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Skispringen - Markus Eisenbichler gesteht mentale Probleme: "Entweder ich hole mir Hilfe oder ich höre auf"

Tobias Laure

Update 04/11/2022 um 22:24 GMT+1 Uhr

Markus Eisenbichler gehört seit Jahren zu den prägenden Wintersportlern in Deutschland, was nicht nur an den Erfolgen liegt. Der Oberbayer ist vielmehr einer, der das Publikum mit seinen Emotionen mitreißt. Riesensprünge bejubelt der "Eisei" genauso euphorisch, wie er nach schlechten Versuchen auf sich selbst schimpft. Zuletzt aber "kamen die Emotionen nicht mehr", wie er bei Eurosport erklärt.

Eisenbichler exklusiv über Emotionen: "Schwierig, das zuzugeben"

Wenn Markus Eisenbichler an ein TV-Mikrofon tritt, wird es auch mal deftig. "Der Bergisel ist ab und zu einfach 'ne blöde Sau", wetterte der Skispringer aus Siegsdorf, als es bei der Vierschanzentournee mal wieder in Innsbruck (2021) schlecht gelaufen war. Ein typischer Eisenbichler, der seine Strategie bei einem Skifliegen in Oberstdorf einst mit "Sieg oder Sarg" beschrieb.
Man hört dem sympathischen Sportler einfach gerne zu. Auf Floskeln verzichtet er meist, dafür gibt es Emotionen, Authentizität - und Klartext. Das ist vor Beginn des WM-Winters 2022/2023 nicht anders, denn Eisenbichler hat im Vorfeld des Weltcup-Auftakts im polnischen Wisla (4. bis 6. November live im TV bei Eurosport 1 und auf discovery+) Bemerkenswertes zu berichten.
Ausgerechnet ihm, dem Emotionsmensch, war das Feuer fürs Skispringen abhanden gekommen. "Es ist schwierig, das zuzugeben, aber ich bin froh, dass ich es gesagt und mir Hilfe geholt habe", sagt Eisenbichler im Gespräch mit Eurosport-Reporter David Marcour. "Ich mag das Skispringen noch immer, aber die Leidenschaft war, speziell beim Springen, nicht mehr da."
Obwohl es im Sommer sehr gut gelaufen sei, wären "die Emotionen nicht mehr rübergekommen", so der 31-Jährige.

Eisenbichler: "Entweder ich hole mir Hilfe oder ich höre auf"

"Die Trainer waren zufrieden, haben aber gemerkt, dass ich nicht richtig bei der Sache war. Für mich war klar, dass ich so nicht weitermachen kann", erinnert sich Eisenbichler. Die Karriere sei auf der Kippe gestanden. "Entweder ich hole mir Hilfe oder ich höre auf."
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"Granate!" Eisenbichler mit zweitbester Weite des Tages

Die gute Nachricht: Eisenbichler entschied sich für die zweite Option, holte sich Unterstützung von außen. Er habe "einen sehr guten Mann an die Hand" bekommen. "Ich bin sehr glücklich darüber, habe noch einmal einen Schritt gemacht. Ich bin inzwischen ruhiger und gelassener", beschreibt der DSV-Adler seine persönliche Entwicklung.
Eisenbichler empfindet es als extrem wichtig, dass die Unterstützung dieses Mal nicht aus dem direkten Umfeld kam. "Ob nun von privater Seite oder von den Trainern, es besteht eine emotionale Bindung. Da gibt es vielleicht nicht den harten, klaren Rat. Die versuchen, es angenehmer auszudrücken, aber manchmal braucht es einfach den Experten, der sachlich betrachtet, was dein Problem ist und dir entsprechend Tipps gibt."
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Schwacher Start bei Regen: Eisenbichler quält sich durch die Quali

Eisenbichler heiß auf WM: "Wenn das nur halb so krass wird ..."

Was dem DSV-Adler zusätzlich Aufwind gibt: die Nordischen Skiweltmeisterschaften im Skisprung-Mekka Planica (21. Februar bis 5. März). "Das hat mir wirklich geholfen, das Thema anzugehen. Ich wollte und will bei der WM in Planica dabei sein. Wenn das nur halb so krass wird wie sonst immer beim Skifliegen, dann ist es der Wahnsinn. Die Anlagen sind optimal, die Kulisse und dazu das Bergpanorama - absolut WM-würdig. Ich freue mich mega darauf", betont Eisenbichler, der bei Welttitelkämpfen stets Besonderes leistet.
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In Lahti (2017), Seefeld (2019) und Oberstdorf (2021) sammelte er insgesamt sieben Medaillen, sechs davon glänzten golden. Bei den Skiflug-Weltmeisterschaften 2020 in Planica und 2022 in Vikersund war ebenfalls Verlass auf Eisenbichler: zweimal Silber und einmal Bronze. Rein physisch spricht nichts dagegen, dass der "Eisei" auch in diesem Winter Edelmetall angreift. "Ich bin gut vorbereitet, die Verletzungen sind alle verheilt und brechen hoffentlich nicht wieder auf." Er werde sich "durchbeißen".
Und mental? "Die Emotionen kommen immer noch nicht so viel raus", gibt der Routinier zu, aber: "Ich freue mich, dass es wieder losgeht. Dafür mache ich den ganzen Blödsinn im Sommer ja." Das klingt dann doch wieder sehr nach dem alten Markus Eisenbichler ...
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