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Snooker | Kalb-Blog: Judd Trump beendet bei English Open Durststrecke - über fallende Steine, Monster und Konflikte

Rolf Kalb

Update 09/10/2023 um 19:34 GMT+2 Uhr

Man konnte förmlich spüren, wie schwer die Steine waren, die Judd Trump nach seinem Sieg bei den English Open vom Herzen fielen. Die Durststrecke war in den Augen von Trump selber offensichtlich arg lang. 19 Monate hatte er auf einen Sieg bei einem Weltranglisten-Turnier warten müssen. Den Druck minderte auch sein Sieg beim Masters nicht, meint Eurosport-Kommentator Rolf Kalb in seinem Blog.

Die Entscheidung - Trump macht Titel bei English Open perfekt

Top-Spieler treten nicht an, um ein Viertelfinale oder ein Halbfinale zu erreichen. Selbst die Finalteilnahme ist nur ein schwacher Trost. Den echten Champions geht es um Titel und sonst nichts. Daran bemisst sich ihr Erfolg. Wer wieviele Ranglisten-Turniere gewonnen hat - das bestimmt die Rangordnung unter den Profis. Masters und andere Titel werden da allenfalls im Nebensatz erwähnt.
Deshalb war der Druck für Judd Trump so groß. 19 Monate ohne Titel sind eine lange Zeit für einen Spieler, der mal in einer Saison sechs Pokale und in der nächsten Saison fünf geholt hat. Das hat ihn verunsichert. Vielleicht war auch das der Grund, warum er in Nürnberg beim Finale des European Masters nach einer guten Turnierwoche so abgebaut hat.
In Brentwood hat er es jetzt besser gemacht. Der Erfolg wird sein Selbstbewusstsein steigern. Und Selbstbewusstsein kann er auch aus der Art und Weise ziehen, wie er gewonnen hat. Denn es war nicht ein Sturmlauf im frechen Trump-Stil, der ihn zum Sieg gebracht hat. Das wäre mit der neuen Pomeranze wahrscheinlich auch gar nicht möglich gewesen. Es war ein Sieg des Willens, eine Energieleistung.
Daraus kann er Kraft schöpfen. Darauf kann er aufbauen. Ich warne die Konkurrenz schon einmal vor: Dieses "Monster" (Zitat Zhang Anda) ist gefährlich.

Trump spielt seine Erfahrung aus

Bei Zhang Anda fragt man sich nach der Woche in Brentwood: Wo hat der sich eigentlich die letzten 14 Jahre über versteckt. Das war eine starke Leistung. Im Finale spielte er über lange Zeit wie ein alter Hase.
Nur am Ende machten sich dann doch die Nerven bemerkbar und der Druck wurde zu groß. Sonst hätte Trump wohl keine Chance gehabt. Mit einer solchen Situation umzugehen muss man halt auch erst einmal lernen.
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Trump im Sieger-Interview: "Zhang Anda war besserer Spieler"

Leider tun sich derzeit im Snooker aber auch Konflikte auf. Die ganze Woche war geprägt von verständlicher Kritik am Kalender mit zu vielen Turnieren hintereinander und weiten Reisen dazwischen. Das ist wirklich eine Zumutung für die Spieler und erschwert es ihnen, die Leistung zu bringen, die sie auch von sich selber erwarten.
Ich glaube, diese Terminschwierigkeiten sind auch der Tatsache geschuldet, dass erst ziemlich spät feststand, dass die Turniere in China in den Kalender zurückkehren. Wegen des hohen Preisgeldes ist das ja eine sehr gute Nachricht für alle Spieler, aber zu diesem Zeitpunkt war eben vieles andere schon fix.

WST droht Spielern mit Sanktionen

Ich erwarte (und hoffe) daher, dass der Kalender für die nächste Saison besser strukturiert sein wird. Aber vielleicht hätte die World Snooker Tour (WST) auch besser mit ihren Spielern kommunizieren können.
Der andere Konflikt hat sich zwischen der WST und einer Reihe von Top-Spielern aufgetan. Die wollen bei Showevents in Shanghai und Macau spielen. Shanghai kollidiert mit der Qualifikation der Northern Ireland Open. Die Spieler dort könnten aber wohl rechtzeitig für die Endrunde zurück sein. Macau läuft aber während der Endrunde. Diese Spieler wären in Belfast also auf keinen Fall dabei.
Seit jeher gibt es aber eine Regelung in den Spielerverträgen, die es untersagt, während der TV-Events der WST (das gilt ja auch für die Qualifikationen) an konkurrierenden Veranstaltungen teilzunehmen (das ist nicht die Formulierung aus dem Vertrag, verdeutlicht aber, worum es geht). WST hat die Spieler angeschrieben und Sanktionen angedroht. Mittlerweile marschieren da die Anwälte aufeinander zu.
Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Das wird eventuell noch ein Thema für einen weiteren Blog.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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Glück für Trump im Finale: Millimeterarbeit gegen Zhang Anda

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