Rolf-Kalb-Blog zum Urteil im Match-Fixing-Skandal: Ein Paukenschlag rund um Liang Wenbo und Li Hang

Das war ein Paukenschlag: Die drei unabhängigen Richter von Sport Resolutions haben Liang Wenbo und Li Hang zu lebenslangen Sperren verurteilt. Wenn man sich die Urteilsbegründung durchliest, dann muss man für die Härte der Entscheidung volles Verständnis haben. Die beiden waren als erfahrene Spieler Vorbilder für ihre jüngeren Landsleute und haben das ausgenutzt.

Sie waren sozusagen die Köpfe der Betrugsaffäre und haben andere Spieler nicht nur zum Betrug verleitet, sondern auch unter Druck gesetzt. Dass sie dann auch andere erneut unter Druck gesetzt haben, um alles zu vertuschen, macht ihre Vergehen nur noch verwerflicher. Sie haben dabei auch ausgenutzt, dass eine Reihe der betroffenen Spieler offensichtlich große finanzielle Probleme hatte.

Ob die beiden versuchen werden, gegen die Urteile vorzugehen, weiß ich natürlich nicht. Auch kann ich als Nicht-Jurist nicht einschätzen, ob eine lebenslange Sperre vor einem ordentlichen (staatlichen) Gericht Bestand hätte. Meine Meinung aber ist klar: Für die beiden darf es keinen Weg zurück in den Snooker-Sport geben.

Den anderen acht Spielern steht nach dem Urteil der Weg zurück zumindest theoretisch offen. Ob sie wirklich eine Chance haben, ihre Snooker-Karrieren fortzusetzen, steht auf einem anderen Blatt. So lange sind die acht Spieler gesperrt:

Der erste, der zurückkehren könnte, ist Zhao Xintong. Dessen Sperre läuft bis September 2024. Bis dahin ist er natürlich in der Rangliste so weit abgerutscht, dass er seinen Platz auf der Maintour verloren hat. Er müsste sich also neu qualifizieren. Natürlich: Er ist ein Riesen-Talent (deshalb ist es so tragisch, dass er seine Karriere zunächst einmal weggeworfen hat), aber nach zwei Jahren Wettkampfpause ist selbst für ihn die erneute Qualifikation alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Mal ganz abgesehen von der Frage, wovon er bis dahin leben will. Für mich haben er und die anderen ihr Leben ruiniert.

Das gilt natürlich erst recht für die anderen, die noch längere Sperren kassiert haben. So ist Lu Ning bis April 2028 gesperrt, Yan Bingtao (dem schon ein Betrug im August 2016 nachgewiesen wurde) bis Dezember 2027. Die Strafen sind hart, aber meiner Meinung nach angemessen. Sie unterstreichen die Konsequenz, mit der Snooker gegen Betrug vorgeht.

Gut finde ich auch, dass die World Professional Billiards and Snooker Association (WPBSA) die Urteile mit einer ausführlichen Erklärung öffentlich gemacht hat. So sind die Urteile nachvollziehbar. Wer will kann auch die gesamte 58-seitige Urteilsbegründung nachlesen. Auf diese Weise wird die dringend benötigte Transparenz hergestellt.

Wichtig finde ich aber auch eine weitere Feststellung der Richter in ihrem Urteil: Es gebe "keine Beweise für eine verbreitete Kultur des Fehlverhaltens im Snooker".

Offen ist noch der Fall von Mark King. Der hat nichts mit dem Verfahren gegen die zehn chinesischen Spieler zu tun und wird deshalb unabhängig davon verhandelt.