zunichte.
Am Härtesten traf es den Tournee-Sieger von 2015/2016, Peter Prevc, der bei seinem bereits technisch missglückten Versuch auch noch die schlechtesten Bedingungen des Tages erwischte und 41. wurde. Noch schwächer startete Fan-Liebling und Skisprung-Dino Noriaki Kasai, der mit 96,5 Metern als 46. denkbar schlecht abschnitt.
Zu denen, die sich den Auftakt in Gänze anders vorgestellt hatten, gehören auch Daniel-André Tande und Michael Hayböck. Der Norweger musste als 20. (sein schlechtestes Saisonergebnis) mehr oder weniger alle Segel streichen. Zu groß scheint der Rückstand von 42 Punkten oder umgerechnet 23,5 Meter. Auch Hayböck, ein wahrer Liebhaber Oberstdorfs ist schon aus dem Rennen. Obwohl maximal als Außenseiter gehandelt, verlief das Springen auf der Schanze, auf der er zuletzt dreimal auf dem Podest stand, für ihn enttäuschend. Er hat als 27. sogar 55,7 Punkte und damit 31 Meter Rückstand.
Einmal mehr bewahrheitete sich also die Tourneeweisheit:
Versuche nicht, die Tournee in Oberstdorf zu gewinnen. Das kannst du nicht. In Oberstdorf kannst du sie höchstens verlieren.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung