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Vierschanzentournee: Der Favoritencheck mit Freitag, Wellinger, Kraft, Stoch, Tande und Kobayashi

Luis Holuch

Update 29/12/2017 um 08:15 GMT+1 Uhr

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch die Vierschanzentournee. Das erste Saisonhighlight der Skispringer steht traditionell zwischen den Jahren an. Richard Freitag geht als Top-Favorit auf den Gesamtsieg an den Start, doch auch einige andere Springer dürfen sich Hoffnungen machen, den goldenen Adler in die Luft zu recken. Eurosport.de macht den Favoritencheck.

Richard Freitag gilt als Favorit auf den Tournee-Sieg

Fotocredit: Imago

Richard Freitag (Deutschland)

Klare Sache: Wer im gelben Trikot des Weltcupführenden zur Tournee anreist, ist der Top-Favorit auf den Sieg. Es gab Fälle, in denen die Gesamtwertung mehr Zufall als alles andere war, in diesem Jahr ist das aber anders.
Entscheidend für Freitags Aufstieg war sicher sein Wohnortswechsel nach Oberstdorf. Täglich mit seinen Teamkollegen und den Trainern zu arbeiten, kann Wunder wirken. Bundestrainer Werner Schuster hat alles daran gesetzt, "dass Rich endlich den finalen Durchbruch schafft". Mit drei Siegen ist er dem schon ziemlich nahe.
Trotz der Favoritenrolle bleibt er gelassen, so, wie er nun einmal ist. Er arbeitet weiter an sich, legt den Fokus auf die wichtigen Dinge.
Schuster sagt:
Für ihn ist es wichtig, seine sieben Sachen im Sprung beisammen zu haben und dann sicherzustellen, dass er sie konstant gut macht.
Bis zum 28. Dezember 2017 ist das geglückt. Konstant gut sind seine Leistungen auf der Schanze und seine Ausbeute an Punkten und Preisgeld. Wenn er seine Form über die Feiertage halten konnte, wird er nur ganz schwer zu schlagen sein. Eurosport-Check: 65 Prozent Siegchance.

Andreas Wellinger (Deutschland)

Nach dem erneuten Kreuzbandriss bei Severin Freund war der Schock in Skisprung-Deutschland groß. Können die DSV-Adler ihren Vorzeigeathleten wieder adäquat ersetzen? Ja, sie können, lautet die beruhigende Antwort. Das liegt auch an Andreas Wellinger. Der Mann vom SC Ruhpolding ist noch einmal merklich gereift und an den erlittenen Rückschlägen gewachsen.
Anders als noch in der Vorsaison ist der Wahl-Münchener von Anfang an ganz vorne mit dabei und liegt derzeit auf Platz zwei in der Gesamtwertung. Mit Rang neun ist er in Wisla in die Saison gestartet - auf der Schanze, auf der ihm sein erster Weltcup-Sieg gelang. Es sollte seine bislang schlechteste Platzierung bleiben.
Seitdem stand der 22-Jährige dreimal in Einzelspringen auf dem Podium, auf jeder Stufe einmal. Gelingt ihm das bei der Vierschanzentournee auch, ist er ein heißer Kandidat für den Sieg. Eurosport-Check: 45 Prozent Siegchance.

Stefan Kraft (Österreich)

Es ist kein Zufall, dass der erste Tourneesieger unter den Springern in diesem Favoritencheck aus Österreich kommt. Mit 16 Erfolgen steht Österreich auf dem ersten Platz in der inoffiziellen Nationenliste. Und es ist auch kein Zufall, dass Stefan Kraft die Vierschanzentournee gewinnen konnte.
Bereits bei seinem dritten Springen bei einer Tournee, in Bischofshofen 2013, stand er zum ersten Mal auf dem "Stockerl". Nach einer Ausgabe mit Leerlauf schlug der Mann vom SV Schwarzach richtig zu: Sieg in Oberstdorf, Platz zwei am Bergisel, Platz drei am Laideregg und fertig war der überlegene Tourneesieg 2014/2015.
Passenderweise besteht eine Parallele zwischen diesem Sieg und der aktuellen Saison: Auch damals konnte Kraft bis zur Tournee keinen Sieg einfahren. In diesem Winter kam er dreimal auf Platz drei, die Unbesiegbarkeit der vergangenen Saison geht Kraft bislang ab.
Sein Vorteil, wie auch der aller anderen nicht-deutschen Mitfavoriten, ist, dass er zu Beginn der Tournee nicht den ganz großen Druck haben wird, da in Deutschland gesprungen wird. Sein Grundniveau ist hoch, noch fehlt der Ausreißer nach ganz oben. Doch er ist und bleibt ohne Zweifel gefährlich. Eurosport-Check: 35 Prozent Siegchance.

Kamil Stoch (Polen)

Polens Superstar und die Tournee - elf Ausgaben sah es danach aus, als ob daraus keine Liebesgeschichte würde. Bis der 30-Jährige schließlich bei der vergangenen Ausgabe gewann. Und das, obwohl er erst in Bischofshofen seinen ersten Tagessieg errang. Zwar profitierte er vom Materialpech Daniel-André Tandes, doch er war im entscheidenden Moment da. Wie bei allen großen Titeln, die er sein Eigen nennen darf.
Mit Podestplätzen in Engelberg hat sich Stoch in Lauerstellung gebracht. Sein derzeitiger Nachteil: Er ruft seinen Top-Sprung noch nicht permanent ab. Ein Faktor, der ihm bei der Tournee den ganz großen Wurf verwehren könnte. Allerdings ist Stoch der Einzige der Top-Favoriten, der zwischen Engelberg und dem Tournee-Auftakt noch einmal Wettkampfpraxis sammelte - bei den polnischen Meisterschaften wurde Stoch Dritter.
Eins ist sicher: Sicher kann man sich bei ihm nie sein. Eurosport-Check: 25 Prozent Siegchance.

Daniel-André Tande (Norwegen)

Wenn man einem Kind mit einem Bilderbuch das Wort "Pechvogel" erklären müsste, würde auf dieser Seite wohl das Gesicht von Daniel-André Tande am Dreikönigstag 2017 erscheinen.
Mit einem denkbar knappen Vorsprung von 1,7 Punkten war der Norweger ins Abschlussspringen der 65. Tournee gegangen. Diesen büßte er zwar schon im ersten Durchgang ein, war aber weiterhin auf Schlagdistanz zu Kamil Stoch. Er ging als Drittletzter vom Bakken, als sich der Clip seiner Bindung löste. Mit einer artistischen Meisterleistung konnte Tande sicher landen, sein Traum vom Tourneesieg war jedoch geplatzt. Es blieb - mit Ausnahme des verpassten Finals in Vikersund - sein mit Abstand schlechtester Wettkampf seither.
In diesem Winter schaffte es der 23-Jährige stets unter die Top Ten. Konstanz ist also kein Problem. Tande weiß die Unterstützung seiner Landsleute hinter sich: Bei seinem Sieg in Garmisch-Partenkirchen drückte mehr als die Hälfte der Bevölkerung vor dem TV die Daumen.
An die Olympiaschanze, wie auch an Innsbruck hat er gute Erinnerungen: Beide Springen konnte er bereits gewinnen. Und das, obwohl er eher ein Fliegertyp ist und diese auf der Knackpunkt-Schanze am Bergisel eher Probleme haben.
In guter Form ist die Schanze aber Nebensache. Dementsprechend ist auch bei dieser Ausgabe Vieles möglich. Eurosport-Check: 25 Prozent Siegchance.

Junshiro Kobayashi (Japan)

Junshiro Kobayashis Tourneebilanz ist ein Abbild seines skispringerischen Schaffens bis zum Sommer 2017: ohne auffälligen Befund. Sein bestes Einzelergebnis war ein 16. Platz in Bischofshofen im Jahr 2012. Doch ähnlich wie bei Richard Freitag hat sich bei Kobayashi im Sommer einiges getan.
Er hat sich eine stabile Anfahrtshocke erarbeitet, die sich direkt auf seine Ergebnisse auswirkte. Beim Auftakt in Wisla stand er ganz oben auf dem Podium und schlüpfte ins gelbe Trikot. In Ruka konnte er die Form bestätigen und sprang auf Platz zehn.
Die vom japanischen Verband angeordnete Pause tat seiner starken Form keinen Abbruch: Nach seiner Rückkehr verfehlte er in Titisee-Neustadt als Vierter das Podest nur hauchdünn, in Engelberg ließ er die Plätze sieben und acht Folgen.
Kobayashi springt konstant, auch bei schwierigsten Bedingungen. Ein gutes Argument, um ihm Außenseiterchancen auf den Tourneesieg einzuräumen. Eurosport-Check: 10 Prozent Siegchance.
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